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Bush besucht Indien und Pakistan

Daniel Scheschkewitz, Washington1. März 2006

US-Präsident Bush besucht Indien und Pakistan, um die Beziehungen zu den beiden Partnern der USA zu festigen. Pakistan ist für Washington als Verbündeter gegen den Terror wichtig; Indien als aufstrebende Regionalmacht.

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Bush und Indiens Premier Manmohan Singh (l.) 2004 in New York
Pervez Musharraf
General Pervez MusharrafBild: dpa - Report

Zuletzt hatte mit Bill Clinton ein US-Präsident Indien im Jahr 2000 besucht. Seitdem hat sich der Subkontinent neben China zur zweiten wirtschaftlichen Supermacht auf dem asiatischen Kontinent entwickelt. Während seines dreitägigen Indien-Aufenthalts wird Bush als erster US-Präsident eine Rede vor dem Parlament in Delhi halten und damit auch der größten Demokratie dieser Welt mit etwa einer Milliarde Menschen seine Reverenz erweisen. Mit China und Indien sind den USA nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene zwei ernsthafte Konkurrenten erwachsen. Indien ist außerdem Atom-Macht, auch wenn das Land sich bisher geweigert hat, dem Atom-Waffen-Sperrvertrag beizutreten.

Nuklearpakt

Die USA und Indien hatten im vergangenen Juli nicht nur eine engere militärische Zusammenarbeit, sondern auch einen Nuklearpakt angekündigt, bei dem die USA das zivile Atomprogramm Indiens unterstützen will - nicht zuletzt, um den wachsenden Energie-Bedarf des Landes zu sichern. Der Vertrag ist allerdings noch nicht unterschriftsreif und Bush forderte die indische Regierung im Vorfeld seiner Reise auf, ihr ziviles und militärisches Atom-Programm klar voneinander zu trennen. "Dies ist weder für Indien noch für die USA eine einfache Entscheidung. Die Umsetzung unseres Paktes wird Zeit und Geduld brauchen. Von beiden Seiten", sagte Bush. "Ich fordere Indien auf, einen glaubwürdigen, transparenten und vertretbaren Plan zur Trennung seiner zivilen und militärischen Atom-Aktivitäten vorzulegen."

In den USA stößt der Nuklearpakt vor allem im Kongress auf Widerstand. In Indien gibt es noch aus den Zeiten des Kalten Krieges herrührende anti-amerikanische Ressentiments als der Subkontinent sich eng an Moskau angelehnt hatte.

Wichtiger Markt

Harrier in Afghanistan
Ein US-Kampfjet nach dem Start in der Luftwaffenbasis Bagram (2002)Bild: AP

Mit seinem rasanten Wirtschaftsaufschwung gehört Indien heute zu den potenziell wichtigsten Absatzmärkten für amerikanische Produkte. Gleichzeitig stellt es jedoch auch eine Bedrohung für amerikanische Arbeitsplätze dar, da immer mehr US-Firmen ihre Service-Bereiche nach Indien verlagern, wo es vor allem im Bereich der Informations-Technologien exzellent ausgebildete Arbeitskräfte gibt.

Auch in den Bereichen Raumfahrt, Landwirtschaft und bei der AIDS-Bekämpfung wollen beide Länder künftig enger kooperieren. Indien erhofft sich außerdem eine Unterstützung der USA für seinen Anspruch auf einen Sitz im Weltsicherheitsrat. Indien hat die Bemühungen der USA, den Iran wegen seines Atom-Programms vor den Sicherheitsrat zu bringen unterstützt. Gleichzeitig bemüht sich das Land jedoch um iranisches Erdöl und es gibt konkrete Pläne für den Bau einer Erdgas-Pipeline von Indien in den Iran.

Pakistan als Brückenkopf

Im Anschluss an seinen Indien-Besuch wird Bush nach Pakistan reisen. Das Land hatte sich nach den Terror-Angriffen auf die USA am 11. September 2001 zur Zusammenarbeit mit den USA entschlossen und hat den Krieg der USA gegen das Taliban-Regime in Afghanistan trotz starker islamistischer Kräfte im eigenen Lande unterstützt. Pakistanische Militärs operieren außerdem im Grenzgebiet zu Afghanistan, wo sich vermutlich führende El-Kaida-Terroristen und Taliban-Kämpfer versteckt halten. Im Anschluss an einen US-Raketen-Angriff auf einen Wohnbezirk in der Stadt Bajaur im Januar war es in Pakistan jedoch zu anti-amerikanischen Unruhen gekommen.

Bush, der im pakistanisch-indischen Konflikt auf eine Lösung drängt, will General Pervez Musharraf gegen den Druck seiner innenpolitischen Feinde stützen. Er setzt dabei auch auf eine voranschreitende Demokratisierung des zweitgrößten muslimischen Landes der Welt: "Präsident Musharraf steht immer noch für einen moderaten Staat, der die Rolle des Islam respektiert, aber gleichzeitig eine Alternative zum radikalen Islamismus darstellt", so Bush. "Die USA werden weiter mit Pakistan zusammenarbeiten, um die Institutionen zu stärken, mit deren Hilfe die bürgerlichen Freiheiten ausgebaut und die Grundlagen für eine demokratische Zukunft für Pakistan gelegt werden können."

Blitzbesuch und Afghanistan?

In diesem Zusammenhang hofft man in der US-Regierung auf einen freien und fairen Ablauf der für 2007 geplanten Wahlen in Pakistan. Nach dem Erdbeben im Norden des Landes hatten die USA fast eine halbe Milliarde US-Dollar für die humanitäre Katastrophenhilfe gespendet. Bush wird sich in Pakistan auch über die Wiederaufbau-Arbeiten im Erdbeben-Gebiet informieren.

Nicht zuletzt wegen der angespannten Lage im Land wird sich Bush nur wenig mehr als einen Tag in Pakistan aufhalten. Es wird allgemein damit gerechnet, dass der Präsident von Pakistan aus auch Afghanistan noch einen unangekündigten Blitzbesuch abstatten wird. Wahrscheinlich wird er die US-Luftwaffen-Basis in Bagram besuchen und dort eine Rede vor den Soldaten halten.