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BMW-Erbin Johanna Quandt gestorben

5. August 2015

Eine der reichsten und bekanntesten deutschen Unternehmerinnen ist tot: Die BMW-Großaktionärin Johanna Quandt nahm regen Einfluss auf den Autokonzern. Sie wurde 89 Jahre alt.

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Johanna Quandt SW
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Das Oberhaupt der Unternehmerfamilie Quandt starb bereits am Montag im Alter von 89 Jahren in Bad Homburg bei Frankfurt. Das sagte ein Sprecher der Familie Quandt am Mittwoch. Zusammen mit ihren Kindern Stefan Quandt und Susanne Klatten hielt Johanna Quandt knapp die Hälfte der BMW-Stammaktien. Die Geschwister sitzen auch im Aufsichtsrat des Autobauers. Die starke Stellung der Familie hat in den vergangenen Jahren für große Kontinuität bei dem Münchner Konzern gesorgt.

Die Großaktionärin habe dem Unternehmen "Begeisterung und Leidenschaft" entgegengebracht sowie Rückhalt und Sicherheit gegeben», sagte der neue BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger der "Süddeutschen Zeitung" (Online). Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch lobte, Johanna Quandt habe "auch bei unterschiedlichen Interessenlagen nie die Bodenhaftung verloren - und in schwierigen Zeiten die Anliegen der einfachen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auge behalten".

Eine der reichsten Deutschen

BMW ist einer der erfolgreichsten Autokonzerne der Welt. Auch in diesem Jahr steuern die Münchner auf neue Bestmarken bei Verkäufen, Umsatz und Gewinn zu. Nach Schätzung des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" war Johanna Quandt mit umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro Vermögen eine der reichsten Deutschen, dazu zählen demnach auch ihre beiden Kinder.

Johanna Maria Quandt, so ihr vollständiger Name, arbeitete in den 1950er Jahren für den Unternehmer Herbert Quandt, den sie 1960 heiratete. Nach seinem Tod 1982 übernahm Johanna Quandt die Mandate in den Aufsichtsräten von BMW, Altana und anderen Gesellschaften. Ende der 1990er Jahre übergab sie die unternehmerische Verantwortung an ihre beiden Kinder.

Gemeinnütziges Engagement

Die Tochter eines Kunsthistorikers machte sich auch einen Namen durch ihr gemeinnütziges Engagement. Unter anderem förderte sie junge Journalisten. Darüber hinaus engagierte sie sich für die Medizin und die medizinisch-wissenschaftliche Forschung. Johanna Quandt erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz. "Ein Vermögen zu besitzen, das bedeutet auch, gesellschaftliche Verantwortung zu tragen", sagte sie bei der Verleihung 2009.

Eine Großspende der Familie Quandt an die CDU sorgte 2013 für Schlagzeilen, weil sie zeitlich in den Streit um die neuen Abgasnormen für Autos in der EU fiel. Die NDR-Fernsehdokumentation "Das Schweigen der Quandts" aus dem Jahr 2007 löste eine kontroverse Debatte über die Rolle der Familie Quandt während der Hitler-Diktatur aus. Demnach trugen KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter dazu bei, das Vermögen der Familie zu mehren und den Konzern weiter auszubauen.

"Fast preußisch pflichtbewusst"

Auf öffentliche Auftritte legte Johanna Quandt keinen großen Wert. Ihr Sohn Stefan merkte dazu in einer Rede zu ihrem 80. Geburtstag an, so groß das Interesse seiner Mutter an anderen Menschen sei, so wenig leuchte ihr ein, dass sich jemand für sie interessieren könnte. So laute ihre Lieblingsantwort auf die Frage, ob sie "die" Frau Quandt sei: "Ach ja, schön wär's".

Als Unternehmerin habe seine Mutter die Aufgaben, die ihr nach dem Tod Herbert Quandts zugefallen waren, auf eine unspektakuläre und fast preußisch pflichtbewusste Weise erfüllt, berichtete ihr Sohn.

ul/kle (dpa, rtr, afp)