China gibt US-Niveau zu
29. Oktober 2008Bei der Vorlage eines Weißbuches zum Klimaschutz räumte der Vizedirektor der chinesischen Reform- und Entwicklungskommission, Xie Zhenhua, am Mittwoch (29.10.2008) ein, dass Chinas Emissionen inzwischen etwa genauso hoch seien wie die der USA. Das waren im Jahr 2005 immerhin knapp 1,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff - das entspricht knapp sechs Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2).
Dabei spielte Xie die Bedeutung des Ergebnisses jedoch herunter. Mit seinen 1,32 Milliarden Menschen lägen die Pro-Kopf-Emissionen in China im Vergleich zu den USA nur bei einem Fünftel, betonte er. Auch seien 20 Prozent der chinesischen Emissionen das Ergebnis der Produktion von Waren für den Export in entwickelte Staaten.
Ausländische Experten hatten bereits zuvor errechnet, dass China die USA eingeholt oder sogar überholt habe, doch hatte die chinesische Regierung die Angaben bislang nicht bestätigt.
Verdopplung der Emissionen bis 2030 erwartet
Vor den internationalen Verhandlungen über eine Begrenzung der Treibhausgase gibt sich China derweil kompromisslos. Die starke Abhängigkeit Chinas von Kohle werde eine Beschränkung "ziemlich schwierig" machen, hieß es aus Peking.
Mit dem schnellen Wirtschaftswachstum wird der Kohlendioxid-Ausstoß des Landes nach Einschätzung chinesischer Forscher weiter stark wachsen und sich in den nächsten zwei Jahrzehnten sogar verdoppeln. Bis 2020 dürfte sich der ausgestoßene Kohlenstoff demnach auf 2,5 Millarden Tonnen und bis 2030 sogar auf 3,1 Milliarden Tonnen erhöhen. Je nach Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung könnten es noch mehr sein, steht in dem Bericht der Akademie der Wissenschaften, der unter Führung des Klimaforschers Wei Yiming geschrieben wurde.
China sieht Industrieländer in der Pflicht
Die Internationale Energieagentur (IEA) errechnete für China 2005 einen Ausstoß von 1,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, was mit dem Faktor 3,7 multipliziert die Kohlendioxid-Emissionen ergibt.
Trotz dieses massiven Anstiegs vertritt Peking die Auffassung, vor allem die reichen Industrienationen seien im Klimaschutz gefordert und müssten den Entwicklungsländern mit Geld und Technologie helfen. Mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes müssten entwickelte Länder dafür aufwenden, erklärte Xie Zhenhua. Am Dienstag hatte ein Regierungsvertreter fast ein Prozent gefordert.
Wegen ihrer historischen Verantwortung für die angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre seien die Industrienationen "verpflichtet", die ärmeren Staaten mit Kooperation, finanziellen Mitteln und Technologietransfer zu unterstützen, heißt es auch in dem Weißbuch.
Die Forderungen verdeutlichen die Strategie, mit der China in die UN-Klimakonferenz gehen will, die vom 1. bis 12. Dezember im polnischen Posen stattfindet.
Klimaschutz spielt nur eine Nebenrolle
Dennoch hat Peking nach eigenem Bekunden die Umwelt nicht vergessen. Laut dem Bericht steht zwar die wirtschaftliche Entwicklung auch in Zukunft im Mittelpunkt. Gleichzeitig sollen jedoch auch die Ziele Energieeffizienz und Klimaschutz verfolgt werden.
Neue Mechanismen zur Verbreitung umweltfreundlicher Technologien will Regierungschef Wen Jiabao am 7. November auf einer Konferenz mit UN-Vertretern in Peking vorstellen. (gri)