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Business auf Rädern

Darius Cierpialkowski, Moskau20. Juni 2006

"Ein Schritt nach vorne“, wirbt Mercedes Benz in russischen Zeitungen für die neue E-Klasse-Generation. Doch viel Mut zeigt der Konzern nicht, wenn es darum geht, in Russland zu produzieren. Die Konkurrenz ist da weiter.

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Ford, Renault, Hyundai, General Motors, nach Jahren sogar Volkswagen – sie alle haben es begriffen. Wer in Russland erfolgreich Autos verkaufen will, der muss auch in Russland produzieren. Der russische Automarkt ist ein Hoffnungsträger, er wächst unaufhörlich. Im letzten Jahr wurden 1,8 Millionen Autos in Russland verkauft, im Jahr 2010 sollen es schon 2,6 Millionen sein. Der Absatz, vor allem ausländischer Marken wächst ständig.

Nur an der Schlagsahne interessiert

Die meisten internationalen Autogiganten haben ihre Chance erkannt und versuchen ein Stück vom russischen Autokuchen abzukriegen. Die meisten spekulieren allerdings nur auf die süße Schlagsahne. Sie geben ihre teuer entwickelte Technologie nicht aus der Hand und montieren lediglich ihre Karossen in Russland, aus vorgefertigten Teilen. Die Angst ist groß, dass das Know-how kopiert wird – wie in China bereits geschehen. Demnächst bauen Toyota, Volkswagen und Nissan neue Werke auf die grünen Wiesen rund um St. Petersburg und Moskau. Ab 2007 will allein VW mehr als 100.000 Autos in Russland produzieren.

Immer mehr internationale Automarken

Doch Russlands Straßen werden, vor allem außerhalb von Moskau immer noch von russischen Marken beherrscht. Altertümlich anmutende Ladas, Wolgas und Schigulis gehören nach wie vor zum Straßenbild. Ihr Benzinverbrauch schlägt alle Rekorde, das Design ist indiskutabel. Einzig der Preis stimmt. In Großstädten gesellen sich allerdings zunehmend japanische, deutsche und amerikanische Marken dazu, in Moskau beherrschen sogar schwarze Luxuskarossen das Bild.

Russisches Detroit

Schon in vier Jahren werden in Russland genauso viele westliche wie russische Marken produziert. Die einheimischen Hersteller stöhnen, die westlichen Konkurrenten reiben sich die Hände. Bis auf DaimlerChrysler werden demnächst alle internationalen Größen der Branche in Russland mit eigenen Werken präsent sein. Die Rahmenbedingungen stimmen: Jahrelange Steuerbefreiung, Bauland zum Sonderpreis und Investitionszulagen sind Standard. In den kommenden Jahren wird das Umland von St. Petersburg zur wohl größten Baustelle von Autowerken in der Welt werden. Gleich vier westliche Konzerne bauen hier um die Wette, ein russisches Detroit entsteht.

Allerdings, das Engagement ausländischer Autofirmen im boomenden Russland ist nicht ohne Risiko. Der Autokonzern Ford bekam dies jetzt zu spüren. Die Zollnachlässe für Ford-Teile wurden vom Staat kurzerhand entzogen. Angeblich hält sich Ford nicht an die Abmachung, mindestens 40 Prozent seiner Autoteile in Russland zu fertigen. Ford sagt, der Grund ist einfach: In Russland gibt es nicht genug Hersteller, die Ford-Teile in ausreichender Qualität produzieren.