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Bosch Stiftung will Jugendlichen in der Balkan-Region Perspektiven eröffnen

28. Juli 2005

Jugendliche aus Deutschland und den Balkanländern will die Robert Bosch Stiftung zusammenbringen. Ziel der Zusammenarbeit ist die Hoffnung auf Versöhnung und Vernetzung. Die Projekte sollen Perspektiven aufzeigen.

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Gemeinsame Projekte in EuropaBild: European Community, 2004

Seit Jahren fördert die Robert Bosch Stiftung Projekte zwischen Schüler- und Jugendgruppen aus Deutschland und Osteuropa. Die Zusammenarbeit mit der Balkan-Region soll nun intensiviert. Im Rahmen des Programms „Mladi putevi u Evropi“ („Junge Wege in Europa“) fand in Belgrad am 14. und 15. Juli eine Projektbörse statt. Dabei hat eine internationale Kommission aus insgesamt 85 Projekten die besten 19 ausgewählt und vorgeschlagen, sie finanziell zu unterstützen. Eine endgültige Entscheidung darüber wird im September fallen.

Neue Kontakte und Erfahrungen

Während die Kommission hinter verschlossenen Türen im Hotel „Moskva“ („Moskau“) arbeitete, fand im Goethe-Institut in Belgrad ein Treffen zwischen Jugendlichen und Lehrern aus Deutschland und den Balkan-Ländern statt. Astrid Stefani, die Leiterin des Programms «Junge Wege in Europa», sagte: „Es waren 27 Teilnehmer da. Die Hälfte kam davon aus Deutschland und die übrigen kamen aus Serbien- Montenegro, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina. Sie erörterten diverse gemeinsame Projekte“.

Am ersten Abend wurden die Teilnehmer des Programms in der deutschen Botschaft in Belgrad empfangen. Botschafter Andreas Zobel würdigte die Bedeutung solcher Projekte für Jugendliche: „Serbien-Montenegro ist ein Land, das über 15 Jahre in Isolation lebte. Es ist ein Land, in dem die Jugendlichen nur Krieg, Intoleranz und Hass kannten. Deswegen ist es ausgenommen wichtig, dass diese schlechten Erfahrungen überwunden und den Jugendlichen neue Perspektiven eröffnet werden. Sie sollen Kontakte mit Jugendlichen in Europa aufnehmen und mit ihnen zusammenarbeiten“. Botschafter Zobel wies ferner darauf hin, dass über 70 Prozent der Jugendlichen in Serbien-Montenegro niemals das Ausland besucht haben.

Partnersuche für Projekte

Am zweiten Tag haben die Teilnehmer in den Räumen des Goethe-Instituts in kleineren Gruppen über zukünftige gemeinsame Projekte gesprochen. „Ich bin Aida Vehabovic, komme aus Sarajewo und arbeite für die deutsche humanitäre Organisation «Schüler helfen leben». «Wir sind hergekommen, um Kontakte zu knüpfen, neue Kooperationspartner vom Balkan kennen zu lernen und selbstverständlich potentielle Sponsoren“, erklärte Aida Vehabovic. Zur Atmosphäre und Kooperation sagt sie: „Das ist hervorragend, wir arbeiten bereits seit Jahren auf internationalen Seminaren zum Thema Schülerrat im Rahmen unserer Organisation zusammen. Wir haben Teilnehmer aus Mazedonien, Serbien, Montenegro, Kosovo, Albanien, Deutschland und anderen Länder gehabt.»

Nataša Paunović, Gymnasiastin aus Kragujevac betonte, dies sei ihre erste Teilnahme an solch einem Projekt. Sie schlug vor, “dass wir uns alle zusammenschließen und ein gemeinsames Projekt umsetzen. Also die Länder Ex-Jugoslawiens und Deutschland gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung”.

Auch Zlatko Stamenov aus Mazedonien war zufrieden. Er fand zwei Partner, mit denen er ein konkretes Projekt mit der Unterstützung der Robert Bosch Stiftung entwickeln möchte. „Das sind Projekt für jugendliche Subkulturen auf dem Balkan. Für eine Gruppe von 30 Jugendlichen, die 40 Tage lang diese drei Länder bereisen und von einander lernen sowie die jeweilige Kultur und Tradition kennen lernen sollen. Abschließend soll darüber ein kurzer Dokumentarfilm gedreht werden“, sagte Stamenkov.

Während man für die Jugendlichen aus den ex-jugoslawischen Republiken leicht viele Gründe für den Bedarf nach Austausch und Zusammenarbeit finden kann, stellte sich die Frage, warum sich junge Leute aus Deutschland an den Projekten beteiligen. „Das ist eine gute Frage, darüber habe ich eigentlich auch auf dem Weg hierher auch nachgedacht. Ich möchte, dass es in dieser Region nie wieder Krieg gibt. Ich gehöre zwar zur Nachkriegsgeneration, wurde aber sehr an diesen Krieg erinnert, weil mein Vater lange in russischer Kriegsgefangenschaft war. Ich möchte, dass es in Europa nie wieder Krieg gibt“, sagte Martina Lutinger, eine Berliner Lehrerin, die schon seit einem Jahr mit einer Schule in Sremski Karlovci zusammenarbeitet.

Bosch Stiftung setzt auf die Jugend

Der Leiter der Abteilung für Ausbildung und Gesellschaft der Robert Bosch Stiftung, Günther Gerstberger, erklärte die Ziele seiner Institution. Es gehe darum, Zukunftsperspektiven für junge Leute aus der Balkanregion zu entwickeln: „Es ist das Interesse, dass aus dem Anliegen von Robert Bosch resultiert – ein friedliches, selbstbewusstes, erfolgreiches und starkes Europa zu schaffen. Es sind gerade die Jugendlichen, die zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte entwickeln sollten“. Die Europäische Union befinde sich derzeit in einer Krise, doch Gerstberger ist davon überzeugt: „Längerfristig ist der Prozess der Annäherung, der Integration des Balkan unerlässlich. Wenn wir heute von einer EU-Mitgliedschaft der Türkei sprechen, ist es unmöglich den Balkan zu vergessen, der sich zwischen der EU und der Türkei befindet. Dies ist ein unumgänglicher Prozess“, sagte Gerstberger.

Bahri Cani

DW-Radio/Serbisch, 25.7.2005, Fokus Ost-Südost