1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Formel 1 erlebte 2009 zahlreiche Skandale Die Formel-1-Bilanz 2009

28. Dezember 2009

Trotz einer langen Aufholjagd reichte es nicht für Sebastian Vettel. Der Deutsche musste sich mit der Vize-WM begnügen. Dennoch war der junge Formel-1-Pilot beim Sieg des Briten Jenson Button die große Entdeckung.

https://p.dw.com/p/KLfq
Jenson Button im Brawn GP (Foto: dpa)
Weltmeister Button im BrawnBild: picture-alliance/ dpa
Jenson Button in Siegerpose (Foto: AP)
So sehen Sieger ausBild: AP

Die Formel-1-Saison war geprägt von Lügen, Skandalen und einem überraschenden Weltmeister: Jenson Button, der Engländer mit dem Playboy-Image, holte den Titel für das Brawn-GP-Team. Zu Recht, siegte der 29-Jährige doch in sechs von 17 Rennen. Zu verdanken hatte Button seinen Erfolg vor allem Teamchef Ross Brawn, dem einstigen Ferrari-Chefmechaniker. "Ross Brawn heiß nicht umsonst Superhirn", sagte Mercedes Motorsport-Chef Norbert Haug anerkennend: "Er ist ein schlauer Fuchs und ein harter Arbeiter, nicht nur ein Rosenzüchter, wie man ihn manchmal beschreibt, sondern auch ein Züchter von hervorragenden Rennwagen." Brawns zweiter Fahrer, der Brasilianer Rubens Barrichello, belegte Rang drei der Gesamtwertung. Zudem ging auch die Konstrukteurswertung an den britischen Rennstall. Mittlerweile hat Mercedes das Brawn-Team übernommen und wird es 2010 als Silberpfeil-Werksteam an den Start bringen. Als Fahrer konnte Michael Schumacher gewonnen werden. Der "Kannibale", wie er in italienischen Medien genannt wird, trifft bei seinem sensationellen Comeback auf seinen alten Weggefährten Ross Brawn. Unter dessen Regie hatte der Rekordweltmeister seine sämtlichen sieben Titel gewonnen - zwei bei Benetton und fünf bei Ferrari.

"Der Zweite ist der erste Verlierer"

Sebastian Vettel küsst die Sieger-Trophäe in Abu Dhabi (Foto: AP)
Vettels versöhnlicher AbschlussBild: AP

Aus deutscher Sicht war 2009 Sebastian Vettel im Red Bull Fahrer des Jahres. "Uns ist die Vize-Weltmeisterschaft gelungen. Von daher bin ich sehr zufrieden", sagte Vettel nach seinem Erfolg beim Saisonfinale in der Wüste. Bis ein Rennen vor Schluss hatte der 22-Jährige das WM-Duell mit Button offen gehalten. Vier Siege (Shanghai, Silverstone, Suzuka und Abu Dhabi) waren letztlich aber zuwenig. "Der Zweite ist der erste Verlierer", sagte ein trauriger Vettel nach der WM-Entscheidung beim vorletzten Rennen in Brasilien: "Ich habe bis zum Ende an den Titel geglaubt. Als es dann nicht mehr möglich war, war die Enttäuschung im ersten Moment groß." Vettel gilt nunmehr für die neue Saison als der große Favorit. Für Furore will dann auch der 24-jährige Nico Rosberg sorgen. "Ich bin Siebter in der WM. Das ist okay. Und da kann man für nächstes Jahr darauf aufbauen", sagte Rosberg. Der 24-Jährige verlässt Williams und wird neben Schumacher für das neue Mercedes GP Team fahren.

Heidfeld noch ohne Cockpit

Ein anderer Deutscher war weniger zufrieden, Nick Heidfeld musste sich am Ende mit Rang 13 begnügen. Er ist noch auf Cockpitsuche, da sein BMW-Rennstall nach vier Jahren in der Formel 1 aufhört. "Ich bin in Gesprächen mit einigen Teams. Irgendwo unterzukommen wäre kein Problem, aber ich möchte schon noch ein bisschen Erfolg haben", betonte der 32-Jährige voller Ehrgeiz. Drei Plätze besser als Heidfeld positionierte sich Timo Glock im Toyota, obwohl der Deutsche nach seinem Unfall von Suzuka die Saison vorzeitig beenden musste. 2010 fährt Glock für das neue Team Virgin Racing (ehemals ManorGP). Das deutsche Schlusslicht in der WM-Tabelle war Force-India-Pilot Adrian Sutil als 17.

Skandale und Affären wie lange nicht

Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes (Foto: dpa)
Ex-Champion Hamilton fiel nicht nur positiv aufBild: dpa

Andere Fahrer und Teams machten mit Affären auf sich aufmerksam. McLaren-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton etwa belog nach dem Rennen in Melbourne die Sportkommissare. Der entthronte Weltmeister wollte sich einen Vorteil verschaffen. Der Schwindel flog auf und McLaren-Boss Ron Dennis wurde entmachtet. Drahtzieher eines weiteren Skandals war Flavio Briatore. Der Renault-Teamchef hatte seinem Fahrer Nelson Piquet junior beim Nachtrennen in Singapur im September 2008 befohlen, einen Unfall zu inszenieren, damit Teamkollege Fernando Alonso das Rennen gewinnt. Piquet blieb als Kronzeuge straffrei, Briatore wurde lebenslang verbannt. Dagegen hat der Italiener geklagt, das Urteil steht noch aus.

Überschattet wurde die Saison auch von einem schweren Unfall des Brasilianers Felipe Massa. Ihm war in der Qualifikation in Ungarn eine 800 Gramm schwere Metallfeder gegen den Helm geflogen. Massa war auf der Stelle bewusstlos und raste in einen Reifenstapel. Der Ferrari-Pilot musste mit schweren Kopfverletzungen für den Rest der Saison pausieren. Michael Schumacher war kurz davor, für den Brasilianer einzuspringen, sagte dann aber noch aus gesundheitlichen Gründen ab.

Niko Hülkenberg gibt sein Debüt

Der deutsche Rennfahrer Nico Hülkenberg jubelt nach seinem dritten Platz im GP2-Rennen in Monza (Foto: dpa)
Der Neue: Nico HülkenbergBild: picture-alliance/ dpa

Insgesamt konnten sich sechs Deutsche ein Cockpit für die kommende Saison sichern – nur Heidfeld steht noch ohne Rennstall da. Sein Debüt gibt Nico Hülkenberg. Der 22 Jahre alte GP2-Champion geht für Williams an den Start. In seinem ersten Formel-1-Jahr will Hülkenberg auf sich "aufmerksam machen und konstant gute Leistungen bringen". Aus deutscher Sicht ist aber Sebastian Vettel der Hoffnungsträger auf den Weltmeistertitel. "Es verändert sich nicht allzu viel. Und ich bin zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr noch einen drauflegen können", sagte ein angriffslustiger Vettel. Die wohl stärkste Konkurrenz kommt aus England: McLaren hat Weltmeister Jenson Button verpflichtet, der mit Ex-Weltmeister Lewis Hamilton den rein britischen Rennstall komplettiert.

Vier neue Teams im Formel-1-Zirkus

Auch die Formel-1-Teams hat die Finanzkrise nicht verschont. Nach Honda im vergangen Jahr haben jetzt auch BMW und Toyota das Handtuch geworfen. Der Reifenhersteller Bridgestone beendet Ende 2010 sein Engagement. Entsprechend turbulent dreht sich das Rennstall- und Fahrerkarussell. BMW verkauft die eigenen Anteile am Rennstall an Peter Sauber, der in der kommenden Saison mit einem eigenen Team den Startplatz von Toyota übernimmt. Mercedes hat wie erwähnt die Mehrheit am Brawn GP Team gekauft. Und mit Virgin Racing, dem Team US F1, Campos GP und dem Lotus F1 Team werden gleich vier neue Rennställe an den Start gehen. Die einzige größere Neuerung im Reglement ist das Verbot des Nachtankens während der Rennen.

Autor: Arnulf Boettcher / Lutz Udally
Redaktion: Joachim Falkenhagen