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Bush und Putin auf Versöhnungskurs

Daniel Wortmann27. September 2003

Seit dem Irak-Krieg hat die Männerfreundschaft zwischen US-Präsident Bush und dem russischen Staatschef Putin merklich gelitten. In Camp David wollen sie die Wogen glätten.

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Wollen Konflikte beilegen: Präsidenten Bush und PutinBild: AP

Nachdem Wladimir Putin mit Deutschland und Frankreich gemeinsame Sache gemacht und sich entschieden gegen den Irak-Krieg ausgesprochen hatte, beherrschen Distanz und Anspannung das Verhältnis zwischen Russland und den USA. Monatelang hatte Russland eine militärische Auseinandersetzung zu verhindern gesucht. Auch nach dem erfolgreichen Krieg bleibt die russische Regierung bei ihrer Einschätzung. Die derzeitigen Probleme beim Wiederaufbau zeigten erst recht, dass Russlands Position richtig gewesen sei, gab Putin unlängst zu bedenken.

Atomwaffen im Iran?

Als Streitpunkt gilt auch der Iran. Die USA werfen Russland vor, die nuklearen Experimente des Iran zu fördern und damit die Weiterverbreitung von Atomwaffen zu ermöglichen. Russland dagegen weist darauf hin, dass es sich um zivil genutzte nukleare Anlagen handele. Auch amerikanische und westeuropäische Unternehmen kooperierten im Atombereich mit dem Irak.

Im Bereich der Energiepolitik scheiden sich ebenso die Geister. Die Zusammenarbeit in Energiefragen ist auf dem Papier lange vereinbart. Russland sollte mit Hilfe der USA als alternativer Öllieferant gefördert werden, um die Unsicherheiten im Nahen Osten auszugleichen. Doch fehlen die nötigen Investitionen, so dass Russland weiterhin den Blick nach Asien richten muss und auch Amerika selbst von den üblichen Anbietern abhängig ist. Dort wiederum bieten die Ölquellen des Irak Anlass für neuen Streit.

Kampagne gegen Putin

Am Dienstag (23.9.2003) unternahm der millionenschwere russische Unternehmer Boris Beresowski mit seiner "Stiftung für Bürgerrechte" den Versuch, die wohl wichtigste tragende Säule der amerikanisch-russischen Beziehungen anzugreifen: das persönliche Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Staatsoberhäuptern. In ganzseitigen Anzeigen in großen amerikanischen und europäischen Tageszeitungen stellte er "sieben Fragen an Präsident George Bush über seinen Freund Wladimir Putin".

Darin geht er mit Putin hart ins Gericht. Demokratische Institutionen habe der russische Präsident ausgehöhlt, mit Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit eine militärische Hysterie beim Volk hervorgerufen. Kriegsverbrechen in Tschetschenien werden ebenso angeprangert wie die Tötung von 129 unschuldigen Zivilisten bei der Geiselnahme in einem Moskauer Theater im Oktober 2002. Präsident Bush, der vor zwei Jahren noch die Seelenverwandtschaft mit seinem russischen Amtskollegen verkündet hatte, solle seine Meinung über den Ex-KGB-Mann nochmals genau überdenken.

Versöhnung in Sicht

Die jetzigen Missklänge werden jedoch kaum von Dauer sein. Nicht ganz zufällig haben sich die beiden Staaten zuletzt in verschiedenen strittigen Punkten aufeinander zu bewegt. So halten es die USA mittlerweile für möglich, Russland an dem Aufbau ihres geplanten Raketenabwehrsystems zu beteiligen. Im Kreml hat man sich indes dazu durchgerungen, eine militärische Beteiligung Russlands im Irak auch dann zu befürworten, wenn sie unter amerikanischer Befehlsgewalt stünde. Denn auch Putin weiß die Einladung nach Camp David einzuordnen: Eine Audienz auf dem Landsitz des US-Präsidenten ist eine seltene Ehre, die nur engen Freunden und Verbündeten zuteil wird.