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"FIFA go home"

Joscha Weber (mit sid,dpa)17. April 2014

Während die Demonstrationen gegen die hohen Kosten der Fußball-WM in Brasilien weitergehen, verteidigt Staatspräsidentin Rousseff die Ausgaben - sie helfen dem Land weiter.

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Demonstration gegen die FIFA Weltmeisterschaft in Sao Paulo (Foto: imago)
Bild: imago/Fotoarena

Symbolisch wurde die WM, dort, wo sie am 12. Juni beginnen wird, bereits zu Grabe getragen: in São Paulo. Bei Protesten gegen die Fußball-WM in Brasilien und ihre steigenden Kosten für die Staatskasse trugen Demonstranten einen auf Pappkartons gebastelten Sarg durch die Straßen der Millionenmetropole. Darauf stand weiß auf schwarz geschrieben: "FIFA go home". Ausgerechnet im Land mit der wohl weltweit größten Fußballbegeisterung wächst derzeit die Unzufriedenheit mit der WM. Richteten sich die Proteste im Umfeld des Confederations Cups noch überwiegend gegen Fahrpreiserhöhungen, Korruption und gestiegene Kosten im Alltag, so ist in letzter Zeit die WM selbst im Zentrum der Kritik.

Das hat Gründe: Die Ausgaben des brasilianischen Staates kletterten zuletzt auf rund zehn Milliarden Euro - eine stolze Summe für ein Land, in dem Millionen Menschen in Armut leben. Einigen platzt angesichts solcher Summen der Kragen: "Es wird keinen World Cup geben", stand auf den Plakaten der Demonstranten in São Paulo – Wunsch oder gar Drohung? Die Polizei reagierte jedenfalls und nahm bei den Protesten auf der zentralen Avenida Paulista mehr als 50 Menschen fest.

Dilma Rousseff, Präsidentin Brasilien (Foto: Luisa Frey/DW)
Dilma Rousseff unterstreicht die positiven Effekte der WMBild: DW/L. Frey

"Alles, was wir im Haus aufräumen, bleibt uns auch erhalten"

Auch Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff antwortete auf die Proteste, auf ihre eigene Weise: "Wir wissen zu gut, was es heißt, eine Werbe-Kampagne zu bezahlen, die uns ähnliches bringt wie diese WM, beim Eröffnungsspiel, bei allen Partien, mit Blick auf die zwölf WM-Städte", sagte Rousseff und brachte somit wenig Verständnis für die Demonstrationen auf. Sie verteidigte die hohen Ausgaben vor allem im Bereich Infrastruktur. "Alles, was wir im Haus aufräumen, bleibt uns auch anschließend erhalten", sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin, die Fußball-WM sei von hoher Bedeutung für das Land. Es wirkt jedoch auch wie eine trotzige Reaktion des Staatsoberhaupts, denn zuletzt war laut Umfragen die Zustimmung in der Bevölkerung für die WM rapide gesunken.

Auch Sicherheitsbedenken im Vorfeld der WM wies Rousseff zurück. Es gebe keine "Verseuchung" durch Gewaltakte und "starke Sicherheit", sagt sie in einer Festrede vor hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. "Auf keinen Fall wird die Bundesregierung mit irgendeiner Form von Gewalt paktieren. Wir lassen uns damit die WM nicht verseuchen", erläuterte Rousseff und sagte weiter: "Die Bundesarmee als Abschreckung wird als Nachhut, aber auch bei der Eindämmung von Gewaltakten agieren."

Demonstration gegen die FIFA Weltmeisterschaft in Sao Paulo (Foto: imago)
Erneut protestierten Brasilianer gegen die hohen WM-Kosten. Mehr als 50 Menschen wurden festgenommen.Bild: imago/Fotoarena

Olympia 2016 in Rio kostet mindestens 11,9 Milliarden Euro

Am Horizont kündigt sich aber bereits das nächste Streitthema in der brasilianischen Gesellschaft an: Auch die Kosten der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro wachsen und werden derzeit auf 11,9 Milliarden Euro taxiert. Diese Zahl nannte der Chef von Brasiliens öffentlicher Olympia-Koordinierungsstelle (APO), General Fernando Azevedo e Silva. Der 2008 in der Bewerbung genannte Etatansatz wird damit um mehr als ein Viertel überschritten. Begründet wurde dies unter anderem mit der Inflation. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte sich zuletzt besorgt über den schleppenden Fortgang der Olympia-Vorbereitungen gezeigt.

jw/asz (mit sid, dpa)