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Chefsache, oder nicht?

Wolter von Tiesenhausen2. Juli 2004

Die Republik steckt in der Krise. Wenn nicht schnell gehandelt wird, können die Deutschen alle Hoffnungen fahren lassen. Nein, es geht nicht um Massenarbeitslosigkeit, Wirtschaftsflaute und Haushaltsnotstände.

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Es geht um wichtigeres: Es geht um Fußball. Rudi Völler, der sich zwar nur Teamchef nennen durfte aber in den Augen der Öffentlichkeit der Bundestrainer war, hat nach der Pleite der deutschen Kicker bei der Europameisterschaft in Portugal das Handtuch geworfen. Jetzt muss schnell Ersatz her, denn 2006 steht im eigenen Land die Weltmeisterschaft an.

Immer wenn es brenzlig wird, erklärt Bundeskanzler Gerhard Schröder den entsprechenden Problembereich zur Chefsache. Das löst zwar nicht die Probleme, macht aber Eindruck. Als ehemaliger Amateurkicker mit dem Kampfnamen "Acker" ist er durchaus sachkundig. Auch kennt er sich in der Abwehr scheinbar überlegener Angreifer aus. Seit Jahren rennen die Christdemokraten gegen seine Mehrheit an, ohne sie wirklich knacken zu können. Zwar gewinnen sie Landtagswahl auf Landtagswahl, doch wirklich bezwingen konnten sie "Acker" nicht.

Zudem ist des Kanzlers Vertrag bis zum Herbst des Jahres 2006, also bis kurz nach der Weltmeisterschaft terminiert. Dann muss Arbeitgeber Wahlvolk neu entscheiden. Allerdings ist dieser Vertrag wesentlich dünner gepolstert als das Vier-Millionen-Engagement, das der Deutsche Fußballbund dem Wunschkandidaten Ottmar Hitzfeld angeboten hatte. Dass an diesem Punkt der durchaus gesunde Erwerbssinn des Kanzlers in unlauterer Weise geweckt werden könnte, ist vermutlich der einzige Grund, warum die wichtigste Nebensache doch nicht Chefsache wird.