1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Blutiger Selbstmordanschlag in Mali

18. Januar 2017

Der unruhige Norden Malis kommt nicht zur Ruhe. Jetzt hat ein Selbstmordattentat vor einem Militärstützpunkt den westafrikanischen Krisenstaat erschüttert. Es gab viele Tote und Verletzte.

https://p.dw.com/p/2VygN
Mali Anschlag in Gao
Bild: Getty Images/AFP

Mindestens ein Attentäter sprengte sich mit einem Fahrzeug voller Sprengstoff in der nordmalischen Stadt Gao vor einem Camp in die Luft, als malische Streitkräfte und frühere Rebellen sich für eine gemeinsame Patrouille versammelten. Regierungssprecher Mountaga Dies teilte mit, die Zahl der Todesopfer sei auf mindestens 47 gestiegen. Es gebe Dutzende Verletzte. Unter den Todesopfern befänden sich fünf Selbstmordattentäter. Nach Angaben der Armee konnte das Fahrzeug des Angreifers die Sicherheitskontrollen passieren, weil es in der Farben der Armee angestrichen war.

"Das Krankenhaus ist überfüllt. Überall sind verstümmelte Körper", sagte Arboncana Maiga, ein Bewohner des Stadtviertels am Telefon. "So etwas haben wir in Gao noch nicht erlebt." Staatspräsident Ibrahim Boubacar Keita ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, wie sein Büro auf Twitter erklärte.

Die gemeinsamen Patrouillen von Streitkräften und früheren Rebellen, die der Attentäter offenbar zum Ziel hatte, sind ein zentrales Element des Friedensabkommens zur Stabilisierung des Landes. Sie sollen die früheren Rebellen integrieren. In Gao befindet sich einer der wichtigsten UN-Stützpunkte im Land. Das Attentat ist nach Ansicht von Beobachtern ein klarer Beleg, dass islamistische Extremisten im Norden Malis weiter zu großen Anschlägen fähig sind.

Die Terrorgruppe Al Kaida islamischen Mahgreb (AQIM) bekannte sich zu dem Anschlag. Es handele sich um Vergeltung für Gruppierungen in Mali, die mit Frankreich zusammenarbeiten, heißt es in einem Statement, das einer mauretanischen Nachrichtenagentur zugespielt wurde.

Mehr deutsche Soldaten nach Mali

Erst am Mittwoch hatte das Bundeskabinett die Erweiterung des Bundeswehreinsatzes in Mali beschlossen. Demnach soll sich die Bundeswehr künftig mit bis zu 1.000 Soldaten an der UN-Mission Minusma in Mali beteiligen. Deutschland will acht Hubschrauber unter anderem für medizinische Evakuierungen zur Verfügung stellen. Dafür muss auch Personal entsandt werden. Das aktuelle Mandat mit einer Obergrenze von 650 Soldaten läuft Ende Januar aus. Vor einer Fortsetzung der deutschen Beteiligung muss noch der Bundestag entscheiden. In Mali, das einst als "westafrikanische Vorzeigedemokratie" galt, sind derzeit etwa 11.000 Blauhelm-Soldaten im Einsatz.

Karte Mali Gao DEU/ENG

Der Einsatz in Mali gilt als besonders gefährlich. Das westafrikanische Land geriet vor knapp fünf Jahren nach einem Putsch und dem Aufstand bewaffneter Gruppen in eine schwere Krise. Islamistische Gruppen besetzten den Norden des Landes, Anfang 2013 griffen französische Truppen ein und drängten sie zurück. Doch immer wieder kommt es zu Kämpfen und Anschlägen.

Die UN-Mission soll zur Stabilisierung des Landes beitragen und bei der Umsetzung eines 2015 unterzeichneten Friedensabkommens helfen. Der Schwerpunkt des deutschen Engagements liegt auf Aufklärung und Objektschutz. Deutschland beteiligt sich darüber hinaus mit bis zu 300 Soldaten an der Ausbildungs- und Trainingsmission EUTM der EU in Mali.

Frankreich-Afrika-Gipfel in Mali

Menschenrechtler rügen Regierung

Nur Stunden vor dem Anschlag in Gao hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) der Regierung vorgeworfen, Zivilisten nicht ausreichend vor islamistischen Übergriffen zu schützen. Zuletzt seien in Nord- und Zentralmali mehrere Menschen von islamistischen Gruppierungen hingerichtet worden, betonte Corinne Dufka, stellvertretende Afrika-Direktorin der Organisation, in Nairobi. Zur gleichen Zeit soll demnach auch die Armee mindestens zehn Menschen hingerichtet und mehrere gefoltert haben.

"Die Lage ist im vergangenen Jahr immer brenzliger geworden", so Dufka. Die Einschüchterungen durch Islamisten und blutigen Ausschreitungen nähmen zu. Das "Versagen" der Regierung in Bamako, die Lage zu kontrollieren, verschärfe die Situation weiter.

kle/as (rtre, dpa, epd, ape)