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Bombenexplosionen vor NATO-Gipfel

24. Juni 2004

Vier Tage vor dem NATO-Gipfel in der Türkei sind bei zwei Bombenanschlägen vier Menschen getötet worden. Eine der Bomben explodierte vor dem Hotel, in dem US-Präsident Bush vor dem Gipfel übernachten wollte.

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Mindestens 17 Menschen sollen verletzt worden seinBild: dpa


Vier Tage vor Beginn des NATO-Gipfeltreffens in Istanbul sind bei zwei Bombenexplosionen in der Türkei vier Menschen getötet und mindestens 17 weitere verletzt worden. Im Istanbuler Viertel Fatih, wo am nächsten Montag der NATO-Gipfel beginnen soll, detonierte am Donnerstag (24.6.2004) in einem Stadtbus ein Sprengsatz. In der Hauptstadt Ankara war wenige Stunden zuvor eine Paketbombe vor dem Hotel explodiert, in dem US-Präsident George W. Bush am Wochenende übernachten will. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer stellte das Gipfeltreffen dennoch nicht in Frage. Auch Bush will an seinem Programm unverändert festhalten.

Anschlag vermutlich von "linker Gruppe"

Der Bürgermeister von Istanbul, Muammer Güler, sagte, der Sprengsatz im Autobus sei auf den Knien einer jungen Frau und offenbar vorzeitig explodiert. Die etwa 25-Jährige habe die Bombe vermutlich nur transportieren wollen. Die Anschläge gingen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Konto einer marxistisch-linksextremen Organisation.

Die Bombe explodierte, als der Autobus im europäischen Teil Istanbuls vor einem Blutspendezentrum des Roten Kreuzes vorbeifuhr. Augenzeugen sagten, das Fahrzeug sei voll besetzt gewesen. Getötet wurden zwei Männer und zwei Frauen, eine von ihnen diejenige, welche die Bombe transportierte, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Drei Verdächtige seien festgenommen worden. Zwei Männer wurden demnach nach Hinweisen aus der Bevölkerung im Stadtteil Beyazit festgenommen, in dem der Bus gestartet war. Eine Frau sei in einem nahegelegenen Wohnviertel gefasst worden.

Anschlag in Nähe von Bush-Hotel

Die Paketbombe in Ankara explodierte rund 20 Meter vor dem Hotel Hilton, in dem Bush an diesem Samstagabend übernachten will. Dabei wurden zwei Polizisten und ein Passant verletzt, wie Polizeichef Ercüment Yilmaz dem Nachrichtensender CNN-Türk sagte. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.

In Istanbul überprüfte die Polizei zahlreiche verdächtige Pakete. In der knapp 50 Kilometer südlich gelegenen Stadt Yalova brachten Polizisten eine Zeitbombe kontrolliert zur Explosion. Der Sprengsatz habe vor allem aus Düngemittel und Diesel bestanden. Von Yalova aus fahren viele Fähren über das Marmara-Meer nach Istanbul. Polizisten durchsuchten Einkaufszentren, Bahnhöfe und Fähren nach weiteren Bomben.

Vertrauen in die Türkei

NATO-Generalsekretär De Hoop Scheffer sagte in Brüssel, er habe volles Vertrauen, dass die türkischen Gastgeber alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen würden. Auch Bush wollte an seinem Programm unverändert festhalten, wie der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, betonte.

Bush soll am Samstag in Ankara eintreffen, will sich am Sonntag mit Vertretern der türkischen Regierung treffen und dann am Sonntagnachmittag nach Istanbul reisen. Mehr als 10.000 Polizisten sollen seinen Besuch in Ankara absichern.

Zum Schutz des NATO-Gipfels in Istanbul sind mehr als 26.000 Polizisten, Eliteeinheiten der Armee und Experten für Massenvernichtungswaffen mobilisiert. Zu dem NATO-Treffen werden zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs erwartet. Für Polizei, Geheimdienste und Armee gilt bereits seit Wochen erhöhte Alarmbereitschaft. Im November waren bei einer Anschlagsserie auf Synagogen und britische Einrichtungen in Istanbul 63 Menschen getötet worden.

Sicherheitskräfte greifen hart durch

Presseberichten zufolge wurden in den vergangenen drei Wochen mehr als 300 Menschen festgenommen: Islamisten, Mitglieder linksextremer Gruppierungen, Mitarbeiter kurdischer Kulturvereine und Journalisten. Während des Gipfeltreffens ist das Überfliegen der

Zehn-Millionen-Einwohnerstadt verboten. AWACS-Flugzeuge der NATO werden den Luftraum rund um die Uhr kontrollieren. Der Bosporus, die Meerenge zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil der Stadt, wird für Öltanker und Schiffe mit Gefahrengut ebenso gesperrt wie für Autofähren und Fischerboote. Der Tagungsort liegt

am Westufer des Bosporus in einem Sperrgebiet, das in einem Umkreis von zehn Kilometern mit Metall- und Betonbarrieren abgesichert ist und größtenteils verkehrsfreie Zone sein wird. (ali)