Bombenentschärfung in Hannover erfolgreich
7. Mai 2017Die dritte Bombe konnte mit einem sogenannten Wasserschneidgerät unschädlich gemacht werden. Der Einsatz des Spezialgerätes war notwendig geworden, weil der stark beschädigte Zünder nicht manuell herausgedreht werden konnte. Zuvor hatten die Sprengmeister schon zwei andere Weltkriegsbomben entschärft. Mehr als 50.000 Anwohner können nun in ihre Wohnungen zurückkehren.
Die Evakuierungsaktion in einem dicht besiedelten Wohngebiet hatte um 9.00 Uhr begonnen. Bis zum Mittag mussten alle Bewohner das Sperrgebiet verlassen. Auf einem Baugelände waren zunächst 13 Bomben vermutet worden, dann hatte sich der Verdacht nach Sondierungsarbeiten zunächst an fünf Punkten erhärtet. Auf die Verdachtspunkte waren die Experten des Kampfmittelräumdienstes bei der Auswertung von Luftbildern gestoßen. Die alten Aufnahmen wurden gezielt analysiert, weil auf dem Gelände gebaut werden soll. Bei Sondierungen bestätigte sich der Verdacht auf Weltkriegsblindgänger.
Im Laufe der Arbeiten entpuppten sich mittlerweile drei von fünf möglichen Bomben als Metallschrott, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Hannover. Die Kampfmittelexperten hätten die Stellen näher untersuchen können und nun Entwarnung gegeben. Dafür entdeckten sie eine weitere Bombe.
Hannover generalstabsmäßig vorbereitet
Die von der Räumung betroffenen Haushalte, in denen rund 50.000 Menschen leben, wurden bereits Mitte April mit mehrsprachigen Broschüren über die bevorstehende Aktion informiert. In dem Sicherheitsbereich in den Stadtteilen Vahrenwald, List und Nordstadt liegen auch sieben Alten- und Pflegeheime und eine Klinik. Bereits am Freitag waren erste Bewohner der Einrichtungen vorübergehend umgezogen.
Bahnverkehr eingeschränkt
Auch Bahnreisende müssen sich auf Behinderungen einstellen. Ab dem frühen Nachmittag halten praktisch alle über Hannover fahrenden IC- und ICE-Züge nicht mehr im Hauptbahnhof, sondern stoppen bei Ersatzhalten in Wolfsburg, Lehrte, Wunstorf und Hannover Messe/Laatzen. Auch im Bahn-Regionalverkehr müssen sich die Fahrgäste auf Umsteigen einstellen.
Die Stadt organisiert für die Betroffenen der Evakuierungsaktion ein großes Kultur- und Unterhaltungsprogramm. Museumsführungen, Kinofilme für Kinder und ein Spielenachmittag für Senioren sind geplant.
Als gefährliche Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkriegs werden in Deutschlands Böden noch zigtausende Fliegenbomben vermutet. In den allermeisten Fällen verläuft ihre Entschärfung glatt. Die bislang größte Evakuierungsaktion nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bisher in Augsburg: Dort betraf eine Bombenentschärfung im Dezember 2016 rund 54.000 Menschen.
qu/se (dpa, afp)