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Brücken bauen mit Kultur und Medien

Marcel Fürstenau5. Juni 2015

Staatsministerin Monika Grütters spricht auf einer Veranstaltung der DW über das Einwanderungsland Deutschland. Die anschließende Diskussion lässt erahnen, warum das Thema so schwierig ist.

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Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Medien Grütters, spricht auf einer DW-Veranstaltung zum Thema Integration (Foto: DW/Matthias Müller)
Bild: DW/Matthias Müller

Ein Grußwort soll es laut Einladung sein, tatsächlich aber haben Monika Grütters' Einlassungen schon Züge einer Grundsatzrede. Die Staatsministerin für Kultur und Medien spricht am Donnerstagabend in Berlin über "Immigration als gegenseitige Verpflichtung". Eingeladen hat die Deutsche Welle, die in 30 Sprachen multimedial über nationale und internationale Themen berichtet. Der deutsche Auslandsrundfunk hat das besonders, was Grütters Kultur und Medien generell zuschreibt: eine große Verantwortung dafür, wie kulturelle Vielfalt in Deutschland wahrgenommen wird. Das mögliche Spektrum ist laut Grütters groß und gegensätzlich: "fremd oder vertraut, einladend oder trennend, bedrohlich oder bereichernd".

Die Staatsministerin benennt die aus ihrer Sicht konstruktiven Potenziale, die in Kultur und Medien stecken. Sie könnten das Schweigen brechen und, wenn notwendig, provozieren, Debatten anstoßen, Raum für Austausch und Verständigung schaffen. Die Christdemokratin spricht Klartext: Der Begriff "Multikulti" verstelle mitunter den Blick auf Konflikte, "die im Schmelztiegel der Kulturen gären". Und dann gleich wieder der Blick nach vorn: Kunst könne "gemeinsame Sprache und Identität" für Menschen unterschiedlicher Herkunft sein" und uns auch "nötigen, die Perspektive zu wechseln". Und es gibt ein Lob für die Medien: Sie finde es gut, dass es dort sehr viel Aufmerksamkeit für das Thema Integration gebe, so Grütters. Einen Wunsch an die Journalisten hat sie trotzdem: noch mehr positive Integrationsgeschichten.

Shermin Langhoff: "Die Gesellschaft ist klüger geworden"

Nach der Staatsministerin begrüßt DW-Moderatorin Jana Pareigis fünf illustre und meinungsfreudige Gäste auf dem Podium im Museum für Film und Fernsehen am Potsdamer Platz. Schnell wird deutlich, dass sie sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was Integration bedeutet - und wie es um sie in Deutschland bestellt ist. Die Intendantin des Berliner Maxim-Gorki- Theaters, Shermin Langhoff, hält die Gesellschaft heute für klüger als vor 20 Jahren: Damals, kurz nach der Wiedervereinigung, habe es bis in die bürgerliche Mitte hinein geheißen: "Das Boot ist voll." Diese Rhetorik habe auch in den Medien eine große Rolle gespielt.

Shermin Langhoff, Intendatin des Berliner Maxim-Gorki-Theaters und Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrats (Foto: DW/Matthias Müller)
Nicht immer einer Meinung: Shermin Langhoff und Christian Höppner.Bild: DW/Matthias Müller

Mit den heutigen Zuständen ist Langhoff aber trotz aller Fortschritte unzufrieden. Die wichtigste Aufgabe von Kultur und Medien sei es, "die Mächtigen zu kritisieren". In ihrem Fachgebiet sieht die in der Türkei geborene Theaterfrau da noch erheblichen Nachholbedarf: Wenn sie von Arbeiter-Bühnen spricht, schwingt unausgesprochen der Vorwurf mit, viele Häuser seien zu staatstragend. Über die Frage, ob das ein Hindernis im Bemühen um bessere Integration ist, wird leider nicht weiter diskutiert.

Optimisten und Skeptiker

Der Präsident des Deutschen Kulturrats, Christian Höppner, ist wesentlich optimistischer als Langhoff und die meisten anderen Diskutanten. Dass sich Kulturen begegnen, sei eigentlich ein "ganz alter Hut". Und unter Verweis auf die aktuelle Integrationsdebatte registriert Höppner in Deutschland eine wachsende Neugier darauf, "was da reinkommt". Gemeint sind Einwanderer jeglicher Couleur, also auch die vielen Boots- und Bürgerkriegsflüchtlinge.

So optimistisch Höppner ist, so skeptisch ist Werner Schiffauer. Der Vorsitzende des Rats für Migration bekommt "Bauchweh" beim Begriff Integration, und zwar deshalb, weil das Wort auch "Anpassung" bedeute. Über diesen Begriff und seine Bedeutung zu streiten, wäre sicherlich spannend gewesen. Doch dazu kommt es aus Zeitgründen leider nicht mehr.

Das gilt auch für Anetta Kahanes Ausführungen. "Wir haben in Deutschland ein Problem mit Rassismus", beginnt die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung ihr Statement. Leider werde nicht gerne darüber gesprochen. Besonders groß sei das Problem in Ostdeutschland, sagt die aus der DDR stammende Kahane und verweist auf die islamkritische Pegida-Bewegung.

Trotz Pegida: Schöne Zeit in Dresden

Hochburg der "Patrioten gegen die Islamisierung Europas" ist Dresden. Jaafar Abdul Karim vom arabischen Programm der Deutschen Welle hat dort vier Jahre studiert. "Es war eine gute und schöne Zeit", sagt der Moderator einer Jugend-Talkshow. So unterschiedlich können die Erfahrungen mit und Meinungen über Integration sein.

Dass Kultur und Medien auf diesem weiten Feld noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen haben, davon ist Karim überzeugt. Er hofft auf mehr Journalisten mit Migrationshintergrund und weniger Klischees in der Berichterstattung.