China: Angehörige von DW-Journalist frei
30. März 2016"Ich habe sehr gemischte Gefühle", sagte Chang Ping gegenüber der Deutschen Welle. Natürlich sei er sehr erleichtert, dass seine Familienangehörigen wieder auf freiem Fuß seien. "Auf der anderen Seite hätte all das nicht passieren dürfen." Die Verhaftung habe seiner Familie und dem Verhältnis zwischen seiner Familie und ihm schwer geschadet. Chang Ping arbeitet für die chinesische Redaktion der Deutschen Welle. Seine Angehörigen waren am vergangenen Sonntag festgenommen worden.
Der offizielle Grund: Der Vater und zwei jüngere Brüder des Exil-Journalisten hätten bei einer Zeremonie zur Ahnenverehrung einen Waldbrand ausgelöst, wie die Behörden der Provinz Sichuan am Montag mitgeteilt hatten. Viele Beobachter hatten allerdings ein anderes Motiv vermutet: Chang solle mundtot gemacht werden. "Zum Vorwurf der Brandstiftung kann ich nichts sagen, da ich es nicht nachprüfen kann", sagte Chang Ping. Nach seiner Einschätzung aber hätten die Behörden versucht über seine Familie, Druck auf ihn auszuüben. Chang war während der letzten Tage wiederholt aufgefordert worden, mehrere seiner Artikel zu widerrufen.
Auslöser: kritischer offener Brief an Xi Jinping
Chang hatte in einer Kolumne Mitte März kritisch über Festnahmen im Zusammenhang mit einem gegen den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping gerichteten offenen Brief berichtet. Dieser Brief war Anfang März auf einer chinesischen Internetseite veröffentlicht worden. Darin warfen die Autoren dem chinesischen Staatspräsidenten schwerwiegende politische Fehler vor und forderten ihn zum Rücktritt auf. Kurze Zeit nach Veröffentlichung des Briefes verschwanden zunächst einige Mitarbeiter der Internetseite. Mitte März wurde zudem der chinesische Journalist Jia Jia kurzzeitig verhaftet. Die chinesischen Behörden verdächtigen ihn, zu den Autoren des Briefes zu gehören.
DW-Kolumnist Chang Ping hatte dieses Vorgehen gegen Jia Jia in einem Beitrag für die Deutsche Welle kritisiert. Durch die Verhaftung seiner Verwandten versuchten die chinesischen Behörden nun, Druck auf ihn auszuüben, damit er diese kritische Kolumne zurückzieht, hatte Chang gegenüber der DW erklärt. Zu den Autoren des offenen Briefes habe er nicht gehört, so Chang. Es gebe keinerlei Verbindung zwischen ihm und dem Schreiben.
Auch andere Exilchinesen betroffen
In der vergangenen Woche hatte bereits der in New York lebende Dissident Wen Yunchao gesagt, drei seiner Angehörigen seien festgenommen worden. Mittlerweile sind auch sie wieder freigelassen worden. Wie Chang Ping bestritt auch Wen, etwas mit dem Brief zu tun zu haben. Die jüngsten Festnahmen sind Teil einer Welle der Repression gegen Kritiker und Aktivisten. Seit dem Amtsantritt Xis im Frühjahr 2013 wird in der Volksrepublik eine steigende Zahl von Festnahmen von Anwälten, Journalisten und Dissidenten registriert.