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Buraka Som Sistema

Autor: Matthias Klaus, Redaktion Conny Paul12. März 2009

Die globalen Beats des Buraka Som Sistema vermischen lokale Tanzrhythmen aus Angola mit HipHop und House. Der neueste Trend elektronischer Weltmusik heißt Kuduro und entstand in den Vororten von Lissabon.

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CD Cover
Bild: Pias UK

Portugal, das Land des Fado, die Heimat all dieser schönen, traurigen Lieder von Sehnsucht und Meer. Und sonst? Fehlanzeige. Kaum etwas Musikalisches, sei es nun Folklore oder Pop verlässt die Grenzen des Landes im Südwesten Europas. Um so erstaunlicher ist es, dass der neueste musikalische Clubtrend aus Lissabon stammt. Kuduro heißt er und hat seine Ursprünge in den frühen 90er Jahren in Angola. Wie fast überall auf der Welt damals waren House und andere elektronische Tanzmusik angesagt in den Clubs von Angolas Hauptstadt Luanda. Der Musikstil Kuduro, zu deutsch etwa `harter Arsch´ vermengte die Elektro-Klänge mit angolanischer Perkussion und portugiesischen Raps. Lustige Texte zu schnellen Beats waren bald der Renner auf allen Partys und in allen Taxis der Stadt.

Buraka Som Sistema
Buraka Som Sistema aus Portugal.Bild: cc-by-sa anamobe

Musikalische Einwanderung

Die Migranten aus Angola brachten den Kuduro-Sound von Luanda in die Vororte Lissabons. Dort gehörte er zur Party-Subkultur der afrikanischen Einwanderer, wo ihn auch die portugiesischen Elektronik-Produzenten Lil Jon und DJ Riot entdeckten. Sie reicherten den Stil mit Dubstep und Elektro-Elementen an, fanden in Kalaf und Contuctor zwei Rapper mit angolanischen Wurzeln und fertig war der moderne Kuduro-Sound. Buraka ist ein Einwandererviertel der Lissaboner Vorstadt Amadora. Die Musiker selbst kommen nicht von dort, fanden es aber „cool“ ein bißchen Ghetto im Namen zu tragen. Som Sistema ist das portugiesische Word für Sound System.

Welterfolg mit Afro-Techno

Das die Rhythmen des Südens sich mit europäischer Clubmusik vereinen, ist nicht neu. Musikstile wie Kwaito aus Südafrika oder Baile Funk aus Brasilien sind längst schon integrale Bestandteile einer global vernetzten Club-Kultur, die jeden nur erdenklichen Einfluß aufnimmt und immer neue Musikstile erfindet. Diese Trends werden heute nicht mehr von der Musikindustrie gemacht. Auf MySpace und anderen Plattformen sind die Musiker ohnehin vernetzt. Auch die früher in der Weltmusik so viel debatierte Frage der Authentizität, das alte „wer hat´s erfunden und wer hat´s geklaut“ zählt heute nicht mehr. Wichtig ist der Beat und den haben afrikanische Rhythmen und Euro-Techno sowieso gemeinsam.

Buraka Som Sistema
Buraka Som Sistema erfolgreich sogar in Australien.Bild: cc-sa Braithwaite

Ob sich im Ghettorave, wie die modernen elektronischen Musikstile auch genannt werden, politische Botschaften manifestieren ist dabei ebenfalls sekundär, zumindest aber umstritten. Der Album-Titel „Black Diamond“ könnte sich natürlich auf koloniale Ausbeutung beziehen, denn schließlich ist der Diamanten-Handel nach wie vor wichtigster Wirtschaftsfaktor Angolas und der Bürgerkrieg ist auch erst seit sechs Jahren zu Ende. Doch beim Kuduro und der Musik des Buraka Som Sistema scheinen Bass, knallharte Rhythmen und Raps wichtiger zu sein, als post-kolonialer Überbau.

CD-Tipp: Buraka Som Sistema, Black Diamond, Label Pias Roughtrade