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Vöpel: "Die UEFA ist ein Monopolist"

Dirk Kaufmann16. September 2013

In dieser Woche startet die Champions-League-Saison. Der Hamburger Ökonom Henning Vöpel spricht im DW-Interview darüber, wie viel Geld in diesem Wettbewerb umgesetzt wird und wer es bekommt.

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Prof. Henning Vöpel vom Hamburgischen Welt Wirtschaftsinstitut (Copyright: Universität Wuppertal)
Prof. Henning Vöpel vom Hamburgischen WeltwirtschaftsinstitutBild: HWWI

DW: Wie viel Geld steht der UEFA für die Champions-League-Saison 2013/14 zur Verfügung?

Henning Vöpel: Die UEFA nimmt durch die Champions League ungefähr 1,5 Milliarden Euro pro Saison ein. Diese Einnahmen bezieht sie vor allem aus Sponsoring-Geldern, der Fernsehvermarktung und dem Merchandising.

Wie viel ist das im Vergleich zur kleineren und weniger bedeutenden Europa League?

Das ist deutlich mehr. Die Vermarktungserlöse sind natürlich höher als durch die Europa League, die weniger attraktiv ist, auch was die Fernsehvermarktung angeht. Man kann davon ausgehen, dass sich das ungefähr im Verhältnis von 3:1 aufteilt.

1,5 Milliarden Euro für die Champions League: Was macht die UEFA damit?

Die UEFA schüttet die Einnahmen an die teilnehmenden Klubs wieder aus – zu ungefähr 80 Prozent. 20 Prozent behält sie selbst für andere Maßnahmen, wie Marketing und dergleichen. Aber 80 Prozent werden an die Klubs ausgeschüttet. Da gibt es verschiedene Schlüssel: Einiges ist gekoppelt an den sportlichen Erfolg, andere Töpfe werden nach anderen Kriterien verteilt. Damit werden zum Teil die kleineren Vereine unterstützt. Es gibt einen Pool, der an die Ligen fließt und dann ist es Sache der nationalen Ligen, zu entscheiden, wie die Gelder verteilt werden. Dieser Betrag ist aber relativ klein, ein großer Teil der Einnahmen ist an den sportlichen Erfolg geknüpft.

Wenn man schaut, wer am meisten Geld bekommt: Das sind die großen Vereine. Wer gewinnt eigentlich immer? Das sind die großen Vereine. Werden dadurch nicht die sportlichen Verhältnisse konserviert?

Das ist tatsächlich so. Die UEFA schüttet enorme Gelder an die großen, an die erfolgreichen Vereine aus. Die sind dann in der Lage, durch Investitionen in ihren Spielerkader und die Infrastruktur ihre Position auszubauen. Und zur gleichen Zeit hat die UEFA mit den Financial-Fairplay-Regeln beschlossen, dass die Ausgaben nicht höher sein dürfen als die Einnahmen. Das wiederum schützt die großen Vereine, die durch die Champions League eben sehr viel einnehmen, vor der Konkurrenz durch die Kleineren, denen es verboten ist, durch Verschuldung, oder das Engagement von Investoren oder Mäzenen, aufzuschließen zu den großen Vereinen.

Spieler des FC Bayern bejubeln ihren Champions-League-Titel 2013 (Foto: REUTERS/Phil Noble)
Die Bayern-Spieler bejubeln ihren Champions-League-Titel 2013, der Verein nahm rund 70 Millionen Euro einBild: Reuters

"Champions League ist ein Milliardengeschäft"

Wenn man sich den vierten deutschen Starter in der Champions League, Schalke 04, anschaut: Die hatten sich qualifizieren müssen und es hieß, ein Sieg in der Qualifikation würde den Unterschied von zwanzig Millionen Euro ausmachen - ein Indiz dafür, um wie viel Geld es geht. Was macht das mit den Vereinen?

Tatsächlich erzeugt die UEFA mit den enormen Summen, die es in der Champions League zu verdienen gibt, einen enormen Druck auf die Vereine. Wir kennen das aus der Bundesliga, dass immer mehr Vereine den Ehrgeiz haben, sich für die Champions League zu qualifizieren. Das ist für die weitere sportliche und finanzielle Entwicklung dieser Vereine enorm wichtig. Nur haben wir das Problem, dass viel mehr Vereine diese Ambitionen haben, als Startplätze zur Verfügung stehen: Stuttgart, Wolfsburg, Schalke, der Hamburger SV - alles Mannschaften, die den Anspruch haben, Champions League zu spielen, aber es können nicht alle schaffen. Das bedeutet, dass sich viele dieser Vereine in der Hoffnung, sich qualifizieren zu können, verschulden. Aber diese Rechnung geht am Ende nicht für alle auf.

Die Champions-League ist aus Sicht vieler Fans eine riesige Geldmaschine. Da gibt es Leute, die würden einen Europapokalwettbewerb wie es früher einmal war, mit K.O.-Runden, vorziehen. Ist das für Sie eine Alternative oder ist das reine Nostalgie?

Das ist in der Tat eine Alternative. Nur ist es so, dass die UEFA mit der Ausweitung der Spiele durch Gruppenphasen einfach sehr viel Geld erzeugen kann. Das passiert nicht immer zum Wohle oder nach dem Willen der Fans, die einfach mal eine K.O.-Runde bevorzugt hätten. Aber die UEFA ist nun einmal ein Monopolist, der einzige Anbieter der Champions League, und kann eigene Vorstellungen gegen den Willen der Fans durchsetzen. Und das ist in der Champions League passiert. Die Einführung der Gruppenphase hat dazu geführt, dass die Einnahmen aus der Vermarktung gestiegen sind. Das war für die Vereine natürlich lukrativer. Die haben zum Teil sogar darauf gedrängt, diese Gruppenphase einzuführen. Insofern haben wir das Resultat einer sehr viel stärkeren Kommerzialisierung durch die UEFA.

Die Mannschaften laufen ins Münchener Stadion ein zum Champions-League-Finale 2012 (Foto: Peter Kneffel dpa/lby)
München: Schauplatz des Champions-League-Finales 2012Bild: picture-alliance/dpa

Das Finale hat in diesem Jahr in London, im vergangenen Jahr in München stattgefunden und im kommenden Jahr wird es in Lissabon stattfinden. Wer entscheidet nach welchen Kriterien, wo das Finale ausgetragen wird?

Es gibt ein Gremium in der UEFA, das darüber befindet. Man kann sich da bewerben und dann gibt es bestimmte Kriterien, die darüber entscheiden, wo der nächste Austragungsort ist: Ein Flughafen muss da sein, das Hotel- und Gaststättengewerbe muss entsprechend sein. Das sind Kriterien, die herangezogen werden und letztlich entscheidet ein Gremium, wo der Austragungsort sein wird.

So ein Finale ist ein dickes Geschäft, aber: für wen? Für die UEFA oder für die Stadt oder den Stadionbetreiber?

Die Stadt profitiert auch immer ein wenig, dadurch, dass man in den Medien ist. Man hat eine gewisse Aufmerksamkeit, begrenzt auf eine Woche vielleicht. Aber natürlich ist es so, dass die UEFA, wie andere Sportverbände auch, das IOC etwa oder die Fifa, sehr viele Sponsoren lizenziert und die Zügel der Vermarktung in den eigenen Händen behält. Deshalb fließt der überwiegende Teil der Einnahmen an die UEFA.

Seit 2006 ist Prof. Dr. Henning Vöpel Senior Economist am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und ist Leiter des Themenbereiches "Gesundheits- und Sportökonomik". Seit 2010 lehrt er außerdem als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hamburg School of Business Administration (HSBA).

Die Fragen stellte Dirk Kaufmann.