1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Brexit-Angst lähmt Börsen

14. Juni 2016

Die Angst vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU hat am Dienstag die Aktienmärkte belastet. Auch der Ölpreise gab nach. Zusätzlicher Druck kam durch die Nervosität vor der Zinssitzung der US-Notenbank am Mittwoch.

https://p.dw.com/p/1J6PI
England Brexit Fähnchen in Ramsgate
Bild: Getty Images/AFP/C. J. Ratcliffe

Gut eine Woche vor dem EU-Referendum in Großbritannien liegen nach zwei neuen Umfragen die Befürworter eines Brexits mit bis zu sieben Prozentpunkten vorn. Dies ergaben Meinungsumfragen im Auftrag der britischen Zeitungen "The Times" und "The Guardian".

In Frankfurt fiel der Deutsche Aktienindex (Dax) zwischenzeitlich um 1,5 Prozent auf 9510 Punkte - und notierte damit über sieben Prozent niedriger als noch vor einer Woche. Andere Indizes wie der EuroStoxx50, der FTSE in London und der CAC40 verzeichneten Verluste in ähnlicher Größenordnung.

"Das nun immer näher rückende Briten-Referendum wirft düstere Schatten über die Börsen", schrieb LBBW-Analyst Werner Bader in seinem Tageskommentar. Viele Anleger flohen in die als sicher geltenden Staatsanleihen. Dies drückte die Rendite zehnjährige Bundesanleihe erstmals ins Minus.

Minuszinsen

"Die Angst vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU hat fast jegliche Risikobereitschaft an den europäischen Kapitalmärkten zum Erliegen gebracht", erläuterte Bader weiter. Dies machte sich vor allem am Rentenmarkt bemerkbar, wo sowohl die Renditen der deutschen Bundesanleihen als auch der britischen Staatsanleihen (Gilts) neue Rekordtiefs markierten.

Vor allem die Käufer deutscher Papiere trifft es hart: Sie müssen nun sogar dafür bezahlen, wenn sie dem Bund für zehn Jahre Geld leihen wollen. Bislang galt ein solcher Negativzins nur bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten. Die Rendite der Zehnjährigen stürzte nun aber auf minus 0,028 Prozent ab. Die zehnjährigen britischen Pendants werfen immer noch 1,158 Prozent ab - allerdings war das auch ein Rekordtief.

Der Verfall der Renditen macht auch den Währungen zu schaffen: Vor allem das Pfund Sterling, aber auch der Euro gaben am Dienstag nach. Das Pfund verlor ein Prozent auf 1,4123 Dollar, während der Euro 0,5 Prozent auf 1,1231 Dollar abrutschte. Gefragt war auch am Devisenmarkt Sicherheit: So griffen die Anleger beim Franken und beim Yen zu.

Nervosität vor Fed-Sitzung

Von der US-Notenbank erhoffen sich die Anleger am Mittwoch Hinweise auf den Zeitpunkt der noch für dieses Jahr erwarteten zweiten Zinserhöhung seit der Zinswende im Dezember vorigen Jahres. Eine Anhebung der Zinsen eine Woche vor dem britischen Referendum wurde für unwahrscheinlich gehalten. Fed-Chefin Janet Yellen wird am Mittwochabend nach dem Entscheid vor die Presse treten.

Yellen hatte bereits vor dem Brexit gewarnt. Sollten die Briten gegen ihre weitere Mitgliedschaft in der Europäischen Union votieren, hätte dies "erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen". Rund um den Globus fürchten Vertreter von Finanzinstitutionen und andere Experten, dass ein Pro-Brexit-Votum die Märkte in Turbulenzen stürzen und das Wachstum deutlich schwächen könnte.

Aber nicht nur das Brexit-Szenario, sondern auch die enttäuschenden jüngsten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt dürften die Fed davon abhalten, schon jetzt den Leitzins weiter hochzuschrauben. Im Mai wurde die niedrigste Steigerung bei neu geschaffenen Jobs seit sechs Jahren verzeichnet. Lediglich 38.000 neue Stellen wurden geschaffen, die Analysten hatten mit etwa 155.000 gerechnet.

Die Angst vor einem Brexit und seinen Folgen für die Wirtschaft ganz Europas hinterließ auch am Rohstoffmarkt seine Spuren. Die Ölpreise, die sich in der vergangenen Woche angesichts von Produktionsausfällen noch erholt hatten, nahmen ihre Talfahrt wieder auf. Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,7 Prozent auf 49,51 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl WTI notierte mit 48,02 Dollar 1,8 Prozent niedriger.

Der Preis für die Krisenwährung Gold gab zwar 0,3 Prozent auf rund 1280 Dollar je Feinunze nach. Damit blieb er aber in der Nähe des am Montag erreichten Vier-Wochen-Hochs von 1287 Dollar.

bea/iw (reuters, dpa,afp)