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Chaos und Verzweiflung nach Tropensturm

28. September 2009

Die eigenen Rettungskräfte sind überfordert, die Führung in Manila bittet um internationale Unterstützung: Nach dem Tropensturm auf den Philippinen warten Hunderttausende auf Hilfe. Mehr als 240 Menschen starben.

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Eine Familie versucht sich schwimmend auf Trümmern zu retten (Foto: AP)
Eine Familie versucht sich schwimmend auf Trümmern und Autoreifen zu rettenBild: AP

Ob zusammengepfercht in den oberen Stockwerken ihrer Häuser, auf Dächern oder auch nur auf Bäumen ausharrend: Hunderttausende verzweifelte Philippinos haben sich nach dem Tropensturm "Ketsana" und den schlimmsten Überschwemmungen seit vier Jahrzehnten in Sicherheit gebracht, warteten am Montag (28.09.2009) aber immer noch vergeblich auf Hilfe. Die Rettungsdienste sind nach eigenen Angaben angesichts der Masse der Bedürftigen und der Größe des Katastrophengebietes hoffnungslos überfordert.

Soldaten verladen Bündel mit Hilfsgütern in Lkws (Foto: AP)
Soldaten verladen in ihrem Hauptquartier nördlich von Manila dringend benötigte HilfsgüterBild: AP

Regierung Versagen vorgeworfen

Vielerorts wächst der Unmut und die Kritik an der Regierung in Manila. Präsidentin Gloria Arroyo rief die Bevölkerung zur Ruhe auf und bat um Spenden. Man konzentriere sich "zunächst auf die Verteilung von Nahrungsmitteln", versuchte Verteidigungsminister Gilberto Teodoro zu beschwichtigen. Die Philippinen forderten im Ausland dringende Unterstützung an. Erste Hilfslieferungen von den Vereinten Nationen, aus den USA, Japan und China trafen ein.

Die Behörden haben noch keinen vollständigen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe. Die Zahl der Todesopfer ist auf mindestens 240 gestiegen.

80 Prozent der Zwölf-Millionen-Einwohner-Stadt Manila standen am Montag noch meterhoch unter Wasser. Rettungskräfte kämpften sich durch knietiefen Schlamm, um den Überlebenden zu Hilfe zu kommen. Nach Regierungsangaben verloren mindestens 450.000 Menschen durch die Fluten ihr Dach über dem Kopf. 375.000 drängten sich in überfüllten staatlichen Notunterkünften.

Blick über Hütten und Häuserreihen in überschwemmten Straßenzügen (Foto: AP)
Überleben in Schlamm und Trümmern, hier nördlich von ManilaBild: AP

Not und Elend in Manila und Nachbar-Provinzen

In einem Freiluft-Sportstadion in Manila kampierten 3000 Menschen in tropischer Hitze und Feuchtigkeit neben den Leichen von Ertrunkenen. In dem Stadion gab es kein fließendes Wasser und keine funktionierenden Sanitäranlagen. Die Gesundheitsdienste warnten denn auch vor dem Ausbruch von Seuchen. In dem stehenden Brackwasser könnten sich Durchfallerkrankungen und Bakterien rasch verbreiten, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Zudem drohe eine Epidemie mit Dengue-Fieber, da das Wasser Mücken ideale Brutbedingungen biete. Bei alledem werden Ärzte händeringend gesucht.

In Manila zogen unterdessen Plünderer durch die Stadt. Gruppen von Männern schoben Karren mit schlammbedeckten Fernsehgeräten und Ventilatoren durch die Straßen.

Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Tropenstürmen heimgesucht. "Ketsana" zog unterdessen weiter in Richtung Vietnam. (SC/det/gri/afp,ap,dpa)