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Chinas Aktienmärkte in Turbulenzen

19. August 2015

Trotz massiver staatlicher Eingriffe gibt es keine dauerhafte Erholung. So stark wie am Dienstag sind die Kurse lange nicht mehr gefallen. Darunter leiden auch andere Börsen und ein Ende ist nicht in Sicht.

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Symbolbild Börse Schanghai
Bild: GettyImages/AFP/P. Parks

Nach den heftigen Verlusten vom Vortag setzen Chinas Aktienmärkte ihre Talfahrt am Mittwoch zunächst fort. Die Festlandbörsen in Shanghai und Shenzhen waren im Handelsverlauf zunächst um mehr als fünf Prozent abgesackt, bevor die Indizes am Ende sogar deutlich ins Plus drehten. Händler begründeten dies mit der Hoffnung, dass die Regierung die Aktienmärkte stützen könnte. Schon am Dienstag (18.08.2015) hatten beide Börsen mehr als sechs Prozent an Wert verloren - die größten Einbußen seit drei Wochen.

Seit zwei Monaten erleben Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt: Getrieben von Privatanlegern, die Aktien auf Pump kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um mehr als 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni folgte dann ein starker Einbruch. Innerhalb von drei Wochen verlor der Index ein Drittel seines Wertes.

Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung im Juni, zunächst die Kurse zu stabilisieren. Die Zentralbank senkte die Zinsen auf ein Rekordtief, zudem wurde ein riesiges Kaufprogramm für Wertpapiere initiiert. Bis zu 50 Prozent der an den Börsen des Landes gehandelten Aktien wurden vom Handel ausgesetzt. Die Bemühungen zeigen aber nur durchwachsenen Erfolg. Zuletzt kam das Explosionsunglück im wichtigen nordchinesischen Hafen Tianjin erschwerend hinzu. Zu den erneut fallenden Kursen sagten Händler, es seien offenbar wieder verstärkt sogenannte Leerverkäufer am Markt aktiv, die auf fallende Kurse setzten.

Turbulenzen an Chinas Aktienmarkt

Geld für Banken

Um die Wirtschaft zu stützen hat China knapp 100 Milliarden Dollar aus den Fremdwährungsreserven in das Banksystem geschoben. Am Dienstag hatte die Zentralbank die China Development Bank mit 48 Milliarden und die Export-Import Bank of China mit 45 Milliarden unterstützt, wie die Xinhua Nachrichtenagentur berichtete. Die Zentralbank scheine so zu versuchen, die Realwirtschaft im Exportbereich und beim Infrastrukturaufbau zu unterstützen, meinte dazu der Ökonom Barclays Capital, Wang Shengzu.

Um die Wirtschaft zu stimulieren hatte China die Zinssätze vier Mal seit November gesenkt und den Betrag, den die Banken als Sicherheit halten müssen, gesenkt. Das sei aber nicht der Realwirtschaft zu gute gekommen, sondern den Finanzinstitutionen und den Börsen, so Wang.

Gründe für das Auf- und Ab

Analysten begründeten die Turbulenzen an Chinas Börsen damit, dass die Anleger befürchten, die Regierung könnte Stützungsmaßnahmen für die Märkte zurückfahren. "Der Markt wird seinen Abwärtstrend fortsetzen. Die Regierung hat nicht genug Geld oder Bereitschaft, jetzt Aktien zu kaufen", sagte Samuel Chien vom Hedgefonds Shanghai Boom Trend Investment Management.

Zudem verunsicherte die Anleger die anhaltende Schwäche der chinesischen Landeswährung. Sie befürchten einen Abwertungswettlauf, der der Konjunktur weiter zusetzen könnte. Durch den Kursverfall werden Exporte nach China teurer, chinesische Waren auf dem Weltmarkt dagegen billiger. Die chinesischen Währungshüter versuchten diese Sorgen zuletzt herunterzuspielen und erklärten, sie hielten einen neuerlichen Kursrutsch des Yuan für unwahrscheinlich.

Nachdem in der vergangenen Woche der Wechselkurs des Yuan die Märkte in Aufregung versetzt hatte, führte die Pekinger Zentralbank einen neuen Mechanismus zur Festlegung des Yuan-Kurses ein. Seither orientiert sich der Referenzkurs am Schlusskurs des Vortages. Als Folge stürzte der Yuan zeitweise auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren ab.

"Für die Händler zählen im Moment zwei Dinge: die chinesische Wirtschaft und der Zeitpunkt der Zinserhöhung in den USA", sagte Masaru Hamasaki, Chefstratege von Amundi Japan. "Wenn es einen Abschwung in China gibt, werden die Exporte anderer Länder betroffen, auch die japanischen."

Japans Exporte wachsen langsamer

Laut neuen Zahlen bekommt die Exportnation Japan die schwächere Weltkonjunktur bereits zu spüren. Im Juli legten die Exporte der japanischen Unternehmen Daten des Finanzministeriums zufolge um 7,6 Prozent zu, im Juni waren es noch 9,5 Prozent. Ökonomen hatten allerdings einen stärkeren Rückgang erwartet.

In Tokio gab der Nikkei -Index um 1,6 Prozent nach und folgte damit der Wall Street ins Minus. Auch die übrigen Handelsplätze verbuchten Verluste.

In Taiwan sank der Index rund zwei Prozent, in Südkorea knapp ein Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans fiel zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Tief. Einzig in Australien legte der Markt gegen den Trend rund 1,3 Prozent zu.

Rohstoffmärkte unter Druck

Die wieder aufflammenden Sorgen um die Wirtschaft in China, einem der größten Verbraucher von Industrierohstoffen, trübte am Dienstag auch die Stimmung an den Rohstoffmärkten ein. Die massiven Verluste an der Börse in Shanghai, verstärke Händlern zufolge die Angst vor einer Abschwächung der Nachfrage nach Öl oder Kupfer aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. 

iw/ul (rtrs, dpa, afp)