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Brasilien

18. April 2011

Eine Studie des öffentlichen Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA) warnt: neun von dreizehn Flughäfen werden bis zur Fußballweltmeisterschaft 2014 nicht fertiggestellt sein.

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Überlastet: Flughafen Cumbica in São Paulo (Foto: picture alliance)
Überlastet: Flughafen Cumbica in São PauloBild: picture alliance/AE

Das Fazit der Studie des öffentlichen Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA) ist besorgniserregend: an kaum einem Flughafen werden die Bauarbeiten bis zur Fußball-WM 2014 abgeschlossen sein. Offensichtlich mangelt es, wie bisher angenommen, nicht nur an finanziellen Mitteln.

Bei Anpfiff noch keine Landung

Die Studie des an die brasilianische Regierung angeschlossenen Instituts wurde kürzlich in der Hauptstadt Brasília vorgestellt. Sie beruft sich auf Daten der staatlichen Flughafen-Betreibergesellschaft Infraero. Diese deuten darauf hin, dass die Erweiterungsarbeiten an neun von 13 WM-Flughäfen bis zum ersten Anpfiff am 13. Juni 2014 nicht beendet sein werden. So stehen die Arbeiten an den Terminals in Manaus, Fortaleza, Brasília, Guarulhos in São Paulo, Salvador, Campinas und Cuiabá noch am Anfang und werden frühestens 2017 abgeschlossen sein.

An den Terminals von Confins in Belo Horizonte und von Porto Alegre laufen die Bauarbeiten schon. Der Studie zufolge dauert es aber mindestens weitere 80 Monate, um die Projekte abzuschließen. In Natal im Nordosten Brasiliens wird extra für die WM ein neuer Flughafen errichtet. Hier sei das Ende der Bauarbeiten noch nicht einmal festlegbar.

Laut Institut werden lediglich Rio de Janeiro, Curitiba und Recife pünktlich zur WM die Touristen empfangen können – vorausgesetzt es laufe alles nach Plan. Vor der Presse erklärte Carlos Campos, Mitglied der Planungs- und Forschungsgruppe bei IPEA: "Es braucht Zeit, die Projekte für den Privatsektor zu öffnen. Eine Öffnung bedeutet aber keineswegs, dass das Problem am nächsten Tag gelöst ist."

Flughafen-Kapazität ist unzureichend

Modell von Maracana (Foto: AP)
So soll das Fußballstadion Maracana aussehenBild: AP

Das Chaos an den Flughäfen beherrscht die brasilianischen Schlagzeilen. 14 der 20 größten nationalen Flughäfen haben längst ihre Kapazitäten überschritten, wie Wissenschaftler schätzen. Das Institut stuft die Situation als "kritisch" ein. Neben dem explosionsartigen Passagieranstieg durch den brasilianischen Wirtschaftsboom der vergangenen Jahre liege das daran, dass von staatlicher Seite zu wenig in die Infrastruktur investiert werde.

Die durchschnittliche Umsetzungsdauer für große öffentliche Infrastrukturprojekte reicht zudem nicht aus. Bis zum Start der WM in drei Jahren müssen Planung, Genehmigung und Bauabschluss erfolgen. "Wenn alles planmäßig nach den geltenden Fristen verläuft, sind in Brasilien für die Umsetzung öffentlicher Infrastrukturprojekte durchschnittlich 92 Monate nötig – dass sind mehr als sieben Jahre!", betont die Studie.

Darüber hinaus habe Infraero zwischen 2003 und 2010 lediglich 44 Prozent der verfügbaren Gelder investiert. "Das verdeutlicht, dass in der Unternehmensführung von Infraero umgedacht werden muss", so die Forscher von IPEA.

Obwohl die öffentlichen Investitionen im Flugsektor zwischen 2003 und 2010 von 503 Millionen Reais (ca. 220 Millionen Euro) auf 1,3 Milliarden Reais (ca. 570 Millionen Euro) angestiegen sind, zeigen die Auslastung der Flughäfen und der Anstieg der Flugreisenden, dass zukünftig noch mehr investiert werden muss. "Im Flugsektor wird immer noch rückwärtsgerichtet geplant, anstatt sich auf die nächsten 40 Jahre vorzubereiten", beanstandet das IPEA.

Noch schlechter vorbereitet als Südafrika?

Pele (Foto: AP)
Auch Fußballidol Pele äußerte sich besorgtBild: AP

FIFA-Präsident Joseph Blatter hat mittlerweile seine Kritik abgeschwächt. Vor zwei Wochen hatte er vor allem das langsame Tempo der WM-Vorbereitungen bemängelt. Dennoch beschäftigt der verzögerte Zeitplan weiterhin die internationalen Medien. Brasilien kämpft mit dem Vorwurf, es sei noch unvorbereiteter als 2010 das WM-Gastgeberland Südafrika.

Régis Fichtner, Sekretär für innere Angelegenheiten in Rio de Janeiro und Koordinator der Infrastrukturprojekte der Stadt, versichert: "Wir sind nicht zu spät dran. Der Umbau des Maracanã-Stadions und alle anderen Aufgaben werden bis Dezember des kommenden Jahres, pünktlich zu Beginn des Confederations-Cups erledigt sein." Rio de Janeiro wird 2016 auch die Olympischen Sommerspiele ausrichten.

Die Flughafen-Misere bestreitet Fichtner indes nicht: "Der Flughafen ist ein Problem. Wir gehen davon aus, dass Präsidentin Dilma Rousseff für den internationalen Flughafen in Rio de Janeiro private Konzessionen erteilen wird. Das ist für uns die beste Lösung, auf die vielen Besucher der Großevents besser einzugehen."

Autorin: Nádia Pontes (Übersetzung: Anna Pellacini)
Redaktion: Wolfgang van Kann