1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bruder des Toulouse-Attentäters in Anschläge verwickelt?

24. März 2012

Die französischen Behörden schließen eine Verwicklung des Bruders des Toulouse-Attentäters in die Serienmorde nicht aus. Während seiner Vernehmung soll er die Taten des Attentäters gelobt haben.

https://p.dw.com/p/14R3p
Die französische Polizei bei einem Einsatz in Toulouse. (Foto: AP/dapd).
Bild: dapd

Der als religiöser Fundamentalist beschriebene 29-jährige Abdelkader Merah soll im Polizeigewahrsam gesagt haben, er habe nichts von den Plänen seines Bruders gewusst, sei aber "stolz" auf sie, berichtete das Magazin "Le Point". Nach Informationen aus Polizeikreisen soll  Abdelkader Merah beim Diebstahl des Motorrollers anwesend gewesen sein, mit dem sein Bruder unterwegs war, als er sieben Menschen erschoss.

Der 29-Jährige wurde nach Angaben aus Justizkreisen am Samstag an den französischen Staatsschutz DCRI überstellt und in eine Pariser Haftanstalt gebracht. Dort soll er einem Richter vorgeführt werden, der über die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens entscheiden wird. Abdelkader Merah war zusammen mit seiner Freundin am Dienstag festgenommen worden, als die Polizei seinen Bruder Mohamed gestellt hatte.

Die Mutter Merahs, die ebenfalls in Polizeigewahrsam kam, wurde am Freitagabend freigelassen. Nach Angaben ihres Anwalts kämpft sie mit Schuldgefühlen und fragt sich, ob sie die Taten ihres 23-jährigen Sohns Mohamed Merah hätte verhindern können. Seine Klientin sei wütend auf ihren Sohn und frage sich, warum er ihr dies angetan habe. Sie habe zudem Angst vor Racheakten und wolle deshalb im Moment nicht nach Hause zurückkehren.

Im Visier der Sicherheitskräfte

Die Ermittler gehen davon aus, dass auch der andere Sohn, Abdelkader, zur Islamistenszene gehört und in die Anschläge verwickelt sein könnte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Polizei Sprengstoff in seinem Auto gefunden. Wie sein Bruder Mohamed stand er im Visier der Sicherheitskräfte. Der 29-Jährige  war bereits vor einigen Jahren von der Polizei vernommen worden, weil er Kontakt zu einem Netzwerk gehabt haben soll, das Jugendliche in den Irak schickte.

Der Serienattentäter von Toulouse hatte nach Polizeiangaben zugegeben, bei zwei Anschlägen drei französische Soldaten, drei jüdische Kinder und einen Rabbiner erschossen zu haben. Die Polizei belagerte mehr als 30 Stunden lang seine Wohnung, in der er sich verschanzt hatte. Als er am Donnerstag um sich schießend aus einem Fenster sprang, wurde Merah von einem Scharfschützen der Polizei getötet. Der Islamist gab an, im Namen der Extremistenorganisation Al-Kaida gehandelt zu haben.

Der getötete Serienattentäter Mohamed Merah (Foto: REUTERS/France 2).
Der getötete Serienattentäter Mohamed MerahBild: Reutes/France 2 Television

Zuletzt wurde bekannt, dass er bei den US-Behörden auf der "no-fly"-Liste für Terrorverdächtige zu finden war. Auf der Liste stehen Personen, die von Flügen in die USA ausgeschlossen sind, weil sie als potenzielle Attentäter gelten. Die Behörden in den USA und Frankreich haben erklärt, Merah sei 2010 in Afghanistan gewesen, um an einem Training islamistischer Extremisten teilzunehmen.   

Regierung weist Kritik am Polizeieinsatz zurück

Unterdessen wies die französische Regierung die Kritik an dem Polizeieinsatz zur Festnahme des Serienmörders als parteipolitisch motiviert zurück. Er rufe alle Beteiligten zu Würde und Respekt auf, sagte Innenminister Claude Guéant der Tageszeitung "Le Figaro". Man dürfe nicht vergessen, dass es sieben Opfer gebe, darunter drei Kinder. "Es ist inakzeptabel, die Effizienz der Polizei zu hinterfragen", sagte der Minister.

Toulouse-Attentat: Vorwürfe gegen Regierung

Frankreichs Verteidigungsminister, Gérard Longuet, hatte zuvor kritisiert, dass die Ermittlungen zunächst in die falsche Richtung gelaufen seien, wodurch "beträchtliche Zeit" verloren worden sei. Angesichts der Kritik an der Arbeit der Polizei berief Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für Samstag ein Treffen ein, um Fragen der Sicherheit zu besprechen.

GD/kle (dpa, reuters, afp)