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Die Chorjungen

Tim Koeritz9. Mai 2014

Drei Solisten der Augsburger Domsingknaben stellen ihre erste eigene CD vor. Ein deutsches Label hat für die Produktion ein aufwändiges Casting veranstaltet und die "Chorjungen" entdeckt.

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Nicolas Schwandner, Jan Enderle und Georg Starz lächeln in die Kamera (Foto: Ben Wolf/DG)
Bild: Ben Wolf/DG

Nicolas Schwandner (14), Jan Enderle (13) und Georg Starz (14), sind drei herausragende Solisten der Augsburger Domsingknaben, einem der besten deutschen Knabenchöre, den der Augsburger Domkapellmeister Reinhard Kammler vor 40 Jahren gründete. Mit diesen drei Jungen schloss das renommierte Plattenlabel Deutsche Grammophon einen Exklusiv-Vertrag, um neue Zielgruppen zu erschließen. "Sie sind nicht nur die jüngste deutsche Boy Band, sie sind auch die erste klassisch ausgebildete, deutschsprachige Boy Band, die von Deutsche Grammophon/ Panorama mit einem Exklusivvertrag geadelt wurde", heißt es in der offiziellen Ankündigung des Labels.

Auf die Frage, wie sich die drei Knaben als "klassische Boy Group" denn nun fühlen, entgegnet Altist Georg Starz: "Die CD heißt ja eigentlich schon noch 'Die Chorjungen'. Wir singen jetzt zwar auch schon ein paar Sachen aus dem 20. Jahrhundert, aber die meisten Sachen sind dann schon noch klassisch. Wir sind vielleicht eine Boy Group, aber nicht so modern halt. Wir sind ja die Domsingknaben und die singen Klassisches."

Vielfalt als Kaufargument

Die CD bietet Crossover - neben Pop-Balladen wie "Tears in Heaven" von Eric Clapton und Schlager-Evergreens wie "Über den Wolken" von Reinhard May stehen auch Volkslieder. Vom legendären "Ave Maria" (Bach/Gounod) über eine textierte Fassung des Strauss-Walzers "An der schönen blauen Donau" geht der musikalische Mix weiter bis hin zum berühmten "Miserere" des italienischen Barock-Komponisten Gregorio Allegri. Ganz klar richtet sich diese CD damit an ein möglichst breites Publikum. Georg Starz steht jedoch dazu: "Ich finde, eigentlich alles ganz cool. Ich glaube, das macht auch die Mischung in der CD."

Strategische Ausrichtung

Klangästhetisch versinkt jedoch das musikalisch so Unterschiedliche sehr einheitlich in engelsgleicher Klangschönheit des "unschuldigen" Timbres der Knabenstimmen, die zudem übermäßig verhallt werden. Die an sich wunderbare Natürlichkeit dieser drei Jungen geht so zumindest zum Teil verloren. Andererseits wird damit gerade jene Ästhetik einer geraden, fast instrumentalen Stimmführung, die Domkapellmeister Kammler nach seinen Erfahrungen in England auch in Augsburg vermittelt, betont.

Vielleicht sind seine Solisten auch deshalb vom neuen englischen Chef der deutschen Grammophon, Marc Wilkinson, für diese CD ausgewählt worden. Doch obwohl es entsprechende Originalliteratur für Knabensolisten gibt, finden sich auf dieser CD, bis auf zwei Ausnahmen, ausschließlich Arrangements des Briten Simon Lole. "Das sind Vorgaben", so Reinhard Kammler, "die uns gemacht wurden".

Jungprofis - aber keine Stars

Trotz ihres jungen Alters sind Jan, Nico und Georg im Grunde professionelle Sänger. Vom "Yiniold" in der Oper "Pelleas et Melisande" von Claude Debussy über die "Drei Knaben" in Mozarts "Zauberflöte" reicht ihr Repertoire bis hin zum Quartett der Knaben in Schumanns "Faustszenen" oder den Alt- und Sopranarien in Bachs "Weihnachtsoratorium". Auch mit berühmten Dirigenten wie Daniel Harding haben sie schon zusammengearbeitet.

"Die drei", so Reinhard Kammler, "sind jedoch nach wie vor voll integriert und sind nicht etwa hochnäsig. Man sollte hier sowieso keinen Personenkult betreiben, das würde auch pädagogisch keinen Sinn machen. So dass man also jetzt nicht die Namen der individuellen Sänger vermarktet, sondern auch natürlich dieses Institut Augsburger Domsingknaben."

Augsburger Eliteschule

Hinter ihrem Können steht die dort erfolgte profunde Stimmausbildung. Mit fünf Jahren kommen die meisten, die bei den Augsburger Domsingknaben mitsingen wollen, bereits in die musikalische Früherziehung. Über zwei Vorchöre steigen die Jungen dann auf in den Nachwuchschor. Von dort geht es weiter in den großen A-Chor oder schließlich in den besonderen Spitzenchor, den rund 40-köpfigen Kammerchor. Dies ist im Grunde die Auswahl derer, die immer mal wieder auch solistisch auftreten dürfen. Zudem erhalten sie hier Gruppen- und Einzelstimmbildung.

Getragen von der Augsburger Diözese wird das Angebot für die Jungs ergänzt durch Instrumentalunterricht und Hausaufgabenbetreuung. In Augsburg existiert bewusst kein Internat. Die Zeitbelastung bleibt für die jungen Sänger einigermaßen gering. Nur zweimal pro Woche sind sie gefordert. Singen soll hier immer noch freiwillige Freizeitgestaltung sein.

Die Chorjungen beim Dresdner Opernball 2014 (Foto: obs/Deutsche Grammophon Gesellschaft)
Beim Dresdner Opernball kamen sie gut anBild: obs/Deutsche Grammophon Gesellschaft
Nicolas, Jan und Georg im Augsburger Dom (Foto: Ben Wolf/DG)
Der Augsburger Dom ist ihr musikalisches ZuhauseBild: Ben Wolf/DG
Die drei Chorjungen posieren vor einer Wand (Foto: Ben Wolf/DG)
Die jungen Profis beim FototerminBild: Ben Wolf/DG