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China rettet deutschen Außenhandel

9. September 2009

Die deutschen Exporte sind im Juni um sieben Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Ohne China wäre das nicht denkbar, sagen Experten. <I> Von Thomas Bärthlein </i>

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Ein Montageschlosser arbeitet in der Sondermaschinenbau Calvörde GmbH (Foto: dpa)
Arbeitsteilung: China exportiert Konsumgüter, Deutschland die Maschinen zur Herstellung derselbenBild: picture-alliance /ZB

Die weltweite Krise ist an Asien nicht vorbeigegangen, und diejenigen Länder in Fernost, die stark vom Export in die USA abhängig sind, hat sie besonders hart getroffen. Aber jetzt, wo große Schwellenländer wie China und Indien zu hohen Wachstumsraten zurückfinden, spielen sie eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung des eingebrochenen Welthandels. Laut den jüngsten Zahlen sind die deutschen Exporte im Juni um sieben Prozent zum Vormonat gestiegen, so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Ohne die Asiaten wäre das nicht denkbar, sagen Experten.

Weg aus der Krise über Asien

Symbolbild Export Hafen Euro Dollar
Die Exporte nach Übersee leiden unter dem starken EuroBild: Fotomontage DW

Bislang macht Asien nur sieben bis neun Prozent des deutschen Außenhandels aus. Aber Professor Henning Klodt vom Kieler Institut für Weltwirtschaft weiß, dass Asien dennoch eine zentrale Rollespielt: "Und zwar nicht unbedingt wegen seines absoluten Gewichts, sondern vor allen Dingen wegen der Veränderung. Denn wir haben ja auf allen Exportmärkten Deutschlands in der letzten Zeit starke Minuszeichen gesehen, und jetzt sind erste Hoffnungszeichen wieder gerade von den asiatischen Exportmärkten zu sehen, so dass der Weg aus der Krise diesmal wohl über Asien gehen wird."

Durch ihre weltweite Präsenz haben deutsche Exporteure den Vorteil, nicht von einzelnen Märkten abhängig zu sein, und seien sie noch so groß. Zurzeit ist die gestiegene Nachfrage aus Asien eine große Hilfe für die deutsche Industrie, erklärt Jens Nagel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA) in Berlin: "Beispielsweise leidet der transatlantische Handel derzeit unter dem sehr hohen Euro-Kurs im Vergleich zum Dollar. Diese Einbrüche werden aber durch die Zuwächse, die wir gerade mit China erzielen, überkompensiert."

China weiterhin größter Kunde

Schwarz-rot-goldene Hand, den Daumen zuversichtlich nach oben gestreckt (Foto: dpa)
Die Erfolgsgarantie für die deutschen Exporte ist der wachsende chinesische MarktBild: dpa/PA

China ist bei weitem der größte Kunde für deutsche Produkte in der Region Asien-Pazifik. Vierzig Prozent der deutschen Exporte in die Region gehen ins Reich der Mitte. Zwar ist China noch nicht stark genug, um alleine die deutsche Industrie wiederzubeleben, aber seine Stellung wird immer wichtiger, sagt Nagel:"Derzeit macht China noch einen relativ kleinen Anteil am deutschen Außenhandel aus, der sich knapp über drei Prozent der Exporte bewegt. Aber wir erleben auf diesem wichtigen Schlüsselmarkt der Zukunft erhebliche Wachstumsraten im zweistelligen Bereich." Und diese Zuwächse würden sich auch weit in das nächste Jahrzehnt fortsetzen, ist Nagel überzeugt. "Deshalb wird China auch die Konjunkturlokomotive für den deutschen Außenhandel werden."

Deutschland könnte den Titel des Exportweltmeisters, den es seit 2003 innehat, dieses Jahr an China verlieren. Nach den jüngsten Zahlen der Welthandelsorganisation WTO haben die chinesischen Exporte die deutschen in der ersten Jahreshälfte erstmals überholt. Aber Ökonom Klodt rät zu Gelassenheit: "China wächst rasant und Deutschland wächst eher moderat, da ist es ja keine Frage, dass irgendwann einmal China auf den Weltmärkten wichtiger werden wird als Deutschland." Das sei jedoch kein Wettlauf, bei dem es eine Goldmedallie gebe und der Zweite leer ausgehe. "Es ist nur eine schlichte Gewichtsverschiebung zugunsten der asiatischen Region, weg von den alten Industrieländern hin zu den jungen, aufstrebenden Ländern." Egal wer am Jahresende als Exportweltmeister dasteht, der Dank der deutschen Industrie dürfte China sicher sein.

Autor: Thomas Bärthlein
Redaktion: Rolf Wenkel