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Taifun "Haiyah" nähert sich den Philippinen

Rodion Ebbighausen7. November 2013

Experten erwarten den bisher schwersten Wirbelsturm des Jahres. "Haiyah" nähert sich den Philippinen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 250 Kilometern pro Stunde. Augustus Cerdena schildert seine Eindrücke vor Ort.

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Sattelintebild des Taifuns "Haiyan" vom 06.11.2013.
Bild: Reuters/NOAA

DW: Wie ist die Lage in Manila?

Augustus Cerdena: Das Wetter war in Manila heute sehr wechselhaft. Gerade ist es grau. Es sieht aber noch nicht nach starkem Regen aus. Wenn die Menschen die Nachrichten hören, sind sie angespannt. Aber wenn sie nach draußen gehen, dann merken sie noch nichts von dem Sturm. Wir hier im Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung sind natürlich alarmiert. Wir sind bereit, das Büro zu schließen, wenn es morgen heftig werden sollte. Heute Nacht oder spätestens morgen früh werden wir Genaueres wissen.

Sind die Menschen auf den Philippinen gut informiert?

Es ist natürlich schwer zu sagen, ob jeder informiert ist, aber es ist in den letzten zwei Tagen im Fernsehen und in den Zeitungen viel über den Sturm berichtet worden. Es gibt sehr viele Aktivitäten in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter. Also alle, die Zugang zu diesen Medien haben, sind sehr gut informiert.

Was passiert auf Facebook und Twitter?

Die Menschen sprechen darüber, wie sie sich vorbereiten, wie sie Lebensmittel bunkern, Vorräte anlegen und die Gefahrenzonen verlassen.

Welche Nachrichten oder Bilder erreichen Sie von den am meisten gefährdeten Inseln in den Zentral- und Südphilippinen?

Ich habe bisher zwar noch keine Fotos, aber Satellitenbilder des heraufziehenden Sturms gesehen. Er ist gewaltig! Er bedeckt eine sehr große Region, wenn er in dieser Nacht oder morgen auf Land trifft. Von Freunden auf den Inseln Cebu und Mindanao habe ich gehört, dass es bereits Regenfälle gibt. Die meisten von ihnen verschicken Warnungen.

Kommen diese rechtzeitig an?

Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, dass einige Menschen nicht rechtzeitig informiert werden oder keine Verbindung zu den Städten haben, wo es leicht ist, Hilfe zu bekommen. Bei Mindanao etwa handelt es sich um eine sehr große Insel. Alle betroffenen Regionen müssen gut mit dem Katastrophenschutz zusammenarbeiten. Die lokalen Regierungen haben sich vorbereitet. Es gibt viele Möglichkeiten, die Menschen auf den heraufziehenden Sturm aufmerksam zu machen: Außerhalb Manilas wird normalerweise das Radio genutzt, um selbst die am weitesten abgelegene Orte zu erreichen. Es gibt also von Seiten der Behörden große Anstrengungen, alle Menschen rechtzeitig zu warnen, damit diese ihre Sachen für eine mögliche Evakuierung packen und ihre Häuser vorbereiten können. Das passiert zurzeit im Süden.

Welche Maßnahmen hat die Regierung ergriffen?

Höchste Alarmbereitschaft wurde ausgelöst. Alle Katastrophenschutzeinrichtungen wurden aufgefordert, sich auf ein "worst case"-Szenario vorzubereiten. Erklärtes Ziel: Kein einziges Opfer! Die Evakuierungszentren wurden identifiziert und vorbereitet, Evakuierungspläne ausgearbeitet und Beobachtungsteams für die besonders gefährdeten Gebiete, etwa in der Nähe von Flüssen oder Erdrutschregionen, eingesetzt. Daran arbeiten zurzeit alle in den meisten betroffenen Regionen, wie die Berichte und Nachrichten zeigen, die wir hier sammeln.

Was sind die Sorgen der Menschen? Haben Sie das Gefühl, bestmöglich vorbereitet zu sein?

Es ist schwierig, das von Manila aus zu beurteilen. Es ist nicht das gleiche, als wenn man wirklich dort wäre. Von meinen Freunden, die über die sozialen Netzwerke kommunizieren, höre ich, dass sie sich wirklich Sorgen machen. Nicht, weil sie sich nicht vorbereitet hätten, sondern weil sie nicht wissen, wie stark der Sturm wirklich wird. Wenn er mit 240 bis 250 Stundenkilometern auf das Land trifft ist das viel, aber was die Menschen vor allem beunruhigt, ist die Frage, wie viel Wasser der Taifun mit sich bringt. Wenn es wahr ist, was die Wetterstationen melden, dass es keine sehr heftigen Regenfälle geben wird, dann ist es etwas einfacher, mit dem Sturm fertig zu werden. Die größte Gefahr sind die Wassermassen. Wenn in den Bergen viel Regen fällt, können Erdrutsche auslöst werden. Die eigentliche Sorge momentan ist die Ungewissheit. Es ist eine Sache, die Berichte zu lesen und eine ganz andere, den Sturm wirklich zu erleben.

Augustus Cerdena ist Programmkoordinator der Friedrich-Ebert-Stiftung in Manila.

Das Interview führte Rodion Ebbighausen.