Blutige Anschlagserie am Feiertag
2. Februar 2004Bei zwei Selbstmordanschlägen auf die Kurdenparteien im nordirakischen Erbil sind am Sonntag (1.2.2004) Behördenangaben zufolge 57 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 235 weitere seien verletzt worden. Nach Angaben des Leichenschauhauses in Erbil werde die Zahl der Opfer vermutlich weiter steigen. Kurdische Funktionäre sprachen von etwa 200 Toten. In den kurdischen Gebieten wurde der Notstand ausgerufen. Ärzte wurden aufgefordert, ihren Urlaub während des viertägigen Opferfestes Eid el Adha abzubrechen. Die Bevölkerung wurde um Blutspenden gebeten.
Die nahezu gleichzeitigen Anschläge richteten sich gegen Büros der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK). Unter den Opfern sind Korrespondenten-Berichten zufolge auch der Gouverneur von Erbil, Akram Mintik, und mehrere Minister.
Kerbela, Mossul, Kirkuk
Eine weitere Explosion in einem Munitionslager südwestlich von Kerbela kostete zuvor rund 20 Iraker das Leben. Das teilte ein Sprecher der von Polen geführten Truppen in dem Gebiet im Süden des Landes mit. Die genaue Zahl der Opfer sei wegen der Rauchwolken und der
Trümmer in dem Lager schwer zu bestimmen. Die Detonation habe sich kurz nach Mitternacht ereignet, während die Iraker versucht hätten, in das Lager einzubrechen.
Bei der Explosion einer Autobombe vor einer Polizeiwache in Mossul wurden am Samstag mindestens neun Menschen getötet und 45 verletzt. Drei US-Soldaten kamen nach Militärangaben bei der Detonation einer Bombe nahe Kirkuk ums Leben. Und bei einem Granatenangriff im Bagdader Stadtteil Baladijat, der vorwiegend von Palästinenser bewohnt wird, wurden nach Augenzeugenberichten in der Nacht zum Sonntag vier Palästinenser und ein Iraker getötet.
Bei einem Bombenanschlag auf ein Fahrzeug einer dänischen Hilfsorganisation in Basra starben nach Angaben der Organisation am Samstag zwei Mitarbeiter. Mehrere Iraker seien verwundet worden. Ebenfalls am Samstag wurden in Bagdad fünf Kinder verletzt, als eine unter dem Wagen eines Polizisten versteckte Bombe detonierte.
Wolfowitz warnt
Vize-Pentagonchef Wolfowitz traf am Sonntagmorgen aus Deutschland kommend in der irakischen Hauptstadt ein. Ein US-Militärsprecher wollte das Besuchsprogramm aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben. Bei seinem Aufenthalt in Irak im Oktober 2003 war die Nummer zwei im Pentagon nur knapp einem Anschlag entgangen. Bei dem Raketenangriff auf das Bagdader Hotel, in dem er untergebracht war, wurde ein US-Soldat getötet. (mas)