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Streit um Zulassungschaos beigelegt

GR26. Februar 2009

An den deutschen Universitäten herrscht Chaos beim Studienstart: Die Zulassungsverfahren für begehrte Studienfächer sind weder zeitlich noch inhaltlich aufeinander abgestimmt. Das soll sich in Zukunft ändern.

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Das Logo der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, Foto: dpa
Bild: picture-alliance/ dpa

Jedes Mal zum Ende des Semesters beginnt das gleiche Spiel: Säckeweise stapelt sich in den Universitäten die Post mit den Bewerbungen für das kommende Semester. Jede einzelne muss gesichtet und ausgewertet werden, dann wird entschieden, welche Bewerber einen der begehrten Studienplätze bekommen.

Nur die Besten haben die Wahl

Besonders begehrte Studienfächer sind zulassungsbeschränkt, dabei handelt es sich um Fächer, für die es weit mehr Bewerber als Studienplätze gibt. Für jeden zweiten der rund 11.000 Studiengänge in Deutschland gibt es örtliche Zulassungsbeschränkungen. Nur wer beste Noten hat, bekommt einen Studienplatz. Früher wurden diese Studienplätze durch die "Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen" (ZVS) bundesweit vergeben. Ein Monster der Bürokratie, beschwerten sich viele und forderten eine "Dezentralisierung".

Mittlerweile werden nur noch Studienplätze in medizinischen Fächern zentral über die ZVS vergeben. Die Universitäten dürfen ihre Studenten nun selbst aussuchen, sei es durch Tests oder durch Bewerbungsgespräche. Doch die Bewerbungsverfahren sind nicht einheitlich - und genau darin liegt das Problem.

Studienplätze verwaisen

Da die Studierenden nicht wissen, welche Universität ihnen letztendlich eine Zusage erteilen wird, bewerben sie sich gleich an mehreren Hochschulen. Bekommen sie dann auch mehrere Zusagen und entscheiden sich nicht schnell genug für eine Universität, blockieren sie damit Studienplätze an den anderen Universitäten. Manche Nachzügler bekommen ihre Zulassungsbescheide daher erst, wenn das Semester bereits begonnen hat. Experten schätzen, dass auf diese Weise im vergangenen Semester 20 Prozent der Studienplätze in Fächern mit Zulassungsbeschränkung unbesetzt blieben.

Krisengespräche zur Verständigung

Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Foto:DW-TV
Annette Schavan, Ministerin für Bildung und ForschungBild: DW-TV

Um das Chaos bei der Studienplatzvergabe in den Griff zu bekommen, will sich Bundesbildungsministerin Annette Schavan am 3. März erneut mit Hochschulvertretern und Bildungspolitikern treffen. Bisher gingen die Meinungen auseinander. Während die SPD-Bundestagsfraktion ein Gesetz fordert, das die Vergabekriterien bundesweit einheitlich regelt, hielten die Hochschulrektoren daran fest, dass jede Hochschule ihre Studenten selbst auswählen darf.

Einigung in Sicht

Nun haben sich die Streithähne auf ein neues Verfahren zur Studienplatzvergabe bei den sogenannten "Numerus-clausus-Fächern" verständigt. Die Hochschlrektorenkonferenz ruft dazu auf, dass sich möglichst viele Universitäten an dem bundesweiten Übergangsverfahren der ZVS ab Herbst 2009 beteiligen sollen. Bis zum Wintersemester 2010/2011 ist ein Computersystem geplant, das per Datenabgleich Doppeleinschreibungen und damit Blockaden von Studienplätzen verhindert. Allerdings ist dieses Computersysem noch nicht ganz ausgereift. Die ZVS wird vom Bundesland Baden-Württemberg eine Internet-Studienplatzbörse übernehmen, die noch freie Plätze an den jeweiligen Universitäten anzeigt. Außerdem können Studenten ihren Rangplatz auf den Wartelisten der begehrten Studienfächer einsehen.

Kritik bleibt

Die Frage, ob es ein Gesetzt zur Hochschulzulassung geben soll bleibt weiterhin strittig. Die Bundesländer setzen weiterhin darauf, dass die Universitäten freiwillig an allgemeingültigen Verfahren zur Studienplatzvergabe teilnehmen. Bereits im vergangenen Jahr gab es ein "Übergangsverfahren" der ZVS, an dem allerdings nur vier Universitäten und acht Fachhoschulen teilgenommen hatten.