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Kreative Helfer

Uli Petersen12. September 2008

171 deutsche Behindertensportler sind im Moment bei den Paralympics in Peking auf Medaillenjagd. Von ihnen ist aber niemand ein echter Profi. Die Finanzierung klappt trotzdem irgendwie.

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Leichtathlen im Rollstuhl bei einem Wettbewerb im Vogelnest in Peking. Im Vordergrund wird die Glock für die Schlussrunde geläutet. Quelle: ap
Läuten die Paralympics in Peking eine bessere finanzielle Unterstützung des Behindertensports in Deutschland ein?Bild: AP

Der größte Förderer des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) und damit der gehandicapten Leistungssportler ist das Bundesinnenministerium. Alleine für die Paralympics fließen aus dem Etat von Minister Wolfgang Schäuble etwa 1,5 Millionen Euro. Damit werden zum Beispiel die Teamkleidung, Flugtickets und Unterkunft in Peking bezahlt.

Zusätzlich kann der DBS in diesem Jahr weitere knapp fünf Millionen Euro Fördermittel ausgeben. Mit diesem Geld werden unter anderem Trainer bezahlt und vor allem Lehrgänge der Spitzensportler, sagt Karl Quade, Chef des Paralympic-Teams: "Besonders trainingsintensive Sportarten wie Leichtathletik oder Schwimmen werden von uns mit mehr Lehrgangstagen finanziert als andere. Das sind bis zu 30. Wir berücksichtigen dabei auch, was die Sportart an sich für Kosten mitbringt. Ski alpin etwa ist deutlich kostenintensiver als Goalball."

Die Wirtschaft unterstützt auch den Weg nach London 2012

Bundespräsident Horst Köhler unterhält sich bei den Paralympics in Peking mit dem Kugelstoßer Lutz Langer und mit dem Leichtathleten Mark Schuh. Quelle: Wolfgang Kumm, dpa
Bundespräsident Horst Köhler, ein Freund und Unterstützer des BehindertensportsBild: picture-alliance/dpa

Im Trainingsalltag stehen behinderte Spitzensportler in Deutschland vor einem großen Problem: Da sie Amateure sind, müssen sie Vollzeit arbeiten und können erst nach Feierabend trainieren. Eine große Erleichterung ist da die Förderung im "Paralympics Top Team". Auf Initiative von Bundespräsident Horst Köhler fanden sich zwei Unternehmen als Geldgeber. Sie ermöglichten es 54 Spitzenathleten, bis zu zwei Jahre lang nur noch halbtags arbeiten zu müssen und den Rest der Zeit dem Training widmen zu können. Die Arbeitgeber bekamen als Ausgleich Geld aus dem Sponsoren-Topf.

Wegen der positiven Resonanz soll die Förderung fortgesetzt werden, kündigt Quade an: "Wir wollen für eine kleine Gruppe gleich nach Peking mit der Top-Team-Förderung im Hinblick auf London 2012 starten. Und natürlich werden auch die Wintersportler für Vancouver 2010 schon unterstützt."

Vereine wünschen sich mehr öffentliche Aufmerksamkeit

Rollstuhlbasketballer der USA bei einer Auszeit im Paralympics-Spiel gegen Brasilien. Quelle: AP
Rollstuhlbasketball - nur bei Paralympics viel beachtetBild: AP

Markus Werner von der Abteilung Rollstuhlsport des Hamburger SV ist froh, dass die Medien in diesem Jahr ausführlich über die Paralympics berichten und so ebenfalls zur Förderung des Behindertensports beitragen. Gleichzeitig würde er sich aber auch für die 175 aktiven Rollstuhlsportler seines Vereins mehr Medienpräsenz und damit mehr Chancen bei der Sponsorensuche wünschen: "Der Ist-Zustand hier in Hamburg ist für uns durch das breite Angebot an Sportveranstaltungen sehr schlecht. Wir fallen mit unserer Rollstuhlsportgeschichte ziemlich weit hinten runter." Eine von zwei Bundesliga-Mannschaften mussten die Hamburger Rollstuhl-Basketballer zurückziehen, da die nötigen 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr nicht mehr aufzubringen waren. In diesen Bereichen stößt die Förderung des Behindertensports an ihre Grenzen. "Die Förderung hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert, ist aber immer noch nicht optimal. Die Mittel decken nicht mal annähernd die laufenden Kosten, um überhaupt den Sportbetrieb und die Nachwuchsförderung aufrecht zu erhalten", so Werner.

DBS stellt erstmals hauptamtliche Trainer ein

Die querschnittsgelähmte deutsche Leichtathletin Marianne Buggenhagen wirft den Diskus zur Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen in Peking. Quelle: Diego Azubel, dpa
Paralympics-Siege wie der Marianne Buggenhagens erfordern professionelles Umfeld.Bild: picture-alliance/ dpa

Bundespräsident Köhler, selbst Vater einer behinderten Tochter, hat für die gehandicapten Spitzenathleten professionellere Trainingsbedingungen und bessere finanzielle Versorgung gefordert. Das Ziel seien gleiche Unterstützungsmöglichkeiten wie für die nicht-behinderten Athleten. Gemeinsames Training beider Gruppen in Olympiastützpunkten ist ein erster Schritt. Die Einstellung hauptamtlicher Trainer beim DBS ein zweiter, der jetzt umgesetzt wurde.