Bunte Blätter: Wenn Bäume sich auf den Winter vorbereiten
Rot, gelb, orange und wirklich schön anzusehen: Jedes Jahr im Herbst verwandeln sich Wälder und Parks in ein schillerndes Farbenmeer - bevor dann Wochen später alles kahl wird. Warum eigentlich immer dieser Aufwand?
Der magische Farbwandel
Blätter sind grün - das weiß jedes Kind. Allerdings gilt das nur für den Frühling und Sommer. Im Herbst werden alle Blätter plötzlich braun, rot oder gelb. Wo kommen diese bunten Farben plötzlich her?
Grün sind alle meine Blätter
Der grüne Blattfarbstoff heißt Chlorophyll. Er betreibt Photosynthese, ist also dafür verantwortlich, dass die Pflanze aus Licht, Wasser und Kohlendioxid Zucker herstellen kann. Chlorophyll ist übrigens dem roten Farbstoff in unserem Blut vom Aufbau her sehr ähnlich.
Der Herbst kommt
Werden die Tage allmählich kürzer und kühler, weiß der Baum, dass es Zeit ist, sich auf den Winter vorzubereiten. Er baut das wertvolle Chlorophyll langsam ab. Dessen Bestandteile lagert der Baum in den Ästen und im Stamm, denn zum Wegwerfen sind sie viel zu schade.
Rot kommt durch
Ein Blatt enthält nicht nur Chlorophyll, sondern - je nach Baumart - auch gelbe und rote Farbstoffe. Das Grün überdeckt diese Farben normalerweise. Verschwindet das Chlorophyll aber, kommen die anderen Farben plötzlich voll zum Zug.
Farbpalette
Carotinoide färben Blätter goldgelb oder orange, Anthocyane rot. Gerbstoffe in den Blättern sind für braune Farben verantwortlich. Aber diese Farbstoffe sieht man eben nur dann, wenn das Blattgrün nicht mehr alles überdeckt.
Weg damit!
Hat der Baum das Chlorophyll in seinen Blättern komplett abgebaut, hat er für die Blätter keine Verwendung mehr - sie müssen weg. Es bildet sich eine Schicht zwischen Ast und Blatt aus, das Blatt wird dadurch von der Wasser- und der Nährstoffzufuhr abgeschnitten. Es fällt ab.
Wer hat dafür Verwendung?
In der Natur verrottet das heruntergefallene Laub: Bakterien und Pilze helfen fleißig beim Abbau. Wertvolle Nährstoffe gehen in den Boden über und stehen im nächsten Frühjahr wieder bereit. In der Stadt allerdings kann das Laub sich nicht zersetzen; die Massen an heruntergefallenen Blättern müssen weggeschafft werden.
Warum eigentlich diese Verschwendung?
Die Zellen der Blätter enthalten viel Wasser. Wenn es im Winter kalt wird, würde das Wasser in den Blättern zu Eiskristallen gefrieren - dann würden die Blätter ohnehin kaputt gehen.
Winterschlaf
Außerdem ist es den Bäumen in unserem Winter viel zu kalt. Da alles Wasser gefriert, haben sie kein flüssiges Wasser mehr für ihre Photosynthese. Von daher haben sie für die Blätter sowieso keine Verwendung mehr. Kahl wie sie jetzt sind, warten die Bäume darauf, dass die Tage wieder länger und wärmer werden. Dann kann es wieder losgehen - mit dem Blätterproduzieren und mit der Photosynthese.
Das ganze Jahr über grün
Bei immergrünen Bäumen, etwa im Amazonas, ist das anders. Da es in diesen Breitengraden nie so kalt wird, das Wasser gefriert, muss der Baum auch keinen Winterschlaf halten. Er behält das ganze Jahr über seine Blätter und sein Chlorophyll. So bunt wie bei uns wird es dort nie - schade eigentlich.