Brasilien im Aufbruch
Brasilien steht vor einer Mammutaufgabe: WM- und Olympia-Ausrichtung innerhalb von nur zwei Jahren. Mit großer Euphorie gehen die Brasilianer diese Aufgabe an - auch wenn nicht alles glatt läuft in der Vorbereitung.
Ein Land im Ballfieber
Die brasilianische Nationalelf spielt schon berauschend, die Fans sind bereits in Topform. Brasiliens Fußballanhänger gelten als die vielleicht feierfreudigsten Fans der Welt. Aber wehe, ihre geliebte Seleção spielt schlecht - dann sind ihre Pfiffe fast lauter als ihr Jubel. Und: Sie erwarten nicht weniger als den WM-Titel.
Schenkt er Brasilien den WM-Titel?
Auf ihn setzen die Brasilianer: Neymar, 22-jähriger Stürmerstar der Nationalelf, der jetzt für den FC Barcelona spielt. Ihm fliegen die Teenagerherzen zu, mehr als sieben Millionen Fans folgen ihm bei Twitter. Auf den schmalen Schultern des 65-Kilogramm-Leichtgewichts lastet ein enormer Erwartungsdruck.
Das Milliarden-Programm
Brasiliens Regierung will ein gewaltiges Infrastruktur-Programm umsetzen: 800 Flughäfen, 7500 Kilometer Straße und 10.000 Kilometer Schienen sollen gebaut werden. Investitionssumme: 52 Milliarden Euro in den kommenden Jahren. Bisher konnte die Infrastruktur mit dem Wirtschaftswachstum nicht mithalten.
28 Millionen Gäste
Selbst für das Urlaubsland Brasilien ist das eine neue Dimension: Zu den Großereignissen Fußball-WM 2014 und Olympische Spiele 2016 erwarten Experten insgesamt 28 Millionen Menschen in Brasilien. Doch schon jetzt sind die Hotelkapazitäten am Touristenmagneten Copacabana knapp und teuer.
Pannen und Kostenexplosion
Für negative Schlagzeilen sorgte der Stadienbau: Der Umbau des Maracanã in Rio kostet inzwischen rund 500 Millionen Euro. Beim Itaquerão-Stadion in São Paulo kam es wegen einem Rechtsstreit zum Baustopp und für die verspätet fertiggestellte Arena in Brasilia ist die Nachnutzung ungewiss.
Sicher ist sicher
Mehr als 700 Millionen Euro investiert Brasiliens Regierung in den Ausbau der Sicherheitsstruktur für die Großereignisse WM und Olympia. Dazu gehört verstärkte Präsenz vor den Stadien, der Aufbau von zwölf Sicherheitszentren in den WM-Ausrichterstädten und die Anschaffung von Überwachungs-Drohnen.
Per Seilbahn über die Favela
Auch hier sollen sich WM-Fans sicher bewegen können: im Complexo do Alemão in Rio, eine der größten Favelas Brasiliens. 2010 "befriedeten" Polizei und Militär den Komplex. Seit 2011 fährt eine Seilbahn über das Armenviertel – ein kostenloses Transportmittel für die Bewohner, das auch Touristen anzieht.
Die WM als Chance
Nicht nur für das Land ist die WM eine große Chance, sondern auch für Fabiano Fernandes. Bis vor kurzem saß er in Haft, dann erhielt er auf Bewährung einen Job als Bauarbeiter auf der Baustelle des neuen Nationalstadions in Brasilia. Er ist stolz, mitbauen zu dürfen und hofft danach auf seine Freiheit.
Nicht alle freuen sich
Proteste vor dem Maracanã-Stadion: Die Demonstranten zeigen ihren Unmut gegen die Pläne, das mit öffentlichen Geldern teuer sanierte Stadion nach der WM zu privatisieren. Zudem demonstrieren sie ihre Solidarität mit Indianern, die für die Baumaßnahmen ihr Museum nahe dem Maracanã räumen mussten.
Die Stars von morgen
Während alle Brasilianer nun der Seleção die Daumen drücken, trainieren auf der Copacabana schon die Stars von morgen. Die Kinder der Fußballschule "Energia" lernen Balltechnik dort, wo es besonders schwer ist: im Sand. Torwart Cleidijames träumt von einer großen Karriere als Fußballprofi.
Das Glück in der Hand
Wie viele Fans hofft Jarbas Carlini auf den sechsten brasilianischen WM-Titel. Er hält das Glück Brasiliens schon in den Händen: den alten und den neuen WM-Pokal – wenn auch nur als Nachbildungen.
dante
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