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Bruderkampf im Emirat

28. Oktober 2010

Nach 62 Jahren an der Macht ist Scheich Sakr, Herrscher des arabischen Emirats Ras al-Chaima, gestorben. Seine Söhne streiten sich bereits seit Jahren um die Nachfolge.

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Al Hamra Lagune, Emirat Ras al-Chaima (Foto: AP)
Strategisch günstige Lage: Ras al-Chaima liegt an der Straße von HormusBild: AP

Scheich Sakr bin Mohammed al-Kasimi starb am Mittwoch (27.10.2010). Der Tod des 92-Jährigen läutet eine neue Runde des erbitterten Bruderkampfes zwischen seinen beiden Söhnen um den Thron ein. Scheich Saud bin Sakr, der jüngere der beiden, war 2003 als Erbprinz eingesetzt worden, sehr zum Ärger seines Halbbruders Chalid bin Sakr, der dadurch seinen Status als Kronprinz verlor.

Beide Brüder erheben Anspruch auf den Thron

Scheich Saud bin Sakr (Foto: dpa)
Vom Vater bevorzugt: Scheich SaudBild: picture alliance/dpa

Noch vor der Beisetzung seines Vaters wendete sich Scheich Chalid auf seiner Website an das Volk. Seine Botschaft: Er erhebe Anspruch auf den Thron und werde in den kommenden Wochen "Gespräche mit der Familie, Freunden und dem Rat der Herrscher der Emirate" führen. Die staatliche Nachrichtenagentur meldete dagegen schon kurz nach dem Tod Scheich Sakrs, dass sein Sohn Saud zum neuen Herrscher bestimmt worden sei. Er habe die "volle Unterstützung" der Herrscher der anderen sechs Emirate. Doch der 67-jährige Chalid will sich offenbar nicht geschlagen geben. Aus dem Exil im benachbarten Oman versucht er seit Jahren, gegen den 13 Jahre jüngeren Saud zu intrigieren. Nach Medienberichten soll er mehrere Millionen US-Dollar für eine Propagandakampagne gegen seinen Halbbruder Saud bezahlt haben. Damit sollte offenbar der Eindruck erzeugt werden, das Emirat Ras al-Chaima unterlaufe die Sanktionen gegen den Iran und sei zudem ein Transitort für islamistische Terroristen.

Uralter Familienzwist

Scheich Sakr bin Mohammed al-Kasimi (Foto: dpa)
Scheich Sakr starb mit 92 JahrenBild: picture alliance/dpa

Über die Gründe, warum Scheich Sakr seinen jüngeren Sohn gegenüber dem älteren bevorzugt hat, kann nur spekuliert werden. Arabische Beobachter vermuten, Scheich Chalid habe damals versucht, die Projekte seines Bruders zu behindern, die er als Bürgermeister von Ras al-Chaima angestoßen hatte. Saud habe sich daraufhin bei seinem Vater beschwert, der Chalid dann den Titel des Kronprinzen aberkannt habe. Zu den Tatsachen gehört in jedem Fall, dass Scheich Saud und sein Bruder Faisal es schafften, zahlreiche ausländische Investoren anzulocken. Darunter auch über 200 deutsche Firmen, die sich in dem Null-Steuer-Emirat niedergelassen haben. Die Mieten sind in Ras al-Chaima, wo etwa 230.000 Menschen leben, deutlich niedriger als in den Emiraten Dubai und Abu Dhabi.

Strategisch günstige Lage

Ras al-Chaima liegt an der Straße von Hormus, einer strategisch wichtigen Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean verbindet. Rund 20 Prozent aller Erdöltransporte passieren diesen Schifffahrtsweg. Auf der anderen Seite der Wasserstraße liegt der Iran, ein wichtiger Handelspartner für das Emirat. Die Beziehung zwischen Ras al-Chaima und dem Regime in Teheran ist allerdings nicht nur von gemeinsamen Handelsinteressen bestimmt. Das Verhältnis ist angespannt, weil der Iran seit 1971 drei Inseln kontrolliert, von denen Ras al-Chaima zwei und das Emirat Scharjah eine für sich beanspruchen.

Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, afp)

Redaktion: Anne Allmeling