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Schlechtes Rating

2. Februar 2010

Es war ein Schlag für das Selbstbewusstsein der Nation: Das britische Banksystem, das Jahrhunderte lang als das sicherste der Welt galt, liegt jetzt hinter dem von Italien und Belgien, so die Zeitung "The Telegraph".

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Außenaufnahme der Bank of England (Foto: picture-alliance/dpa)
Lange galten britische Banken als sehr sicher...Bild: picture-alliance / dpa

Eine der wichtigsten internationalen Rating-Agenturen, Standard & Poor's, hat die Banken in Großbritannien aus der Gruppe 2 der Bestenliste in die Gruppe 3 heruntergestuft. Die Kreditwürdigkeit der Banken ist nun auf dem gleichen Level wie die von Portugal und Chile.

Eine schwache Wirtschaft ist wenig kreditwürdig

Londoner City (Foto: dpa)
... doch nun sind die Banken als weniger kreditwürdig bewertet wordenBild: picture alliance / dpa

Der offizielle Grund für diese Herabstufung ist die schwache Wirtschaftslage des Landes und die starke Abhängigkeit vom Staat. Die jüngsten Konjunkturdaten zeigen, dass sich Großbritannien im vergangenen Quartal mit einem Wachstum von 0,1 Prozent als letztes der großen Industrieländer ganz knapp aus dem Rezessionsloch herausgerobbt hat. Das gebe wenig Anlass zur Hoffnung, sagen die Ökonomen.

Und auch die enormen Staatsschulden - und deren Rückzahlung - spielen bei der Einstufung der Kreditwürdigkeit eine Rolle. "Es ist ein langfristiges Problem, und deswegen haben die Rating-Agenturen der Regierung auch eins vor den Bug geschossen", sagt der Chefanalyst des Investmenthauses BGC Partners, Howard Wheeldon. Die Schulden betragen 700 Millionen Pfund, in den kommenden beiden Jahren kommen je noch einmal 175 Millionen Pfund hinzu. Mit einer Neuverschuldung von 13 Prozent trägt Großbritannien derzeit die rote Laterne in Europa.

Vorsicht vor den Wahlen

Premierminister Gordon Brown (Foto: AP)
Premierminister Gordon BrownBild: AP

Die Ausgaben zu senken, wäre eine Lösung für das Problem. Doch Premierminister Gordon Brown plant erst ab 2011 größere Einschnitte im Haushalt. "Wenn man die Unterstützung der Konjunktur zu schnell abdreht, verliert man Arbeitsplätze und riskiert die Erholung", sagt er.

Auch die Opposition schlägt vorsichtige Töne an. Sie drohte zwar schon seit Monaten mit radikalen Einschnitten. Jetzt schwächt David Cameron diese Forderung jedoch ab: "Wir reden nicht über drastische Einschnitte, aber wir müssen anfangen die Schulden abzubauen, denn wir müssen das Vertrauen in unsere Wirtschaft stärken."

Im Mai 2010 wird in Großbritannien gewählt und der Vorsprung der Konservativen schwindet. Alle versuchen jetzt, die britischen Wähler zu beruhigen. Das wiederum beunruhigt aber die Investoren, die nicht wissen, wie es weitergeht.

Die Bank of England muss noch in diesem Jahr für 200 Millionen Pfund Regierungsanleihen an den Markt bringen - steigt der Zinssatz dabei am internationalen Geldmarkt nur um 0,25 Prozentpunkte, kostet das die Briten in den nächsten Jahrzehnten sieben Milliarden Pfund mehr. Plötzlich fällt auch in London immer öfter der Name Griechenland - als abschreckendes Beispiel.

Autorin: Barbara Wesel
Redaktion: Julia Kuckelkorn