1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chinesische Verstimmung

17. Oktober 2007

George W. Bush ist als erster US-Präsident gemeinsam mit dem Dalai Lama in der Öffentlichkeit aufgetreten. Bush begleitete den tibetischen Religionsführer auf dem Weg zur Verleihung der Goldmedaille des Kongresses.

https://p.dw.com/p/BreB
Bush und der Dalai Lama im Kongress, Quelle: AP
Bush und der Dalai Lama im KongressBild: AP

US-Präsident Bush hat die chinesische Führung zu einem Kurswechsel in ihrer Politik gegenüber dem Dalai Lama aufgefordert. China müsse seine Boykotthaltung aufgeben und das Gespräch mit dem tibetischen Religionsführer suchen, sagte Bush am Mittwoch (17.10.2007) bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Ich glaube, es ist im Interesse des Landes, wenn China ihm die Einreise erlaubt und sich mit ihm trifft", sagte Bush vor Journalisten in Washington.

"Mann des Friedens"

Feier des 40. Jahrestages der Eroberung Tibets in Lhasa (2005), Quelle: AP
Feier des 40. Jahrestages der Eroberung Tibets in Lhasa (2005)Bild: AP

Wenn Peking sich mit ihm zum Gespräch zusammensetze, werde die Regierung erkennen, dass der Dalai Lama "ein Mann des Friedens und der Versöhnung" ist, so Bush weiter. Zugleich verteidigte Bush sein Treffen mit dem Tibeter: "Ich bewundere den Dalai Lama." Bush zeigte sich überzeugt, dass seine Begegnung mit dem Friedensnobelpreisträger die Beziehungen zwischen China und den USA nicht beschädigen werde.

Am Abend zeichnte der Kongress den Dalai Lama in einer Feierstunde für seinen Einsatz für Frieden und Menschrechte aus. Während der Zeremonie im Capitol saß Bush neben dem geistigen Oberhaupt der Tibeter. Es sei eine große Ehre für ihn, die Medaille anzunehmen, sagte der Dalai Lama.

"Grobe Einmischung"

China hatte die Ehrung als Farce kritisiert. Der Chef des Amts für religiöse Angelegenheiten, Ye Xiaowen, warf dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter am Mittwoch vor, seit langem die Spaltung Chinas zu betreiben. Er forderte den Dalai Lama auf, seine Träume über eine Unabhängigkeit Tibets aufzugeben.

Der Schal, den Angela Merkel bei diesem Treffen im September trägt, ist ein Mitbringsel des Dalai Lama, Quelle: AP
Der Schal, den Angela Merkel bei diesem Treffen im September trägt, ist ein Mitbringsel des Dalai LamaBild: AP

Zuvor hatte Peking bereits ein Treffen Bushs mit dem Dalai Lama am Dienstag im Weißen Haus als "grobe Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten" verurteilt. Wenige Stunden vor dem Treffen hatte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Liu Jianchao, erklärt, die Begegnung stelle eine schwere Verletzung der grundlegenden Regeln der internationalen Beziehungen dar. Sie verletze "die Gefühle der Chinesen". China fordere die USA "ausdrücklich dazu auf, den Fehler zu korrigieren, die betreffenden Arrangements abzusagen und sich nicht mehr in die internen Angelegenheiten Chinas einzumischen", sagte der Sprecher. Das Treffen fand nicht im Oval Office statt, wo der Präsident seine Amtsgeschäfte führt, sondern in den Privaträumen. Zudem gaben beide Seiten nach dem halbstündigen Gespräch keine Erklärung ab.

"Nicht allzu viel Wind machen"

Angesichts der chinesischen Verstimmung war das Weiße Haus bemüht, jede weitere Zuspitzung zu vermeiden. "Wir wollen in der Sache nicht allzu viel Wind machen und den Chinesen nicht auf die Füße treten", sagte die Sprecherin des Weißes Hauses, Dana Perino. Sie verwies darauf, dass der Dalai Lama bereits in der Vergangenheit mehrfach im Weißen Haus empfangen wurde. "Es ist ja nicht so, dass der Präsident den Dalai Lama nicht bereits zuvor getroffen hat."

Der buddhistische Mönch gilt als Symbolfigur des tibetischen Widerstands gegen die Besetzung seiner Heimat. China, das die Himalaya-Region 1950 annektierte, betrachtet den Tibeter als Separatisten und kritisiert daher regelmäßig dessen Treffen mit ausländischen Politikern. Nach einem Besuch des Dalai Lama bei Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte China bereits den für Dezember geplanten Menschenrechtsdialog sowie andere Termine mit deutschen Vertretern abgesagt. (stu)