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Maschinenbauer Kautex

Andreas Becker11. Februar 2009

Die Wirtschaftskrise ist beim deutschen Maschinen- und Anlagenbau angekommen: Auch hier eingebrochene Umsätze und weniger Arbeit. Einer der Betroffenen ist der Bonner Anlagenbauer Kautex.

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Solche Plastikprodukte werden auf KAUTEX-Anlagen hergestellt (Quelle: Kautex)
Weniger gefragt: Neue Maschinen für PlastikprodukteBild: KAUTEX

Shampoo-Flaschen, große Chemikalienfässer und Tankbehälter in Autos haben eines gemeinsam – sie werden mit demselben Verfahren hergestellt. Im Fachjargon heißt es Extrusionsblasformtechnik. Darauf hat sich Kautex Maschinenbau in Bonn spezialisiert.

Eine fertige Anlage des Bonner Anlagenbau-Unternehmens KAUTEX(Quelle: Kautex.)
Eine fertige Kautex-MaschineBild: KAUTEX

Die Maschinen, die hier gebaut werden, blasen Kunststoff in jede gewünschte Form. Das ist ein wenig so, als würde ein Luftballon innerhalb eines geschlossenen Schuhkartons aufgepumpt. Nur ist das bei den Kautex-Maschinen natürlich komplizierter, geschieht mit großem Druck, hohen Temperaturen und verschiedenen Materialien. Der Kunststoff eines Autotanks etwa besteht aus sechs verschiedenen Schichten. Am Ende spucken die Maschinen dann pro Stunde dutzende identische Tankbehälter aus - oder tausende Shampoo-Flaschen.

Wertvolle Einzelstücke

Die Maschinen, die Kautex in Bonn herstellt, sind Einzelstücke, genau an die Wünsche der Kunden angepasst. Für die Käufer aus aller Welt ist jede Anlage eine Investition, die genau überlegt sein will. So kostet beispielsweise eine vergleichsweise einfache Maschine, die Fässer herstellt, mehr als eine Millionen Euro. Größere Anlagen, die Autotanks mit mehreren Kunststoffschichten produzieren, kosten bis zu drei Millionen Euro.

Bis 2007 lief das Geschäft hervorragend, sagt Olaf Weiland, geschäftsführender Gesellschafter von Kautex Maschinenbau: "Wir haben von 2004 bis 2007 immer ein zweistelliges Wachstum gehabt, Jahr für Jahr immer so elf bis zwölf Prozent Wachstum."

Umsatz geht zurück

Olaf Weiland, Vorsitzender der KAUTEX-Geschäftsführung (Quelle: Kautex)
Olaf Weiland, Vorsitzender der KAUTEX-GeschäftsführungBild: KAUTEX

Die Kautex- Mitarbeiter machten Überstunden, um die Auftragsflut zu bewältigen. Doch schon bald merkte Weiland, dass einige seiner Kunden in Schwierigkeiten steckten. Zwischen der Bestellung und der Auslieferung der Maschine vergeht bis zu einem Jahr. In dieser Zeit hatte sich die Lage der Kunden so verschlechtert, dass sie die neue Anlage gar nicht in Betrieb nehmen konnten. "Sie hatten ihre Halle nicht gebaut, sie hatten die Fundamente nicht gegossen, sie hatten die Energieanschlüsse nicht bereit gestellt", sagt Weiland. Einige Kunden seien offen auf ihn zugekommen und baten darum, die Auslieferung zu verschieben. In wenigen Fällen habe es auch Stornierungen gegeben.

Inzwischen gibt es auch weniger Aufträge. Nach Jahren des zweistelligen Wachstums ist der Umsatz nun auf 63 Millionen Euro gesunken – ein Minus von vier Prozent. "Der Absatz von Maschinen ist sogar um zwölf Prozent zurückgegangen", sagt Geschäftsführer Weiland. Allerdings habe sein Unternehmen das etwas ausgleichen können durch ein Wachstum im Service-Geschäft, also dem Warten oder Nachrüsten alter Anlagen.

Weniger Arbeit, mehr Freizeit

Weiland kann sich etwas damit trösten, dass es anderen Unternehmen aus der Branche ähnlich geht. Seine Zahlen seien sogar besser als der Durchschnitt. Das Problem bleibt jedoch dasselbe: Warum sollte ein Tankhersteller in eine teure Maschine investieren, mit der er noch mehr Tanks produzieren kann, wenn seine Kunden, die Autohersteller, ihre Produktion zurückfahren?

Firmensitz des Anlagenbauers KAUTEX in Bonn (Quelle: Kautex)
Weniger Arbeit beim Anlagenbauer KAUTEX in BonnBild: KAUTEX

Für die 260 Kautex- Mitarbeiter in Bonn heißt das: Es gibt weniger zu tun. Geschäftsführer Weiland glaubt allerdings, die geringere Auslastung über Zeitguthaben ausgleichen zu können. Denn die Belegschaft hat in der Vergangenheit viele Überstunden gesammelt, die in der zweiten Hälfte dieses Jahres als bezahlte Freizeit genutzt werden können.

Entlassungen in China

China ist das mit Abstand wichtigste Abnehmerland des Unternehmens. In Süd-China hat Kautex auch ein zweites Werk, in dem einfachere, nicht maßgeschneiderte Maschinen gebaut werden. 140 Menschen arbeiten hier, rund zehn Prozent wurden vor kurzem entlassen – auch hier war die Auslastung zurück gegangen.

Geschäftsführer Weiland hofft, dass sich die wirtschaftliche Lage bald bessert. Natürlich seien gültige Prognosen zur Zeit sehr schwierig. Aber er achte sehr genau auf die Signale seiner Kunden, sagt Weiland. Gerade bei der Autoindustrie habe er in letzter Zeit wieder etwas Optimismus verspürt. In der zweiten Jahreshälfte werde es wieder aufwärts gehen, so Weiland, spätestens aber 2010.