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Bombenexplosionen im westindischen Pune

Priya Esselborn2. August 2012

Vier Bombenexplosionen haben die westindische Wirtschaftsmetropole Pune aufgeschreckt. Viele deutsche Unternehmen sind hier ansässig. Die Anschläge haben vor allem Symbolwirkung.

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Ein Polizist untersucht den Ort einer Bombenexplosion in Pune (Foto: AP)
Bild: AP

Erleichterung in Indien: Die vier Bombenexplosionen in Pune, südöstlich von Mumbai (Bombay) gelegen, haben keine Menschenleben gefordert, es gab nur einen Verletzten. Innerhalb von etwas mehr als vierzig Minuten gingen die Bomben am frühen Mittwochabend (01.08.2012) in einem Radius von einem Kilometer hoch, zwei Sprengsätze konnten noch rechtzeitig entschärft werden. Unklar ist, wer hinter den Anschlägen steckt. Man ermittle in alle Richtungen, hieß es von Seiten der Behörden. Offenbar steckt eine koordinierte Planung hinter den Anschlägen. "Ist der Terror zurück?" fragte die angesehene hindisprachige Zeitung "Dainik Bhaskar". Tief sitzt noch der Schock von Mumbai, Indiens "11. September". Im November 2008 hatten zehn Geiselnehmer ein Blutbad in der Finanzmetropole angerichtet, über 160 Menschen wurden getötet.

Symbolkraft Punes

Die Bombenanschläge von Pune haben auf jeden Fall Symbolwirkung. Mehr als fünf Millionen Menschen leben in Pune, das wegen seiner vielen Bildungseinrichtungen gerne auch als "Oxford des Ostens" bezeichnet wird. Die Stadt ist ein aufstrebendes Industriezentrum. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Automobil- und Softwareindustrie sowie Maschinenbau haben sich hier angesiedelt. Dabei ist Pune eine Stadt, die fest in deutscher Hand ist, wenn man sich die Anzahl der dort ansässigen deutschen Unternehmen betrachtet. Volkswagen baut hier Autos, Daimler, der Allianz-Konzern und Thyssen-Krupp sind ebenfalls vor Ort, insgesamt rund 250 kleinere und größere deutsche Unternehmen. Pune ist seit 1976 auch Partnerstadt der deutschen Hansestadt Bremen.

Der damalige Bundespräsident Horst Köhler im VW-Werk in Pune (Foto: AP)
Der damalige Bundespräsident Horst Köhler im VW-Werk in PuneBild: AP

Bernhard Steinrücke ist der Geschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer in Indien. Er sieht bisher noch keine große Besorgnis bei den deutschen Unternehmen in Pune: "Leider haben wir immer wieder Bombenanschläge in vielen Städten in Indien zu verzeichnen. Das ist natürlich nicht unbedingt Werbung für Indien."

Indien und der Terror

Die Liste der Anschläge in indischen Städten ist lang. Bereits 2010 war Pune Ziel eines Anschlags gewesen. Damals waren bei einer Explosion in einem vor allem bei Ausländern beliebten Café, der "German Bakery", 17 Menschen ums Leben gekommen, 70 wurden verletzt. Im September 2011 starben bei einem Anschlag in der Hauptstadt Delhi zwölf Menschen. Auch die Finanz- und Wirtschaftsmetropole Mumbai ist immer wieder ein Anschlagsziel. Neben dem Geiseldrama im Jahr 2008 kamen schon vor fast zwanzig Jahren, 1993, bei einer Anschlagsserie mehr als 250 Menschen ums Leben. 2006 waren es erneut bei einer Attacke 200. Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen zufolge geht die Zahl der Todesfälle durch Anschläge in Indien inzwischen in die Tausende.

Sicherheitsexperte Afsar Karim aus Neu-Delhi kritisiert das staatliche Versagen angesichts der Terrorbedrohung in Indien : "In Pune funktionierten die Überwachungskameras nicht, das heißt, wir haben keine Aufzeichnungen von den Tätern. Es gab außerdem immer wieder Ideen und Verbesserungsvorschläge, wie man derartige Anschläge verhindern kann. Doch sie wurden nicht umgesetzt." Die Anschläge in Pune seien daher eine eindringliche Warnung und ihre Aufarbeitung sollte trotz der vergleichsweise geringen Schäden ernst genommen werden, so Karim.

Indischer Soldat vor dem brennenden Taj-Mahal-Hotel in Mumbai 2008 (Foto: AP)
Die traumatischen Erlebnisse vom Angriff auf Mumbai im November 2008 sind noch nicht vergessen.Bild: AP

Indien steht nicht nur im Fadenkreuz internationaler, vornehmlich islamistischer Terrornetzwerke. Auch indische Separatistenbewegungen werden immer wieder für Anschläge im Land verantwortlich gemacht. Seit den 1960er Jahren kämpfen in Ost- und Zentralindien maoistische Rebellen für einen Systemwechsel und sind inzwischen in mehr als einem Drittel des Landes aktiv.

Über den Schaden für die indische Wirtschaft, der von Terroranschlägen ausgeht, kann nur spekuliert werden. Tatsache ist, dass ausländische Investitionen in Indien in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Als Gründe werden vor allem die weitverbreitete Korruption, schwerfällige Bürokratie und ausbleibende Reformen genannt. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes betrugen die neuen Direktinvestitionen im Finanzjahr 2010-2011 aus Deutschland in Indien nur 200 Millionen Dollar. Im Vorjahr waren es noch 626 Millionen Dollar gewesen.