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Afrika - wichtiger Handelspartner für Brasilien

28. September 2009

In Venezuela fand am Wochenende der zweite Südamerika-Afrika-Gipfel statt. Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas, Brasilien, hat Afrika bereits als Markt entdeckt.

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Weltkarte (Foto: Incult)
Afrika rückt näherBild: INCULT, Barcelona

Eine neue Geographie des internationalen Handels, und zwar "Süd-Süd", das ist das Ziel des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio "Lula" da Silva. Der ehemalige Gewerkschaftsführer möchte Brasilien besser mit anderen Entwicklungs- und Schwellenländern vernetzen, wie er schon 2004 auf der UN-Handelskonferenz in São Paulo erklärte: "Diese neue Geographie soll nicht den Nord-Süd-Handel ersetzen. Der entwickelte Norden bleibt weiter ein geschätzter und unverzichtbarer Partner." Aber auch wenn man weiter in die Industrieländer exportieren wolle, so müsse man doch neue Möglichkeiten eröffnen, sagte Lula: "Wir wollen Partnerschaften fördern, mit denen sich die Volkswirtschaften des Südens besser ergänzen können."

Süd-Süd überholt Süd-Nord

Bug eines Frachtschiffes auf dem Ozean (Foto: DW)
Brasilien will den Handel mit Afrika weiter ausbauen

Die Strategie geht offenbar auf: Inzwischen verkauft Brasilien mehr Waren an Entwicklungs- und Schwellenländer als an die Länder des Nordens. Drittgrößter Handelspartner Brasiliens ist inzwischen China, hinter den USA und fast auf gleicher Höhe mit dem Nachbarland Argentinien. Neben China ist vor allem Afrika in den Fokus der brasilianischen Unternehmen gerückt, ein Kontinent, der früher in Brasilien allenfalls als Heimat ehemaliger Sklaven wahrgenommen wurde.

Der brasilianische Präsident Lula selbst hat bereits 11 Reisen nach Afrika unternommen und weist gerne darauf hin, dass Brasilien die größte afrikanischstämmige Bevölkerung außerhalb Afrikas beheimatet. Auch die staatliche Exportförderungsagentur APEX (Agência Brasileira de Promoção de Exportações e Investimentos) hat ihre Initiativen verstärkt. Zuletzt besuchte Anfang September eine Delegation brasilianischer Unternehmer Südafrika. "Unsere Idee ist, diese Beziehung auszubauen und zu intensivieren. Wir repräsentieren hier nicht nur die brasilianischen Unternehmen, sondern wir suchen auch nach Produkten, die wir dann importieren können," sagt Maurício Manfré, der zuständige Projektleiter der APEX.

Exportwachstum von fast 800 Prozent in 10 Jahren

Die Exporte Brasiliens in die Länder Subsahara-Afrikas haben sich in den vergangenen zehn Jahren fast verachtfacht. Im vergangenen Jahr betrugen sie mehr als zehn Milliarden Dollar oder fünf Prozent der brasilianischen Exporte. Angola lag mit zwei Milliarden US-Dollar auf Platz eins, gefolgt von Südafrika mit 1,8 Milliarden und Nigeria mit 1,5 Milliarden.

Markt auf den Kapverdischen Inseln (Foto: DW)
Immer mehr Waren aus Lateinamerika kommen auf afrikanische MärkteBild: DW

In Zeiten der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise sind die neuen Märkte in Afrika hochwillkommen, sagt Jorge Duarte de Oliveira, Direktor von Exportaminas, der Exportförderungsagentur des südost-brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais: "Die Schwellenländer haben unter der internationalen Krise viel weniger gelitten. Sie sind sehr attraktive Märkte für kleinere Firmen, die hier in Brasilien Konsumgüter für die untere Mittelschicht und die Unterschicht herstellen." In Afrika und im Nahen Osten fänden sich genau diese Gesellschaftsschichten und Konsumenten wieder, die es auch in Brasilien gebe, meint Jorge Duarte de Oliveira.

China kauft Rohstoffe - Afrika dagegen Industrieprodukte

Während China zu zwei Drittel Rohstoffe wie Soja und Eisenerz aus Brasilien einkauft und verarbeitete Produkte weitgehend links liegen lässt, sieht die Palette der brasilianischen Exporte nach Afrika vielfältiger aus. Nur ein Drittel entfällt hier auf Rohstoffe. Zwei Drittel dagegen auf verarbeitete Produkte: von Textilien über Möbel bis zu Landwirtschaftsmaschinen.

Warum das Produktspektrum so breit ist, erklärt Carlos Abijaodi, Handelsexperte des Industrieverbands im Bundesstaat Minas Gerais, der Federação das Indústrias do Estado de Minas Gerais: "Afrika hat noch keine eigenen Industrien entwickeln können, daher kaufen die Afrikaner einen Großteil der brasilianischen Industrieexporte ab." Brasilien habe eine große Nähe zu Afrika, das hat Abijaodi bei seinen internationalen Kontakten festgestellt: "Es gibt dort ähnliche Gebräuche und in den portugiesischsprachigen Staaten Afrikas wie Angola und Mosambik spricht man auch noch die gleiche Sprache."

Milliarden-Investitionen brasilianischer Multis

Öl- und Gasfabrik an der Küste Angolas (Foto: Impact)
Angolas Ölreichtum locktBild: picture-alliance / Alan Gignoux / Impact Photos

Handelspartner Nummer eins in Afrika ist das portugiesischsprachige Angola. In dem Ölstaat, der in den vergangenen Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten aufwarten konnte, investieren auch zahlreiche brasilianische Firmen. Die halbstaatliche Ölfirma Petrobrás sucht hier vor der angolanischen Küste nach Erdöl, das Bauunternehmen Odebrecht asphaltiert Straßen und der Mischkonzern Camargo Correia errichtet für 370 Millionen Dollar ein neues Zementwerk in Angola.

In den nächsten Jahren dürfte aber auch Mosambik, das bevölkerungsreichste portugiesischsprachige Land Afrikas, für die Brasilianer deutlich an Wert gewinnen. Hier investiert der führende brasilianische Bergbaukonzern Vale (vormals Companhia do Vale do Rio Doce - CVRD) insgesamt 1,3 Milliarden Dollar, um die Kohlevorkommen bei Moatize in Mittelmosambik auszubeuten. Moatize gilt als eine der größten noch unerschlossenen Kohleminen der Welt und soll über 100 Jahre lang hochwertige Kohle liefern können.

Autor: Johannes Beck

Redaktion: Monika Lohmüller