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Brennstäbe und Raketen - made in Iran

1. Januar 2012

Die Führung in Teheran will im Machtpoker mit dem Westen Oberwasser behalten: Neue atomare Brennstäbe sollen ebenso aus heimischer Produktion stammen wie eine gerade getestete Mittelstrecken-Rakete.

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Der Forschungsreaktor in der iranischen Hauptstadt Teheran (Foto: dpa)
Der Forschungsreaktor in der iranischen Hauptstadt TeheranBild: picture-alliance/dpa

Der Iran hat nach eigenen Angaben den ersten aus eigenen Uranerz-Vorkommen hergestellten Atombrennstab getestet. Wissenschaftler hätten den Brennstab in den Kern eines Forschungsreaktors in Teheran eingeführt, um seine Tauglichkeit zu prüfen, teilte die iranische Atomenergiebehörde auf ihrer Internetseite mit. Der Teheraner Reaktor dient offiziell medizinischen Zwecken.

Die bisher dort eingesetzten Brennstäbe hatte das Land im Jahr 1993 aus Argentinien gekauft, die Vorräte sind inzwischen aber fast aufgebraucht. Der Reaktor in Teheran arbeitet mit Brennstäben, in denen das Uran auf 20 Prozent angereichert ist.

"Technologie im Iran entwickelt und hergestellt"

Abschuss einer Rakete von einem iranischen Marineboot während des Seeemanövers im Persischen Golf (Foto: rtr)
Abschuss einer Rakete während des Seeemanövers im Persischen GolfBild: REUTERS

Im Jahr 2009 hatte Teheran einen Vorschlag abgelehnt, 1200 Kilogramm schwach angereicherten Urans in Russland zu deponieren, um im Gegenzug Brennstäbe für den Forschungsreaktor in Teheran zu erhalten. Im vergangenen August teilte die Atomenergiebehörde des Landes mit, für den Reaktor genügend Uran auf 20 Prozent angereichert zu haben und auch höher angereichertes Uran produzieren zu können.

Die USA und andere Staaten werfen dem Iran vor, unter dem Vorwand der zivilen Kernkraftnutzung nach Atomwaffen zu streben. Die iranische Regierung weist dies zurück. Die Urananreicherung steht im Zentrum des Streits, weil angereichertes Uran zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden kann. Dabei ist der Grad der Anreicherung ausschlaggebend.

Aber auch anderswo geht die Auseinandersetzung zwischen dem Westen und dem Mullah-Regime weiter: Im Rahmen eines Manövers der iranischen Marine nahe der Seestraße von Hormus wurde eine Mittelstreckenrakete abgefeuert. Wie der für die Übung zuständige Admiral Mahmud Mussawi laut Nachrichtenagentur Irna sagte, verfüge die Boden-Luft-Rakete über "neueste Technologie" und sei im Iran "entwickelt und hergestellt" worden.

Sperrung der Straße von Hormus "üben"

Ein iranischer Soldat nimmt einen Küstenabschnitt ins Visier (Foto: AP)
Ein iranischer Soldat nimmt einen Küstenabschnitt ins VisierBild: dapd

Mussawi kündigte zudem an, dass die Marine am Montag (02.01.2012) zum Abschluss ihres am 24. Dezember begonnenen Manövers eine Sperrung der Meerenge von Hormus üben werde. "Ab morgen wird ein Großteil unserer Marineeinheiten auf See, unter Wasser und in der Luft sich in einer neuen taktischen Formation positionieren, welche die Durchfahrt sämtlicher Schiffe durch die Straße von Hormus unmöglich macht, wenn die Islamische Republik dies beschließt", sagte Mussawi am Sonntag.

Irans Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi hatte am Dienstag erklärt, im Falle der Verhängung weiterer Sanktionen gegen den Iran werde die Meerenge blockiert. Die USA kündigten an, eine Blockade nicht hinnehmen zu wollen. Durch die Meerenge am Ausgang des Persischen Golfs führt eine der wichtigsten Ölhandelsrouten. Tanker fahren rund 40 Prozent des weltweit auf Schiffen transportierten Öls durch die Straße von Hormus.

Angesichts dieser Gemengelage wird das jüngste Entspannungssignal aus Teheran dann auch vom Westen mit großer Zurückhaltung bedacht. Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi hatte am Samstag gesagt, dass seine Regierung zu neuen Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm bereit sei. Die Gespräche zwischen Teheran und den fünf Vetomächten im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschland liegen seit fast einem Jahr auf Eis. Daraufhin ließ etwa Bundesaußenminister Guido Westerwelle verlauten, dass derlei Meldungen zwar aufmerksam verfolgt würden. Allerdings zählten für die westlichen Staaten nicht vage Ankündigungen, sondern nur nachprüfbare Taten, so ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Führung in Teheran könne weitere Sanktionen nur dann vermeiden, wenn sie ihre internationalen Verpflichtungen erfülle und Transparenz beim Atomprogramm schaffe.

Autor: Stephan Stickelmann (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Ulrike Quast