1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bombensichere Geldanlage

Steffen Leidel1. März 2003

In Krisenzeiten besinnen sich die Anleger auf unvergängliche Werte. Gold hat Hochkonjunktur. Kriegsängste und der Vertrauensverlust an den Aktienmärkten lassen den Preis für das Edelmetall in die Höhe schnellen.

https://p.dw.com/p/368g
Goldbarren: Werte ohne VerfallsdatumBild: AP

In guten Zeiten haben Anleger kaum einen Blick für Gold, es sei denn sie sind Kunde in einem Juwelierladen. Funktioniert die Wirtschaft, ist das Edelmetall als Anlage wenig lukrativ. Dann ist der Goldpreis niedrig und schwankt kaum. Das ändert sich schlagartig, wenn dunkle Wolken am Himmel der Finanzmärkte auftauchen.

"Gold erlebt zurzeit eine Renaissance als Fluchtanlage", sagt Claudia Windt, Analystin von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zu DW-WORLD. Die Finanzmärkte litten unter einem massiven Vertrauensverlust, so dass Gold wieder als Anlage interessant werde. Der Goldpreis pro Feinunze (31,1 Gramm) ist in nur einem Jahr um rund 25 Prozent auf knapp 350 US-Dollar geklettert. Ende 2001 dümpelte er noch bei 270 Dollar. Neben mangelndem Vertrauen in Aktien – ausgelöst durch Finanzskandale à la Enron in den USA und überraschende Unternehmenspleiten - ist für den Preisanstieg nach Ansicht von Analysten auch der schwache Dollar-Kurs gegenüber dem Euro und dem japanischen Yen verantwortlich.

Krieg als Preistreiber

Als "aktuell treibende Kraft" komme laut Windt ein möglicher Irak-Krieg noch dazu. "Die Unsicherheit über den Ausgang der Krise ist noch größer als beim ersten Golfkrieg 1991", sagt die Helaba-Analystin. Eine Eskalation des Konflikts könnte den Goldpreis noch weiter in die Höhe treiben. 600 Dollar pro Feinunze wird von verschiedenen Analysten als möglich eingestuft. Einen ungeahnten Höhenflug des Goldpreises auf über 800 Dollar, wie im Jahre 1980, hält Windt jedoch für sehr unwahrscheinlich. Damals habe es exorbitante Inflationsraten gegeben. "Heute müsste es schon zu einer globalen Destabilisierung kommen, damit der Preis so stark ansteigt", so Windt.

Nicht alle Analysten teilen die Ansicht, dass sich ein Irak-Krieg direkt auf den Goldpreis auswirken wird. Martin Siegel, Manager des PEH-Q-Goldmines Fonds, glaubt, dass der Goldpreis während eines Irak-Krieges sogar kurzfristig sinken könnte. "Im ersten Golfkrieg 1991 ist der Preis am ersten Tag gefallen, da überall von einem schnellen Ausgang des Krieges die Rede war", so Siegel zu DW-WORLD. Er geht davon aus, dass die USA sich die irakischen Ölquellen aneignen wollen, um danach den Ölpreis hoch zu halten und damit die Kosten des Krieges wieder einzuspielen.

Wagnis Minenaktien

Langfristig rechnet allerdings auch Siegel mit einem steigenden Goldpreis. Für die überall grassierende Schuldenlast sowie für die Wirtschaftkrisen in Südamerika oder Japan sei kein Ende abzusehen. Was des einen Leid, ist des anderen Freud: Dass mit Gold in schlechten Zeiten gute Geschäfte zu machen sind, zeigt der Goldmines Fonds, der innerhalb eines Jahres auf 150 Prozent wuchs. Minenaktien reagieren sehr sensibel auf den Goldpreis. Hier sei ein "Hebeleffekt" zu beobachten, sagt Siegel. "Legt der Goldpreis um zehn Prozent zu, steigen die Aktien zwischen 20 und 50 Prozent." Allerdings bleiben Investitionen in Minenaktien nach Ansicht von Helaba-Analystin Windt ein Wagnis. Da brauche man schon eine gewisse "Zockermentalität", wenn man mit solchen Aktien schnell Gewinne machen möchte. Beim Goldabbau gebe es viele Unwägbarkeiten, die nicht vorhersehbar seien, so Windt.

Absolute Sicherheit gibt es nur, wenn Gold in Form von Münzen oder Barren erworben wird. "Dann dient Gold vor allem der Wertbewahrung und ist insofern eine krisensichere Altersvorsorge", sagt Siegel. Dazu kommt noch ein weiterer Vorteil: Mit dem Edelmetall kann Vermögen steuerfrei gebildet werden, eine Zinssteuer fällt nicht an. Trotzdem ist nach Ansicht von Jürgen Steines, Händler für Devisen und Edelmetalle bei der Bank UBS-Warburg, diese Form der Gold-Anlage wenig lukrativ. "Durch die physische Lieferung oder Lagerung entstehen dem Anleger zu hohe Kosten", so Steines. Ein Goldschatz unterm Kopfkissen oder im Tresor der Hausbank lohne sich nur für wahre Goldliebhaber.