Camille Claudel: Ein Museum für ihr Werk
Die französische Bildhauerin Camille Claudel war hochbegabt. Aber sie stand ihr Leben lang im Schatten ihres Lehrers und Liebhabers Auguste Rodin. Nun bekommt sie endlich ihr eigenes Museum - in der Nähe von Paris.
Die junge Camille Claudel
Claudel schuf ihre ersten Skulpturen im Alter von 12 Jahren. Damals zog sie mit ihren Eltern nach Nogent-sur-Seine. Ihr Vater zeigte sie dem Bildhauer Alfred Boucher, der schnell ihr Talent entdeckte und förderte. Boucher wurde ihr erster Lehrer. Er stellte sie auch Rodin vor, der sie in seine Klasse aufnahm.
Claudels Skulptur: "Die Hingabe"
Claudel wurde Rodins Muse und Geliebte. Ein Lieblingsthema des Bildhauers waren Paare, die sich umarmen. Dieses Motiv wurde auch von Camille Claudel ausführlich bearbeitet. Es gelang ihr, einen eigenen Stil zu finden.
Claudels "Die Schwätzenden"
Doch trotz aller Bemühungen gelang es Claudel nie, einen öffentlichen Auftrag zu bekommen. Sie wurde immer nur als Schülerin des großen Meisters Rodin angesehen, obwohl sie mit der Skulptur "Die Schwätzenden" einen ganz neuen Weg einschlug. Nach der Trennung von Rodin entwickelte Claudel die Wahnvorstellung, er wolle ihre Ideen ausspionieren.
Vom Familienhaus zum Museum
Nach ihrem Tod geriet Camille Claudel in Vergessenheit. Doch jetzt wurde das Haus ihrer Familie (links im Bild) in Nogent-sur-Seine umgebaut und erweitert und als Museum für die Künstlerin eingeweiht. Der Architekt Adelfo Scaranello hat es geschafft, den Anbau sensibel mit der Umgebung zu verbinden und neue Ausstellungsflächen von 1283 Quadratmetern zu schaffen.
Rundgang durchs 19. Jahrhundert
Die Kunst des 19. Jahrhunderts bildet den Rahmen des Ausstellungsrundgangs im Claudel-Museum. Das große Finale bildet der Saal mit den Skulpturen von Camille Claudel.
Das Goldene Zeitalter französischer Skulptur
Das 19. Jahrhundert gilt als Goldenes Zeitalter der Skulptur in Frankreich. Das Museum zeigt, wie sich die Kunst vom Akademismus weg zu freieren Ausdrucksformen hin entwickelte. Mit Rodin hielt das Experimentelle Einzug in die Skulptur.
Skulptur Jeanne d'Arc von Paul Dubois
Ein Gipsabdruck der Skulptur "Jeanne d'Arc" von Paul Dubois ist ebenfalls im neuen Museum in Nogent-sur-Seine zu sehen. In Auftrag gegeben wurde sie für den Vorplatz der Kathedrale von Reims. Das Reiterstandbild zeigt die Nationalheldin kampfeslustig hoch zu Ross.
Skulpturen von Joseph-Marius Ramus
Vier Generationen bedeutender Bildhauer sind in Nogent-sur-Seine zu entdecken. Einer von ihnen ist der Künstler Joseph-Marius Ramus, der 1845 in die Stadt zog und unter anderem diese beiden Figuren aus Gips schuf.
Der arbeitende Körper
Im letzten Saal schließlich trifft man auf das Werk Camille Claudels. Sie hat viele Ihre Werke eigenhändig zerstört, weil sie fürchtete, Rodin könne sie kopieren. Doch mit 44 Skulpturen gibt das Museum einen guten Einblick in das Schaffen der Bildhauerin.