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Brasilianer und Argentinier jubeln gemeinsam

Mariana Santos, z.Zt. Brasilia5. Juli 2014

Beim FIFA Fan Fest in der Hauptstadt Brasília feiern 35.000 Menschen den brasilianischen Sieg gegen Kolumbien. Besonders stark vertreten ist die argentinische Fangemeinde.

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Fußball WM 2014 Brasilien - Kolumbien Fifa Fan Fest in Brasilia
Bild: DW/M. Santos

Bereits gegen 11 Uhr vormittags (04.07.2014), zwei Stunden vor dem Spiel Deutschland-Frankreich, füllte sich das Areal des "FIFA Fan-Fest" in der brasilianischen Hauptstadt Brasília. Nur Minuten später hatten die Fußballfans jedes Fleckchen vor den Bildschirmen besetzt, und die sechs Fußballfelder große Fläche in ein kunterbuntes Farbenmeer verwandelt. Im vorherrschenden grün-gelb der Gastgeber waren auch zahlreiche andere Nationalfarben zu erkennen: Kolumbianer, Deutsche, Argentinier, selbst Chinesen feierten mit, obwohl sich ihre Nationalmannschaft nicht für das Turnier in Brasilien qualifiziert hatte.

Besonders stark vertreten war die argentinische Fangemeinde, deren Mannschaft am Samstag (05.07.2014) in Brasília gegen Belgien um den Einzug ins Halbfinale spielt. 60.000 argentinische Fans werden an diesem Wochenende in der Hauptstadt erwartet. Um dem Ansturm Herr zu werden, hat der Bundesdistrikt kurzerhand ein Messegelände zum Campingplatz erklärt. Bis zu 4000 Fahrzeuge können hier in rund zehn Kilometer Entfernung vom Nationalstadion kostenlos parken. Trinkwasser, Duschen und Toiletten stehen ebenfalls bereit für die "Hermanos", die "Brüder", mit denen Brasilien eine innige Rivalität verbindet.

Der 48-jährige Argentinier Sergio Peruzzo war Anfang dieser Woche mit seinem Sohn und einer Gruppe Freunden aus Buenos Aires angereist, um das Spiel ihrer Mannschaft im Nationalstadion mitzuerleben. Karten für das Spiel bekamen sie aber leider nicht: "Wir sind 4500 Kilometer gefahren, und nun haben wir nicht einmal Eintrittskarten", erzählt er.

Fußball WM 2014 Brasilien - Kolumbien Fifa Fan Fest in Brasilia
"4500 Kilometer gefahren, um das Spiel zu sehen"Bild: DW/M. Santos

Trotzdem bereuen die Freunde ihre Reise nach Brasília nicht, versichert der 44-jährige Estevam Peralta aus der Gruppe: "Wir sind unheimlich freundlich empfangen worden, die Stimmung ist fantastisch." Deshalb würden sie heute auch zu Brasilien halten: "Es ist die beste WM aller Zeiten, und ich hoffe, dass eine Mannschaft aus Lateinamerika gewinnt. Am liebsten natürlich Argentinien."

Fan-Fest in der Peripherie

Nach offiziellen Zahlen hatten 35.000 Menschen den Weg in die Satellitenstadt Taguatinga vor den Toren Brasílias gefunden. Die Wahl des Ortes hatte bei den Bürgern für einigen Unmut gesorgt. Normalerweise finden öffentliche Feste in Brasília auf der Esplanade zwischen den Parlaments- und Regierungsgebäuden statt, die, wie die Fanmeilen von Rio und São Paulo, mitten in der Stadt liegt.

"Dieses ist das erste Spiel, dass ich mir hier ansehe", sagt die 56-jährige Maria Dirce aus Brasília und gesteht, dass sie schon ein bisschen Angst davor hatte. Die Vorstadt zählt zu den einkommensschwächeren Teilen des Bundesdistrikts. In solchen Gegenden fühlen sich viele besserverdienende Brasilianer oft unsicher. Doch einmal hier, sei die Unmut schnell verflogen, berichtet Maria. "Es ist sehr ruhig hier, gut organisiert und sicher. 1400 Polizisten sollen ja für Sicherheit sorgen."

Nach Angaben der Stadt habe man das FIFA Fan-Fest ganz bewusst näher an Menschen mit niedrigerem Einkommen bringen wollen. Kritiker vermuten hingegen, dass man nicht nur Verkehrschaos vermeiden, sondern vor allem Fans möglichst weit weg von Protesten im Regierungsviertel wissen wollte.

Kolumbien trauert, Brasilien feiert mit Wehmut

Solche Fragen sind für Fred Gamboa und Esteban Molino vollkommen bedeutungslos. Die beiden Kolumbianer reisen seit drei Wochen kreuz und quer durch Brasilien, immer ihrer Nationalmannschaft hinterher. Rund 5000 US-Dollar lässt sich das jeder von ihnen Kosten, aber das sei es wert, findet Gamboa: "Wir schreiben hier Geschichte. Es wird ein hartes Spiel, aber wir werden gewinnen!"

Am Ende lag er nur mit einer Prognose richtig. Kolumbien verlor, aber es war eine der härtesten Partien der FIFA-Geschichte: 54 Fouls - bei keinem der 58 absolvierten Spiele dieser WM pfiff ein Schiedsrichter so viele unfaire Aktionen bei einem WM-Spiel ab. Brasilien brauchte 31 Fouls für seinen Sieg, nd zahlt einen hohen Preis für die raue Gangart: Der Stürmerstar Neymar liegt mit einer Rückenwirbelverletzung im Krankenhaus und fällt für den Rest des Turniers aus.