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Britische Botschaft in Teheran gestürmt

29. November 2011

Wütende Iraner haben in Teheran mehrfach britische Einrichtungen gestürmt. Brandsätze flogen, Büroräume wurden verwüstet, ein Auto ging in Flammen auf. Die Regierung in Teheran "bedauerte" die Vorgänge.

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Polizei und Zivilisten am Portal der Botschaft, ein Mann erklimmt das Tor, ein weiterer steht auf dem Tor,der Boden übersät mit Papieren(Foto: Fars)
Erstürmung unter den Augen der PolizeiBild: FARS

Aus Protest gegen britische Sanktionen haben aufgebrachte Demonstranten am Dienstag (29.11.2011) zwei Mal hintereinander die britische Botschaft in Teheran gestürmt. Aufnahmen des staatlichen Fernsehens belegten, dass sie trotz starker Polizeipräsenz in das Gebäude eindringen konnten.

Zu sehen waren Bilder von Demonstranten, die durch den Haupteingang der Botschaft drängten. Zeugen sagten, die Demonstranten seien in die Büroräume eingedrungen und hätten Dokumente verbrannt.

Männer tragen ein britisches Emblem aus der Botschaft (Foto: Fars)
Das Emblem der Botschaft wurde zur TrophäeBild: FARS

Wenige Stunden zuvor hatten rund 20 Demonstranten erstmals das Botschaftsgelände gestürmt. Sie zertrümmerten Fenster und warfen Steine und Brandbomben. Die britische Flagge rissen sie herunter und verwüsteten die Räumlichkeiten.

Auch Gästehäuser gestürmt

Kurz darauf meldeten staatliche Medien, im Norden Teherans hätten rund 200 Demonstranten eine zweite diplomatische Einrichtung Großbritanniens gestürmt. Auf dem Gelände befinden sich Gästehäuser für britische Diplomaten sowie deutsche, britische und französische Schulen.

Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet, bei den Eindringlingen handele es sich um Angehörige der regierungstreuen Bassidsch-Miliz. Zu dieser paramilitärischen Einheit gehören nach offiziellen Angaben zehn Millionen Freiwillige, rund 500.000 Milizionäre sind militärisch geschult.

Die meist in Zivil auftretenden Kämpfer werden von den Revolutionsgarden kontrolliert und sind der konservativen geistlichen Führung um Ayatollah Ali Chamenei treu ergeben.

London ist entrüstet

Nach Großbritannien reagierten auch Deutschland, Frankreich, Russland und Italien empört. "Die Bundesregierung verurteilt die Erstürmung der britischen Botschaft und des britischen Geländes im Stadtteil Golhak in Teheran auf das Schärfste", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.

Zwei Männer mit Holzstücken schlagn Fensterscheien ein (Foto: AP)
Auch eine deutsche Schule soll in Mitleidenschaft gezogen worden seinBild: dapd

Durch die Erstürmung des britischen Geländes im Stadtteil Golhak "wurde offenbar auch die Deutsche Schule in Teheran in Mitleidenschaft gezogen", hieß es weiter.

Das britische Außenministerium forderte Teheran auf, seine internationalen Verpflichtungen zum Schutz von Botschaften einzuhalten. Alle Landsleute im Iran wurden aufgerufen, zuhause zu bleiben und sich ruhig zu verhalten.

Regierung in Teheran äußert Bedauern

Laut iranischen Medien hielten die Demonstranten auf dem Gelände in Golhak vorübergehend sechs Botschaftsangestellte fest. Das Außenministerium in Teheran "bedauerte" die Vorfälle. Der Angriff auf die Botschaft sei "inakzeptabel", heißt es in einer Erklärung.

Die Demonstranten protestierten mit ihren Aktionen gegen die vor kurzem verhängten verschärfen Sanktionen Großbritanniens, der USA und Kanadas im Atomstreit mit der Islamischen Republik.

Männer stehen im Kreis um eine brennende britische Fahne (Foto: Fars)
Zorn über neue Sanktionen GroßbritanniensBild: FARS

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte in ihrem jüngsten Bericht, erstmals "glaubwürdige Hinweise" auf eine militärische Dimension des iranischen Nuklearprogramms aufgelistet.

Beziehungen werden herabgestuft

Als Reaktion darauf beschloss das Parlament in Teheran am Montag die Ausweisung des britischen Botschafters Dominick Chilcott binnen zwei Wochen und die Abberufung des iranischen Botschafters aus London.

Die Vorfälle erinnern an die Besetzung der amerikanischen Botschaft durch militante Studenten im November 1979. Diese hatten damals mit Billigung der staatlichen Führung 52 Diplomaten 444 Tage lang als Geiseln gehalten. Washington brach daraufhin seine Beziehungen zu Teheran ab. Die USA haben bis heute keine eigene Botschaft in Teheran.

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa,afp,dapd)
Redaktion: Sabine Faber