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"Burkina Faso ist keine Steueroase!"

8. Mai 2009

Finanzminister Peer Steinbrück hat sich mit seinem Steueroasen-Vergleich nicht nur in Luxemburg, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein in die Nesseln gesetzt. Auch aus Burkina Faso hagelt es Kritik.

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Peer Steinbrück
Diplomatischer Fehltritt? Peer SteinbrückBild: ap

Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hatte in der Debatte um Steueroasen Liechtenstein, Luxemburg, die Schweiz und Österreich in einem Atemzug mit Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, genannt. Die betroffenen europäischen Länder waren empört. Jetzt hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Angelegenheit eingeschaltet und mit Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker telefoniert, um die Wogen zu glätten.

Thomas Sankara (Foto: dpa)
Ex-Präsident Sankara nannte Obervolta das "Land der aufrechten Menschen"Bild: picture-alliance/ dpa

Warum hat Steinbrück gerade "Ouagadougou" als schlechtes Beispiel herangezogen? Warum vergleicht er diese westafrikanische Stadt mit europäischen Staaten? In Burkina Faso kam der Vergleich jedenfalls sehr schlecht an. Denn das Land steht nicht auf der "grauen Liste" der OECD im Kampf gegen Steueroasen. "Burkina Faso" bedeutet auf Deutsch "Land der aufrechten Menschen" und tatsächlich genießen die Burkinabé in der Region einen sehr guten Ruf.

DW-WORLD.DE hat mit einem Steuerprüfer der Finanzdirektion in Burkina Faso über den Vergleich gesprochen. "Jean-Pierre" möchte nicht mit vollem Namen genannt werden, weil Interviews eigentlich von der Direktion genehmigt werden müssen. Trotzdem war er zu einem kurzen Statement bereit.

"Ich sage es ganz deutlich: Burkina Faso ist keine Steueroase. Jeder, der hier Geld verdient, zahlt Steuern. Die Reichen im Land müssen ihre Steuern genauso bezahlen, wie die, die weniger verdienen. Unser Problem ist, dass wir nicht die Mittel haben, alle Einkünfte im Land genauso zu überprüfen, wie es ein Land wie Deutschland tun kann. Wir sind ein sehr junges Land. Wir sind erst vor knapp 50 Jahren unabhängig geworden. Wir haben einfach noch nicht die selben Möglichkeiten wie Länder in Mitteleuropa. Aber wir versuchen alles, um die Steuern streng und gerecht zu erheben. Verlangt nicht, dass wir genauso sind wie Ihr. Aber eins ist sicher: Wir essen hier nur, was wir auch verdient haben. Der deutsche Finanzminister ist herzlich nach Burkina Faso eingeladen. Ich würde ihm gern zeigen, wie wir hier arbeiten!"

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Alexander Freund