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Vertrauensfrage

2. März 2012

Cloud-Computing ist vielen Unternehmen und Privatanwendern noch unheimlich. Die IT-Branche will deshalb auf der CeBIT um Vertrauen werben.

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Ein Mann geht an einem Messe-Plakat vorbei (Foto: Deutsche Messe AG)
Bild: Deutsche Messe AG

Keine CeBIT ohne ein Mega-Thema. Vor einigen Jahren war es die Green-IT, die angeblich so ressourcenschonende Revolution in der IT-Welt. Dann wurde die Cloud propagiert, Unternehmen und Konsumenten sollten ihre Daten in die Wolke verlagern und ihre Anwendungen aus der Wolke, sprich dem Internet beziehen.

Doch so richtig angenommen wird das wohl noch nicht - es kostet Überwindung, seine Daten, Anwendungen und Geschäftsprozesse einer anonymen Wolke anzuvertrauen. Folgerichtig bemüht sich die Branche jetzt um vertrauensbildende Maßnahmen: "Managing Trust" so lautet das Leitthema der diesjährigen CeBIT, die am kommenden Dienstag (06.03.2012) ihre Pforten in Hannover öffnet.

"Ohne das Vertrauen unserer Kunden werden unsere Geschäftsmodelle, besonders jene, die mit Netztechnologie zu tun haben, keinen Bestand haben", sagt Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbandes Bitkom. Und in der Tat scheint die Branche nach den vielen Datenschutz-Pannen der vergangenen Jahre hier noch erheblichen Nachholbedarf zu haben. "Managing Trust" soll sich deshalb wie ein roter Faden durch das gesamte Angebot der CeBIT ziehen.

Zahlenspiele

Über 4 200 Aussteller aus 70 Ländern erwarten die Messe-Manager - etwas mehr als im Vorjahr. Unter anderem kehren Unternehmen, die der Messe in den vergangenen Jahren ferngeblieben sind, wieder zurück - etwa der koreanische Elektronik-Riese Samsung und der japanische Elektrokonzern Sharp.

Aber was sind schon Zahlen über Aussteller, Besucher und belegte Flächen? "Ob die Messe größer geworden ist oder kleiner, diese ganzen Zahlen sind nicht entscheidend für den Erfolg", sagt Messechef Ernst Raue. "Entscheidend für den Erfolg der Messe ist, dass unsere Kunden Erfolg haben bei der Geschäftsanbahnung. Denn darum geht es hier."

Trotzdem ist die CeBIT keine reine Business-Messe mehr. 2011 stellte die Messe ein neues Konzept vor, das auf vier Säulen beruht. "Pro" ist der Bereich für die Unternehmen, "Gov" steht für Government, also IT-Lösungen für die öffentliche Hand, "Lab" steht für Forschung und "Life" soll alle Privatnutzer ansprechen, nachdem in den vergangenen Jahren mehr Wert auf Fachbesucher gelegt worden war.

Fachkongress

Doch auch die kommen in Hannover weiterhin auf ihre Kosten. IT-Lösungen werden immer komplexer und erklärungsbedürftiger. Deshalb gibt es auf der CeBIT über 1500 Fach- und Firmenvorträge, auf denen sich die Experten schlau machen können. Tatsächlich hat sich die CeBIT zum größten IT-Fachkongress der Welt entwickelt - mit hochkarätigen Rednern wie zum Beispiel Kevin Turner, dem CEO von Microsoft, oder Eric Schmidt, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Google.

Das alles lockt auch die politische Prominenz an: Rund 130 internationale Delegationen aus Politik und Wirtschaft reisen nach Hannover - unter anderem Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und EU-Kommissarin für die "Digitale Agenda", und Viviane Reding, EU-Kommissarin für Justiz und ehemalige IT-Kommissarin.

Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff die CeBIT eröffnen - Brasilien ist das diesjährige Partnerland der CeBIT. "Brasilien ist mittlerweile auf Platz sieben der weltweit größten Technologiemärkte", weiß Messechef Ernst Raue. "Diesmal kommen rund 100 Firmen aus Brasilien, das ist fast eine Verzehnfachung."

Jobsuche

Erstmals wird es auf der CeBIT auch eine Stellenbörse geben, ein Teil der Halle 9 wird den Themen Karriere und Talentsuche gewidmet. Bitkom-Präsident Dieter Kempf beklagt schon seit Jahren den Fachkräftemangel in seiner Branche: "Es gibt 38.000 offene Stellen für IT-Experten. Wir haben viel zu wenig Absolventen in den so genannten MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften."

Doch nicht nur Schulen und Universitäten sind  gefordert, weiß Kempf: "Wir als Unternehmen müssen auch etwas dazu tun: Wir müssen unsere Arbeitsplätze besser ausgestalten, damit zum Beispiel Familie und Beruf besser miteinander vereinbar sind." Wer einen Job in der Branche sucht, dem bietet sich übrigens ein Besuch der Halle 26 am Samstag an, dem so genannten Recruiting Day, sagt Messe-Chef Ernst Raue. Er ist ohnehin überzeugt: "Die CeBIT ist der größte Karrieremarkt der Welt."

Autor: Rolf Wenkel
Redaktion: Henrik Böhme