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PS-Monster statt Klimaschutz

22. Juli 2010

Seit Barack Obama Präsident ist, hofft die Welt: Die USA mischen jetzt beim Klimaschutz mit. Bei den Autoverkäufen kann davon jedoch keine Rede sein. Die Amerikaner kaufen wieder PS-Monster. Klimaschutz? War gestern.

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Bild: DW

Diese Werbung lässt Cowboy-Herzen höher schlagen. Brüllend wühlt sich der "GMC Sierra"-Truck durch den Schlamm einer Bergregion. "Mehr Leistung, Zugkraft, mehr Ladefläche", sagt eine Stimme martialisch im TV-Spot. Im US-Fernsehen wimmelt es im Moment vor solchen Werbefilmen. Die US-Autobauer General Motors, Ford und Dodge preisen immer größere und stärkere Fahrzeuge an.

Benjamin Hammer (Foto: DW)
fern.schreiber-Autor: Benjamin Hammer

Aber Moment einmal. Geht’s noch? Hallo Amerika! Wollt ihr nicht das Weltklima schützen?

Der Verbrauch wird gar nicht erst angegeben

Sprit sparen war gestern, heute brummen wieder die Motoren der PS-Monster. Nach Angaben des Wall Street Journal wurden im Jahr 2010 in den USA vor allem große Autos verkauft. Der Absatz von teuren Sport Utility Vehicles (SUV) stieg um 30,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im Jahr 2010 ist das meistverkaufte Auto der USA kein Kleinwagen und keine Familienkutsche. Es ist der Ford F-Truck. Über 240.000 Käufer konnten nicht widerstehen. Bolliden dieser Art fahren mit bis zu 400 PS durch die Vororte der USA und wiegen mehrere Tonnen. Den Benzinverbrauch gibt Ford auf seiner Internetseite gar nicht erst an. Und auch die US-Umweltbehörde weist den Verbrauch nicht aus. Begründung: Der Motor ist zu groß. Nach Schätzungen verbrauchen solche "Autos" 16-22 Liter pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Ein Kleinwagen schluckt rund ein Viertel davon.

Ein Liter Benzin für 55 Eurocent

Die Zeiten, in denen sich auch Durchschnittsamerikaner für spritsparende Autos interessieren, scheinen damit erst einmal vorbei. Kim Hill vom Forschungsinstitut Cargroup führt das auf den gesunkenen Benzinpreis zurück. Mit rund 2,60 Dollar pro Gallone (etwa 55 Eurocent pro Liter) sei das Preisniveau für die Amerikaner wieder erträglich geworden. "In diesem Land mochten wir schon immer große Autos", meint Hill.

Im Jahr 2008 war das noch anders. Damals kratzte eine Gallone Sprit an der Vier-Dollar-Marke. Ganz Amerika geriet in Panik und kaufte Autos, die so klein waren, dass sie einem Cowboy nur ein müdes Lächeln abgewannen. Es war die Zeit, in denen Elektroautos hipp wurden und General Motors endlich auf die Entwicklung von energieeffizienten Fahrzeugen setzte.

Dass die Amerikaner nun wieder auf "Brumm-Brumm" setzen statt auf Umweltschutz, besorgt Menschen wie Kim Hill. Aber wenn man dem US-Verbraucher freie Hand lasse, dann kaufe er eben große Autos. Nur eine Steuer auf Benzin könne den Druck auf die Kunden erhöhen. Hill nimmt seine Landsleute jedoch auch in Schutz. Es sei eben ein großes Land und es gebe nur wenige öffentliche Verkehrsmittel. Da wolle man ein komfortables Fortbewegungsmittel haben.

Größe, Stärke, Männlichkeit

So richtig komfortabel ist so ein Pick-Up-Truck aber gar nicht. Die Passagierkabine ist oft kleiner als in einer Limousine. An ihr hängt eine riesige Ladefläche – die meist leer durch die Gegend gefahren wird. "Viele Amerikaner kaufen sich Spezial-Autos, die sie dann vielleicht zwei Wochen im Jahr wirklich zielgerichtet einsetzen können", sagt Hill. Im Klartext: Bei Autos wie dem Sierra oder den F-Trucks geht es auch um Größe, Stärke und Männlichkeit.

Ist also alles hoffnungslos? Fahren die Trucks Barack Obamas Klimaplänen in die Parade?

Das muss nicht so kommen. Die USA sind mittlerweile der weltweit größte Produzent von Ethanol. Der Stoff wird aus Mais gewonnen und normalem Benzin beigemischt. Das schont die Klimabilanz. Vielleicht gibt es ja doch eine grüne Zukunft auf den US-Highways. Städter könnten dann mit ihren Monster-Trucks an Maisfeldern vorbeiheizen. Ohne schlechtes Gewissen.

Autor: Benjamin Hammer

Redaktion: Christina Bergmann