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Bonbon aus Wurst

18. Mai 2009

So heißt Helge Schneiders neues Buch. Es ist der zweite Teil seiner Memoiren. Wir haben ihn in Köln getroffen und uns ordentlich was erzählen lassen.

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Porträt von Helge Schneider
Bild: Helge Schneider

Helge Schneider kann viel. Er ist ein begnadeter Jazzmusiker, ein perfekter Live Performer, Schauspieler, pointierter Erzähler und ein Meister der Improvisation. Aber lange Zeit lebte der eingefleischte Ruhrgebietler mehr schlecht als Recht von seinen Engagements. Erst ein Auftritt in der Fernsehsendung „Wetten Dass“ katapultierte ihn und seine Musik an die Spitze. 1994 veröffentlichte er sein Lied „Katzeklo“, das sich mehr als 300.000 Mal verkaufte.

Wurst als Droge

Cover des aktuellen Helge Schneider Buches "Bonbon aus Wurst"
Bild: KiWi GmbH

Der Erfolg des schrägen Songs war seinen zwei pubertierenden Töchtern damals peinlich. Helge Schneider ist nicht viel peinlich. Nur sein Lied „Bonbon aus Wurst“, das genauso wie sein neues Buch heißt. Er hat es nur manchmal vor Publikum gesungen, zu viele Zweideutigkeiten. Die mag der Künstler nicht immer. Aber Wurst mag er. Das sei typisch für ein Kind aus dem ehemaligen Kohlenpott, sagt er. Da werde man ja schon im zarten Alter von einem Jahr beim Metzger angefixt.

Helge Schneider hat seinen Heimatort Mühlheim an der Ruhr nie wirklich verlassen. Er ist gerne dort und hier schreibt er auch seine Bücher. Autobiographien und Kriminalgeschichten. Das Schreiben strenge ihn mehr an als andere. „Denken ist harte Arbeit. Da bin ich am Ende des Tages kaputt. Ich schaffe nie mehr als zwei Seiten pro Tag“, sagt er mit einem für ihn ungewohnt ernsten Gesicht.

Szenenfoto aus dem Film "Mein Führer" mit Helge Schneider als Hitler
Helge als Hitler im Film "Mein Führer"Bild: X-Verleih

Eigentlich sah die Karriere des jungen Helge Schneider eher düster aus. Er flog von der Schule, trieb sich rum, fing zahlreiche Ausbildungen an und brach sie allesamt ab. Selbst als er mit einer Ausnahmegenehmigung am Duisburger Konservatorium aufgenommen wurde, hatte er schnell keine Lust mehr. Seine Liebe und sein Interesse galten der Musik. Der Jazzmusik. Aber immer ernst gucken und Jazz spielen, war auch nicht seine Sache.

Eine eigene Welt

Helge Schneider Plakat
Bild: Helge Schneider

Er wollte etwas anderes. Und so schuf er sich nach und nach seine eigene Welt, in der er als seltsamer Kauz in lustig anmutenden Verkleidungen vor das Publikum trat. Sein Humor ist schräg und nicht für jeden nachvollziehbar, er sagt, es ist ihm egal. Er hat sich ein kindliches Gemüt und eine kindliche Begeisterung bewahrt, will sich immer noch gerne ausprobieren. Und phantasieren. Aber ob er noch mal ein Buch schreibt, wisse er noch nicht. Vorerst keinen Krimi und womöglich auch keine Autobiographie mehr. Das sei Quatsch und nur etwas für Leute, die sich selbst ständig überhöhen wollen. Und, ja, das hat er nun wirklich schon lange nicht mehr nötig.

Autorin: Susanne Luerweg

Redaktion: Marlis Schaum

Helge Schneider, "Bonbon aus Wurst", Kiepenheuer & Witsch, 144 Seiten, 7,95 Euro