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Brüssel: Mutmaßlicher Attentäter in Haft

26. März 2016

Vier Tage nach den Brüsseler Anschlägen ist gegen drei Männer in Brüssel Haftbefehl erlassen worden. Laut einem Medienbericht soll einer von ihnen der mutmaßlich dritte Attentäter vom Flughafen sein.

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Fahndungsfoto vom Brüsseler Flughafen - Foto: Polizei (dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Federal Police

Ist der Mann mit weißer Jacke und schwarzem Hut gefasst? In dieser Montur war der mutmaßlich dritte Attentäter vom Brüsseler Flughafen auf einer Aufnahme einer Überwachungskamera zu sehen. Wie die Zeitung "Le Soir" berichtet, soll es sich um Fayçal C. handeln, der in der Nacht zu Freitag in Brüssel festgenommen wurde. Offiziell bestätigt ist das noch nicht, aber Fayçal C. sitzt inzwischen in Haft. Die Staatsanwaltschaft legt ihm die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, terroristische Morde und versuchte Morde zur Last. Bei einer Durchsuchung seien bei C. allerdings weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden.

Zeitung: "Vom Taxifahrer identifiziert"

Fayçal C. war einer von drei Männern, die in der Nähe des schwerbewachten Gebäudes des Generalstaatsanwaltes festgenommen wurden. Wie "Le Soir" meldet, soll er von dem Taxifahrer identifiziert worden sein, der die drei Attentäter am Dienstagmorgen zum Flughafen gebracht hatte. Fayçal C., der als freier Journalist gearbeitet haben soll, wäre somit der bisher einzige mutmaßliche Beteiligte an den Anschlägen von Brüssel, der identifiziert und festgenommen werden konnte.

Der zweite Verhaftete heißt Aboubakar A. Ihm wird die Teilnahme an terroristischen Aktivitäten vorgeworfen. Außerdem ist ein dritter Verdächtiger in Gewahrsam, der mit einem vereitelten Anschlag in Paris in Verbindung gebracht wird. Auch er wird beschuldigt, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein.

Auch in Deutschland waren in den vergangenen Tagen zwei verdächtige Männer festgenommen worden: in Gießen und in Düsseldorf. Wie inzwischen ermittelt wurde, haben die beiden aber nichts mit den Terroranschlägen in Brüssel zu tun. Dafür gebe es keinerlei belastbare Hinweise, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Das betreffe vor allem den 28-jährigen Marokkaner, der am Gießener Bahnhof festgenommen worden war. Auf seinem Handy hatten die Fahnder zwei SMS gefunden, die ihnen zunächst verdächtig vorkamen.

Staatsanwalt: Keine Terrorspur nach Tod eines Sicherheitsmannes

Besorgnis löste in Belgien ein Mordfall vom Donnerstag aus: Ein Wachmann einer Nukleareinrichtung war erschossen in seiner Wohnung entdeckt worden. Eine Boulevardzeitung hatte zudem berichtet, dass der Dienstausweis des Mannes entwendet worden sei. Die Behörden dementierten dies. Die Staatsanwaltschaft sehe keine Verbindung zwischen dem Tod des Wachmanns und möglichen Anschlagsplänen, berichtete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Anklagebehörde. Der Fall werde von der Kriminalpolizei bearbeitet, Antiterror-Ermittler seien nicht involviert.

Gilles De Kerchove - Foto: Eric Lalmand (Belga)
EU-Anti-Terror-Beauftragter de Kerchove: "Hackerangriff auf Atomanlagen möglich"Bild: picture alliance/dpa/E. Lalmand

Im Februar war bekannt geworden, dass die belgische Polizei bei Terrorverdächtigen heimlich gemachte Aufnahmen gefunden hat, die einen hochrangigen belgischen Atomforscher zeigen. Möglicherweise sei versucht worden - heißt es in Medienberichten - den Wissenschaftler zu erpressen, um an radioaktives Material für eine sogenannte schmutzige Bombe zu kommen.

Alarmiert zeigt sich der Anti-Terror-Beauftragte der Europäischen Union, Gilles de Kerchove. Er warnt vor einem Angriff auf belgische Atomanlagen. Attentäter könnten durch einen Hacker-Angriff die Kontrolle über die Schaltzentrale eines Atomkraftwerks übernehmen, sagte der EU-Koordinator der belgischen Zeitung "La Libre Belgique".

Steinmeier: "Kühlen Kopf bewahren"

Zu Besonnenheit hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier aufgerufen. "Die Terroristen würden gerne ihren Krieg in unsere Städte und unsere Köpfe tragen, uns in eine Art Belagerungszustand treiben, um uns ihre perverse Logik von Gewalt und Hass aufzuzwingen", sagte Steinmeier. "Wir tun gut daran, dieses Spiel nicht mitzuspielen, den Terroristen nicht diese Genugtuung zu geben."

Es komme nun vielmehr darauf an, "mit kühlem Kopf gegen die Hintermänner und die Wurzeln des Terrors anzugehen und ihre Unterstützer in Europa zu identifizieren - mit allen Mitteln des Rechtsstaats", sagte Steinmeier der Funke-Mediengruppe. Dazu gehöre aus seiner Sicht die Zusammenarbeit von Geheimdiensten.

AR/kle (afp/dpa/rtr)