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Bundeswehr gibt Standorte auf

26. Oktober 2011

31 Kasernen der Bundeswehr fallen dem Rotstift zum Opfer, 90 Standorte werden drastisch verkleinert. Die Entscheidung des Bundesverteidigungsministers bedeutet für viele Kommunen schmerzhafte Einschnitte.

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Schwierige Entscheidung: Verteidigungsminister Thomas de Maizière muss auf Standorte verzichten (Foto: dapd)
Schwierige Entscheidung: Verteidigungsminister Thomas de Maizière muss Standorte schließenBild: dapd

Es ist ein schwarzer Tag für viele deutsche Städte und Gemeinden. Sie haben vergeblich dafür gekämpft, dass die Bundeswehr bleibt. Die Hiobsbotschaft aus dem Verteidigungsministerium kam in den frühen Morgenstunden: 31 Standorte werden komplett aufgegeben, darunter einige Schwergewichte. So werden die renommierte Offiziersschule der Luftwaffe im bayerischen Fürstenfeldbruck und das Flottenkommando der Marine in Glücksburg von der militärischen Landkarte gestrichen, die Aufgaben an andere Orte verlagert.

Schild weist in Hohentengen (Kreis Sigmaringen) den Weg zur Oberschwaben-Kaserne. Der Bundeswehrstandort Hohentengen wird nach Angaben der Bundeswehr vom Mittwoch (26.10.11) geschlossen (Foto: Felix Kaestle/dapd)
Dieses Schild führt bald ins Nirgendwo: Auch die Kaserne in Hohentengen im Kreis Sigmaringen wird geschlossenBild: dapd

Am frühen Morgen erfuhren auch die gut 1800 Heeres-Soldaten in Sigmaringen, dass sie umziehen müssen - ihre traditionsreiche Kaserne wird dichtgemacht. Die Händler und Handwerker in der Kleinstadt an der Donau fürchten wirtschaftliche Einbußen. "Jede Schließung und jede Verringerung ist schmerzlich", so Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). Teilweise gebe es tiefe Eingriffe in militärische Traditionslinien. Dennoch sei dieser Reformschritt unvermeidlich. "Die Bundeswehr ist nicht um der Standorte willen da, sondern die Bundeswehr ist dafür da, ihren Auftrag gut und sparsam zu erfüllen."

Kleinere Armee, weniger Kasernen

Das Stationierungskonzept folgt der neuen Personalstärke der Bundeswehr, die auf 185.000 Soldaten schrumpfen soll. Die jetzigen Strukturen sind auf deutlich mehr Dienstposten ausgelegt und damit zu teuer. Mit dem Ende der Wehrpflicht sind in diesem Jahr bereits 55.000 Dienstposten weggefallen, weitere 30.000 sollen folgen.

Die Standorte der Bundeswehr sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt, damit die Armee "in der Fläche präsent" ist, wie es militärisch heißt. Das soll auch so bleiben, eine Konzentration auf wenige Großstandorte stand nicht zur Debatte. Vielmehr verfuhr Thomas de Maizière nach dem Grundsatz "Ausdünnung geht vor Schließung". Viele Standorte werden also verkleinert, aber nicht geschlossen. Mit 31 fällt die Zahl der Schließungen insgesamt moderat aus. Nach der Zählweise des Ministers, der Kleinststandorte nicht mitrechnet, bleiben am Ende 264 Standorte übrig.

Bis 2017 soll die neue Struktur stehen

Nach bangem Warten endlich Gewissheit: Viele Soldaten werden an andere Standorte versetzt (Foto: dapd)
Nach bangem Warten endlich Gewissheit: Viele Soldaten werden an andere Standorte versetztBild: dapd

Am stärksten betroffen von den Schließungen ist Schleswig-Holstein im Norden, das Bundesland mit der höchsten Stationierungsdichte. Hier geht in acht Standorten das Licht aus, das sind 10.000 Dienstposten weniger. Dennoch fühlt sich CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen nicht über den Tisch gezogen, da wichtige militärische Einrichtungen im Land bleiben. Auch das Saarland und Bayern werden hart getroffen. Der Osten Deutschlands kommt insgesamt besser weg als der Westen.

Geld für eine zivile Nutzung der Liegenschaften wird das Verteidigungsministerium nicht zur Verfügung stellen, wohl aber den betroffenen Soldaten und zivilen Mitarbeitern helfen. "Die Ungewissheit hat ein Ende", lobt der Bundeswehrverband die Verkündung des neuen Stationierungskonzepts, auf das die Soldaten lange gewartet hätten. Der Vorsitzende, Oberst Ulrich Kirsch, warnte die Bundesregierung davor, die betroffenen Soldaten im Stich zu lassen. "Alle Härten müssen jetzt bestmöglich abgefedert werden."

Reformen bis in die Spitze

Ebenfalls neu geordnet wird die Führungsstruktur der Bundeswehr: Der erste und größere Dienstsitz des Verteidigungsministeriums bleibt in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn, während der Berliner Dienstsitz weiterhin die zweite Geige spielt. Insgesamt werden in Bonn und Berlin künftig nicht mehr als 2000 Mitarbeiter tätig sein, gut 1000 weniger als bisher. Die Führungskommandos der Teilstreitkräfte werden ebenfalls umgesiedelt und mit den zuständigen Ämtern fusioniert. So wird die Marine künftig aus Rostock geführt, die Luftwaffe aus Berlin und das Heer aus dem brandenburgischen Strausberg.

Autorin: Nina Werkhäuser
Redaktion: Sabine Kinkartz

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