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Brüderle in Brasilien

28. April 2010

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle ist das dritte Regierungsmitglied innerhalb von vier Monaten Brasilien besucht – mit dem Ziel, Geschäfte für die deutsche Wirtschaft einzufädeln.

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Wirtschaftsminister Brüderle mit seinem brasilianischen Amtskollegen Miguel Jorge (Foto: AP)
Wirtschaftsminister Brüderle mit seinem brasilianischen Amtskollegen Miguel JorgeBild: AP

2014, 2016 und 40: das sind die magischen Zahlen, die zurzeit fast jeder im Munde führt, der über Brasilien redet und dabei in wirtschaftlichen Dimensionen denkt. 2014 richtet das Land die Fußballweltmeisterschaft aus, zwei Jahre später finden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele statt. Und um die nötige Infrastruktur für diese beiden sportliche Großereignisse aufzubauen, will das Land 40 Milliarden Euro in den Ausbau von Sportstädten, Straßen, Flughäfen, Eisenbahnverbindungen, Telekommunikationsnetze und Sicherheit investieren.

Und 40 deutsche Mittelständler begleiten Bundeswirtschaftsminister Rainer Bürderle (FDP) auf seiner Brasilienreise, die das erklärte Ziel hat, dass ein möglichst großes Stück aus dem Investitionskuchen auf den Tellern deutscher Unternehmer landet. Als Referenz können Brüderle und seine Delegation auf die erfolgreiche WM 2006 in Deutschland verweisen. "Wir wollen dazu beitragen, dass die Veranstaltungen in Brasilien ein Erfolg werden", so Brüderle vor Beginn seiner Reise, "mit einer leistungsfähigen Infrastruktur, einer guten Organisation und der notwendigen Sicherheit."

Computeranimation der Sportstädten für die olympischen Spiele in Rio 2016 (Foto: AP)
Computeranimation der Sportstädten für die olympischen Spiele in Rio 2016Bild: AP

Regionalmacht Brasilien

Brasilien ist derzeit in heiß umworbener Partner in Lateinamerika. Allein aufgrund seines Rohstoffreichtums und der wirtschaftlichen Leistung kommt dem Land eine regionale Führungsrolle zu. Mit einer Bevölkerungszahl von 190 Mio. sind etwa 40% der Lateinamerikaner Brasilianer. Das Land erbringt fast ein Drittel der regionalen. Unter Präsident Lula da Silva hat das Land die Finanzkrise erfolgreich gemeistert, die Armut ist in den letzten Jahren dank der Sozialprogramm der Regierung gesunken und die Kaufkraft der Bevölkerung hat entsprechend zugenommen. Politisch und wirtschaftlich ist Brasilien nicht nur in Lateinamerika zu einer bedeutenden Regionalmacht aufgestiegen, in der G-20 Gruppe und als Mitglied der BRIC-Gruppe (Brasilien, Indien, Russland, China) ist das Schwellenland längst zu einem wichtigen Global Player aufgestiegen.

Deutsche Unternehmer stehen deshalb bei ihrem Werben um die Gunst der Brasilianer in einem harten Wettbewerb mit anderen europäischen Konkurrenten. Doch Wirtschaftsminister Brüderle setzt auf Überzeugungskraft durch Qualität: "Wir sind traditionell der bevorzugte Partner." Dass die brasilianische Regierung beim Ausbau des Schienennetzes dabei nicht die deutsche Transrapid-Technik bevorzugt sonder auf traditionelle Hochgeschwindigkeitszüge setzt ficht den Minister nicht an. Dennoch zeichnet sich Beobachtern zufolge hier ein Bieterkampf zwischen Deutschland, Frankreich und Japan ab, bei dem am Ende des beste Preis ausschlaggebend sein dürfte.

Aussicht auf großen Rüstungsauftrag

Bei den Militärausgaben ist Brasilien mit fast 25 Milliarden Dollar (2008) Spitzenreiter in Lateinamerika. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung eine strategische Rüstungspartnerschaft mit Frankreich aus der Taufe gehoben. Sie ist Teil der von den brasilianischen Militärs seit langem verlangten Modernisierung der Streitkräfte, Davon könnte jetzt auch ThyssenKrupp profitieren. Der Stahlkonzern erhofft sich einen Rüstungsauftrag im Wert von 1,5 Milliarden Euro.

Siemens Werk in Brasilien
Über tausend deutsche Unternehmen produzieren in BrasilienBild: presse

Es geht dabei um den Bau von drei Fregatten für die brasilianische Marine. Der Auftrag würde den angeschlagenen deutschen Werften helfen, so Brüderle in Brasilia: "Das wäre momentan sehr wichtig für die Auslastung der Werften Blohm + Voss und HDW." Die Chancen für die deutschen Schiffsbauer hängen jetzt von einem vorgelagerten Geschäft ab: wenn ThyssenKrupp in die engere Auswahl für den Bau von sechs Schutzbooten für Ölbohrinseln vor der brasilianischen Küste kommt, könne sich der Konzern auch gute Chancen für das Fregatten-Geschäft ausrechnen, hieß es aus Thyssen-Krupp-Unternehmerkreisen.

Steuerabkommen fast unterschriftsreif

Bis Ende 2010 soll ein neues Steuerabkommen zwischen Deutschland und Brasilien unterzeichnet werden, dass die Arbeit der über 1000 deutschen Firmen vor Ort erleichtern soll. Brasilien erwartet für dieses Jahr ein Wachstum von über 5 Prozent. Wirtschaftsminister Brüderle bleibt noch bis Freitag (30.04.2010) in Brasilien. Auf seiner Agenda stehen unter anderem Gespräche mit seinem Amtskollegen Miguel Jorge und den Ministern für Tourismus, Luis Barreto, und Städtebau, Marcio Fontes führt.

Autorin: Mirjam Gehrke (dpa/afp)
Redaktion: Oliver Pieper