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Doppelstrategie zur Verstaatlichung der HRE

24. April 2009

Der Bund will bei der Verstaatlichung der schwer angeschlagenen Immobilien- und Pfandbriefbank Hypo Real Estate (HRE) ohne eine Enteignung der Aktionäre auskommen. Dazu fährt er eine Doppelstrategie.

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Collage aus HRE-Logo und Bundesadler /Montage DW/Foto:AP)
Bald im Besitz des Bundes: Hauptsitz der HRE in München.Bild: AP/Montage DW

Parallel zum weiter bestehenden Angebot des Bundes an die HRE-Aktionäre, ihre Anteilsscheine für je 1,39 Euro zu kaufen, wird eine staatlich finanzierte Kapitalerhöhung bei der Bank vorbereitet. Wie das Münchner Institut am Freitag (24.04.2009) mitteilte, wurde dazu eine außerordentliche Hauptversammlung für den 2. Juni einberufen.

Soffin-Chef Hannes Rehm (Foto: dpa)
Soffin-Chef Hannes RehmBild: picture-alliance/ dpa

Dann soll über eine Kapitalerhöhung im Volumen von bis zu 5,64 Milliarden Euro entschieden werden. Da der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin die Kapitalerhöhung allein übernehmen will, hätte der Bund nach der Operation eine Mehrheit von 90 Prozent an der HRE. Damit könnte er die anderen Aktionäre zwangsweise abfinden und aus dem Unternehmen drängen. Unabhängig davon ist die Pleitebank dringend auf frisches Kapital angewiesen. Im vergangenen Jahr machte die HRE fast 5,5 Milliarden Euro Verlust.

Aktionäre zögern mit Verkauf

Je nachdem, wie viele der derzeitigen Aktionäre noch auf das laufende Übernahmeangebot des Bundes eingehen, könnte die Zahl der neuen Aktien und damit auch die Kapitalspritze niedriger ausfallen. Um die Kapitalerhöhung durchzudrücken, braucht der Bund auf der Hauptversammlung eine einfache Stimmenmehrheit. Bislang zögern die Aktionäre allerdings mit dem Verkauf ihrer Anteile. Bis Donnerstagnachmittag hatte der Bund lediglich 1,28 Prozent der Aktien angeboten bekommen und hielt damit 9,94 Prozent der HRE-Anteile. Die Übernahmeofferte ist bis zum 4. Mai befristet.

US-Investor will bei HRE bleiben

US-Investor Christopher Flowers (Foto:dpa)
US-Investor Christopher FlowersBild: picture-alliance/ dpa

Widerstand gegen das Übernahmeangebot des Bundes kommt von einigen HRE-Miteigentümern wie dem Hedgefonds "Exchange Investors". Auch Großaktionär J.C. Flowers, er hält rund 22 Prozent der Aktien, will sich nicht aus der HRE drängen lassen. Er hofft auf eine Wertsteigerung seines Investments nach dem Staatseinstieg. Im Sommer 2008 hatte Flowers für seinen Anteil gut eine Milliarde Euro gezahlt. Seitdem ist die HRE-Aktie abgestürzt.

Das noch über dem gegenwärtigen Kurswert liegende Angebot des Bundes hat ein Gesamtvolumen von 290 Millionen Euro. Um den US-Investor notfalls auch gegen seinen Willen aus der Bank drängen zu können, hat der Bundestag ein auf die HRE zugeschnittenes Enteigungsgesetz verabschiedet.

Systemisch relevante Bank

Die Hypo Real Estate ist wegen Schwierigkeiten ihrer irischen Tochter Depfa Bank im Herbst 2008 an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Nur durch Geld und Garantien des Bundes sowie anderer Banken in Höhe von 102 Milliarden Euro wird das Institit am Leben gehalten.

Um diese Gelder zu sichern, will der Bund die Bank komplett übernehmen. Zudem gilt die HRE wegen ihrer bedeutenden Rolle auf dem Pfandbriefmarkt als systemisch relevant. Ihr Zusammenbruch würde daher die gesamte Finanzwirtschaft schwer in Mitleidenschaft ziehen. (wl/hf/dpa,rtr,ap)