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'Unter Druck gesetzt'

6. April 2007

Die heimgekehrten britischen Marinesoldaten haben ihre im Iran gemachten Geständnisse widerrufen. Diese seien unter Druck entstanden. Iran kritisierte dies als Propaganda der britischen Streitkräfte.

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Der Captain Chris Air wird nach der Pressekonferenz von Journalisten umringt, Quelle: AP
Der Captain Chris Air wird nach der Pressekonferenz von Journalisten umringtBild: AP
Die Soldaten in Teheran, Quelle: AP
Die Soldaten in TeheranBild: ap

Die 15 freigelassenen britischen Marineangehörigen sind nach eigenen Angaben im Iran massiv unter Druck gesetzt worden. Während ihrer knapp zweiwöchigen Gefangenschaft hätten sie unter "ständigem psychischen Druck" gestanden, hieß es in einer Freitag (6.4.2007) veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Soldaten. Ihnen seien sieben Jahre Haft angedroht worden, sollten sie nicht eingestehen, in iranisches Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein, sagte einer der 15 Soldaten am Freitag vor Journalisten auf dem Marinestützpunkt Chivenor in der Grafschaft Devon. Sie seien gefesselt mit verbundenen Augen an eine Wand gestellt worden, während Waffen entsichert worden seien. Sie hätten "das Schlimmste befürchtet". Ständig sei psychischer Druck auf sie ausgeübt worden. Zudem hätten sie die meiste Zeit isoliert voneinander verbracht.

Die Soldaten seien bei der Gefangennahme am 23. März aber eindeutig in irakischem Gewässer gewesen. "Lassen Sie mich das klarstellen - egal, was wir in der Vergangenheit sagten: Als wir von der iranischen Revolutionsgarde festgenommen wurden, waren wir in international anerkannten irakischen Gewässern", sagte der Soldat Felix Carman, der gemeinsam mit seinem Kollegen Chris Air die Erklärung der Gruppe vortrug. Sie hätten ihre Position ständig über das Satellitenortungssystem GPS kontrolliert.

"Worte in den Mund gelegt"

Teheran kritisierte die Pressekonferenz als reine Propaganda. Den Soldaten seien die Worte von den britischen Streitkräften in den Mund gelegt worden, erklärte das staatliche iranische Fernsehen am Freitagabend. Die Rückkehrer hätten abgelesen, was ihnen diktiert worden sei, und völlig andere Aussagen gemacht als im Iran.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad, Quelle: AP
Irans Präsident Mahmud AhmadinedschadBild: AP

Die einzige Frau der Gruppe, Faye Turney, sei als "Propagandamittel" missbraucht worden, kritisierten die Marineangehörigen. Von den anderen getrennt sei ihr glaubhaft gemacht worden, dass sie als einzige weiter festgehalten werde. Die 26-Jährige habe sich trotzdem "hoch professionell" verhalten. Von Turney wurden Briefe bekannt, in denen sie die Gastfreundschaft der Iraner lobte und ein Fehlverhalten der britischen Soldaten einräumte.

"Wir hätten nicht gewinnen können"

Der Kapitän zur See Chris Air verteidigte während einer Pressekonferenz außerdem, dass er und seine Kameraden sich nicht gegen eine Festnahme gewehrt hatten. "Zurückschlagen war einfach keine Option", sagte er. Die Iraner seien aggressiv vorgegangen. "Sie rammten unsere Boote und richteten ihre schweren Maschinengewehre, ihre Geschosse und Waffen auf uns. Weitere sechs Boote umzingelten uns. Wir merkten, dass unsere Versuche, mit diesen Leuten zu argumentieren, keine Chance hatten." Widerstand hätte zum Kampf geführt, "den wir nicht hätten gewinnen können", sagte der Soldat. Premierminister Tony Blair hatte betont, die Briten hätten in Selbstverteidigung schießen dürfen.

Für Wirbel sorgten in Großbritannien Aussagen Airs, wonach die Patrouillenfahrten der Briten die Aufklärung iranischer Aktivitäten einschlossen. Diese Äußerung stammte aus einem Interview, das der Soldat bereits vor drei Wochen dem Fernsehsender Sky gegeben hatte. Die britische Regierung erklärte dagegen, die Seepatrouille vom 23. März habe keinen Aufklärungsauftrag gehabt, sondern habe lediglich Handelsschiffe kontrollieren sollen.

Keine Bestrafung

Die Marine würdigte den Mut der Soldaten. Das Londoner Verteidigungsministerium hat bereits versichert, sie würden nicht bestraft. Dennoch werde die genaue Aufgabe, die Position und die Taktik der Einheit überprüft. Bis auf weiteres würden die Kontrollfahrten im Persischen Golf eingestellt, sagte der Chef der Royal Navy, Admiral Jonathon Band. Die 15 Briten waren am Mittwoch überraschend freigelassen worden. Einen Tag später kehrten sie nach Hause zurück. Sie landeten an Bord einer Linienmaschine der British Airways auf dem Londoner Flughafen Heathrow und wurden später zum Marinestützpunkt in Chivenor gebracht. Blair versicherte, die Regierung in Teheran habe keine Gegenleistung erhalten. (stu)