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BP-Chef Hayward steht vor Rücktritt

25. Juli 2010

Beim britischen Ölkonzern BP verdichten sich die Anzeichen für einen Rücktritt von Vorstandschef Tony Hayward. Er war wegen seines Krisenmanagements bei der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko in die Kritik geraten.

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BP-Chef Tony Hayward (Foto: dpa)
BP-Chef Tony Hayward nimmt wohl seinen HutBild: picture-alliance/ dpa

Britische Medien - darunter der Sender BBC und die Zeitung "Sunday Telegraph" - berichteten am Sonntag (25.07.2010), Hayward wolle innerhalb von 24 bis 48 Stunden zurücktreten. Ein BP-Sprecher wollte dies allerdings zunächst weder bestätigen noch dementieren. Hayward habe "weiterhin das Vertrauen des Aufsichtsrats", sagte er.

Der Aufsichtsrat tritt am Montag zusammen, um über die Zukunft des Vorstandschefs abzustimmen. Dabei gehe es aber lediglich darum, die Entscheidung, die Hayward selbst getroffen habe, abzusegnen, erläuterte der Sprecher weiter.

Hayward war wegen seines Krisenmanagements nach dem Untergang der Öl-Plattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko immer wieder öffentlich kritisiert worden.

Milliardengewinn trotz Katastrophe

BP-Logo (Quelle: BP)
BP machte im ersten Halbjahr satten GewinnBild: BP

Der 53-jährige Manager hat einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge mit dem Unternehmen sogar schon über die Modalitäten seines Ausstiegs und die Höhe der Abfindung verhandelt.

Nach Informationen der britischen Zeitung "The Independent" will Hayward seinen Rücktritt am Dienstag bekanntgeben. Am selben Tag präsentiert der Londoner Konzern auch die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2010. Analysten erwarten, dass BP trotz der Ölpest bislang 10 Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro) Gewinn gemacht hat.

Als Haywards Nachfolger wird laut BBC Bob Dudley gehandelt. Er hatte von Hayward das Krisenmanagement bei der Öl-Katastrophe übernommen.

Bohrloch soll endgültig verschlossen werden

Schiff lädt Ölsperren ab (Foto: AP)
Ein Schiff lädt verschmutzte Ölsperren aus dem Golf von Mexiko abBild: AP

Nach dem Abflauen des Tropensturms "Bonnie" machte sich BP daran, die Arbeiten an der Unglücksstelle im Golf von Mexiko wieder aufzunehmen. In "grob geschätzt drei bis fünf Tagen" werde man damit beginnen, das defekte Bohrloch endgültig zu verschließen, sagte der Krisenkoordinator der US-Regierung, Thad Allen.

Eine aus Sicherheitsgründen abgezogene Bohrinsel wurde wieder in Stellung gebracht. Damit können Entlastungsbohrungen durchgeführt werden, um Druck vom Bohrloch zu nehmen. Anschließend soll der Bohrschacht mit Schlamm und Zement verschlossen werden.

Wurde der Alarm ausgeschaltet?

Am Wochenende wurden die Bemühungen um eine Schließung des Bohrlochs von neuen schweren Vorwürfen überschattet. Bei einer Anhörung in New Orleans zur Klärung der Unglücksursache sagte der Chef-Elektrotechniker der Bohrinsel, Mike Williams, Manager auf der Plattform hätten die Alarmsignale ausschalten lassen. Sie hätten die Maßnahme damit begründet, dass die Bohrinsel-Arbeiter nicht "um drei Uhr morgens" durch einen Fehlalarm geweckt werden sollten.

Die Bohrinsel-Eignergesellschaft Transocean widersprach Williams. Das Vorgehen stehe im Einklang mit der Praxis auf See und sei "bewusst" gewählt worden. Auf der "Deepwater Horizon" habe es hunderte verschiedener Feuer- und Gasalarme gegeben, "alle wurden überprüft, waren in gutem Zustand, nicht unterdrückt und wurden von der Brücke überwacht", erklärte das Unternehmen. Die Stummschaltung des Hauptalarms solle verhindern, dass eine Lappalie Großalarm auslöse.

Die von BP betriebene Bohrinsel "Deepwater Horizon" war nach einer Explosion am 20. April gesunken und hatte die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Elf Arbeiter kamen ums Leben.

Autor: Thomas Grimmer (dpa, afp)
Redaktion: Nicole Scherschun